„Der Bedarf hängt vom Steuerungskonzept des Anlegers ab“
Auf institutionelle Anleger kommen weitere Reporting-Pflichten zu. Lieferanten dafür sind oft die Fondsgesellschaften. Am Beispiel der großen institutionellen Kundengruppe der Kreditinstitute erläutert Dr. Raffaele Parise von Union Investment, was jetzt wichtig wird.
Herr Dr. Parise, Union Investment legt als eine der großen deutschen Fondsgesellschaften das Geld für Anleger aus den unterschiedlichsten Kundengruppen in Fonds und Mandaten an. Würden Sie diese Kundengruppen bitte einmal nennen.
Zum Kundenkreis von Union Investment zählen institutionelle Kunden wie Versicherungen, Altersvorsorgeeinrichtungen/Pensionskassen und -fonds, Unternehmen, Kreditinstitute, kirchliche Anleger und Stiftungen sowie Privatanleger.
Jede dieser Kundengruppen stellt eigene Ansprüche an das finanzielle Reporting. Ist das richtig? Aber haben auch die einzelnen Endanleger, zum Beispiel die Kreditinstitute, jeweils spezielle Wünsche, was das Reporting betrifft?
Im institutionellen Geschäft ist es in der Tat so, dass die meisten Kundengruppen unterschiedliche Anforderungen an die Reporting-Leistungen stellen. Zu untergliedern sind die Anforderungen dabei in aller Regel in die Reporting-Anforderungen aus dem Treasury und die gegebenenfalls bestehenden Anforderungen aus aufsichtlichen Verpflichtungen einzelner Kundengruppen. Im Kontext des aufsichtlichen Reportings werden von Union Investment für die einzelnen Kundengruppen, allen voran die von Union Investment betreuten Kreditinstitute, sogar methodisch eine Vielzahl neuer Kennzahlen entwickelt, die die Banken dann wiederum über ein Auslagerungsverhältnis für ihre Gesamtbanksteuerung und Risikotragfähigkeitsrechnung nutzen können. Auf Seiten des Treasury handelt es sich hingegen im Wesentlichen um die individualisierte Darstellung grundsätzlich gängiger Portfoliokennzahlen. Allerdings sind die Anforderungen auch innerhalb einer Kundengruppe mitnichten homogen. Der Bedarf hängt vom Steuerungskonzept des jeweiligen institutionellen Anlegers ab.
Können Sie jedem Kunden ein für ihn maßgeschneidertes finanzielles Reporting anbieten oder geht das nicht?
Grundsätzlich sind wir jederzeit in der Lage, die Anforderungen unserer institutionellen Kunden im Reporting umzusetzen.
Nicht-finanzielle Kennzahlen gewinnen im Reporting für Endanleger rasant an Bedeutung, zum Beispiel weil Versicherungen ihre Kunden über ihre Anlagen informieren müssen. Zu nennen sind hier insbesondere ESG-Kriterien und das Impact-Investing. Würden Sie bitte einmal beschreiben, wie Sie damit im Reporting für die einzelnen Kundengruppen umgehen.
Für die Portfolios bilden wir im ESG-Reporting aktuell vor allem Themen wie zum Beispiel ESG Scores, SDG-Werte, CO₂-Emissionen und Wasserintensität ab. Darüber hinaus stellen wir die wichtigsten Treiber für die Abweichung zum Vergleichsvermögen im positiven wie auch im negativen Sinne dar. Wir reporten zudem potenzielle Fail-Quoten im Falle individualisierbarer Ausschlussfilter. Bei der Darstellung der ESG Scores sind wir in der Lage, die einzelnen Facetten wie Umwelt, Soziales et cetera zu separieren und damit die Transparenz für die Kunden zu erhöhen. Die wichtigsten Informationen zu den jüngsten Engagement-Dialogen von Union Investment mit Portfoliounternehmen im Nachhaltigkeitskontext runden diese Informationen ab.
Es ist davon auszugehen, dass das ESG-Reporting in den nächsten Jahren viel umfangreicher werden wird. Was erwarten Sie hierbei?
Im Kontext der Kreditinstitute wird das in jedem Fall so sein. Hintergrund sind die Anforderungen der aktuell in der Konsultation befindlichen MaRisk. Aus unserem Auslagerungsverhältnis heraus wird es höchstwahrscheinlich dazu kommen, dass wir zusätzlich zu den bestehenden Reportings, die im Wesentlichen die Impact-Sicht beleuchten, den Kennzahlenkranz um risikoorientierte Kennzahlen erweitern werden, da diese maßgeblich für die Risikosteuerung der Banken werden. Ergänzt wird das Ganze um Anforderungen aus den Offenlegungsverpflichtungen. Wir gehen zudem davon aus, dass das Thema Nachhaltigkeit im Bereich des Meldewesens zukünftig eine wichtigere Rolle spielen wird und sich daraus auch neue Anforderungen an das Reporting ergeben werden. Darüber hinaus gehen wir davon aus, dass sich die Anforderungen über alle Zielgruppen hinweg verbreitern werden. Die größte Herausforderung dabei bleibt der noch nicht vollumfänglich sichergestellte Umfang der Nachhaltigkeitsdaten der Portfoliounternehmen.
Über den Interviewten:
Dr. Raffaele Parise ist Leiter Beratung und Regulatorik im institutionellen Geschäft von Union Investment. Kunden der Fondsgesellschaft sind Versicherungen, Altersvorsorgeeinrichtungen wie Pensionskassen und Pensionsfonds sowie Unternehmen, Kreditinstitute, kirchliche Anleger, Stiftungen und Privatanleger.
Schlagworte: Administration | Klimawandel | Nachhaltigkeit/ESG-konformes Investieren | Reporting | Risikomanagement
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