Traditionelle Anlagen
7. Oktober 2019

Faktorprämien: Size schwächelt

Auch über längere Zeiträume keinen Mehrwert. Value-Aktien besonders schwach.

Aktieninvestoren schätzen Faktorprämien. Allerdings funktionieren die einzelnen Faktoren nicht immer in gleichem Maße. „Nicht nur Value-Investoren haben es derzeit schwer: Auch die Small Caps sind zuletzt relativ gesehen schlecht gelaufen. Aber auch über längere Zeiträume konnten sie keinen Mehrwert liefern“, analysiert Sven Lehmann, Manager des HQT Global Quality Dividend. „Betrachtet man sämtliche Zehn-Jahres-Zeiträume seit 1990 lag die Outperformance der Small Caps im Mittel noch bei 2,6 Prozent pro Jahr. In Europa waren es sogar vier Prozent pro Jahr.“ In den vergangenen zehn Jahren habe sich der Fama-French-Effekt allerdings nicht materialisiert. „Über alle Regionen hinweg lag der Mehrwert der Small Caps deutlich unter seinem Mittelwert. In den USA und den Entwicklungsländern schnitten die Large Caps besser ab“, so Lehmann. Dabei falle die Underperformance umso deutlicher aus, je kürzer der betrachtete Zeitraum ist. „Auf Jahressicht blieben die Small Caps in sämtlichen Regionen hinter den Großkonzernen zurück. Im Mittel schnitten sie knapp sieben Prozent schlechter ab.“

Mit Size und Value schwächeln also somit ausgerechnet die beiden Faktoren, die im 3-Faktorenmodell von Fama und French neben der Marktrendite als die beiden weiteren Determinanten zur Erklärung von Aktienrenditen erkannt wurden. Das bahnbrechende Fama-French-Dreifaktorenmodell wurde im Laufe der Jahre mehrfach erweitert. Die heutige akademische Forschung zeigt, dass in Bezug auf Aktien drei weitere Stil-Faktoren im Vergleich zum breiten Markt langfristige Mehrrenditen erzielen können: hohe Unternehmensqualität (Quality), geringe Schwankungsbreite (Minimum Volatility) und positive Kursdynamik (Momentum) von Aktien.

Allerdings schwanken die Faktorprämien wie bereits erwähnt im Zeitverlauf. „Diese Faktoren wirken abhängig vom Marktzyklus nicht immer in gleichem Maße. Insofern ist die optimale Gewichtung auf Basis regelmäßiger, umfassender Analysen für den Anlageerfolg entscheidend“, so Hamed Mustafa, Leiter Institutional Sales Deutschland im Bereich ETF und Index Investing bei Blackrock, in einem aktuellen Kommentar. Bei Aktien kleinerer Unternehmen fährt Blackrock derzeit ein moderates Untergewicht, eine neutrale Positionierung empfiehlt sich für den Asset Manager bei Value-Aktien.

Comeback der Value-Aktien?

Die Frankfurt Performance Management AG ist dagegen als Value-Manager von Haus aus optimistischer für unterbewertete Aktien. „Nach jahrelanger Underperformance von Value-Aktien, insbesondere in den vergangenen 18 Monaten in einem dramatischen Ausmaß, hat sich eine aktuell sehr spannende Situation ergeben“, erklärt FPM-Fondsmanager Raik Hoffmann. „Viele Aktien haben 50 Prozent und mehr verloren, die Erwartungen für die Unternehmensgewinne sind im Keller. Ohne einen neuen externen Schock besteht eine gute Chance, dass sich die Industrie und damit auch die Unternehmensgewinne hier weiter stabilisieren, wenn nicht gar wieder erholen.“

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