Versicherer kritisieren Übermaß an Regulierung
CFO der Munich Re für Verbesserungen bei ESG-Berichterstattung. Branche mit höherem CO₂-Fußabdruck in 2022.
Die in Deutschland tätigen Versicherer beklagen ein Übermaß an Regulierung auf nationaler wie auf europäischer Ebene. Als Beispiel für übermäßige Regulierung auf europäischer Ebene nannte der Vorsitzende des GDV-Präsidialausschusses Unternehmenssteuerung und Regulierung, Christoph Jurecka, die Richtlinie zur Nachhaltigkeitsberichterstattung. „Wir sind sehr für eine standardisierte, hochwertige Nachhaltigkeitsberichterstattung, denn entsprechende Daten von hoher Qualität sind ein Eckpfeiler für die nachhaltige Transformation“, sagte Jurecka. „Allerdings überfordern Dichte und Fülle der Berichtsanforderungen die Unternehmen“, so der Finanzvorstand der Munich Re. „Bei der Berichterstattung sollten nur diejenigen Inhalte in den Fokus genommen werden, die nachweislich zu mehr Nachhaltigkeit führen, vor allem mit Blick auf den Klimawandel. Nachhaltigkeitsberichte sollten keine Datenfriedhöfe sein.“
Mangel an Proportionalität
Auch andere Regelwerke, die den Versicherungssektor betreffen, etwa Solvency II oder die Richtlinie zur Sanierung und Abwicklung von Versicherern, leiden aus Verbandssicht unter Doppel- oder Überregulierung. Fehlende Ausnahmen für kleine und mittlere Unternehmen seien hier eher die Regel als die Ausnahme. „Es macht keinen Sinn, dass ein kleiner Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit mit einer Handvoll Beschäftigten die gleichen Anforderungen erfüllen muss wie ein Dax-Konzern“, kritisierte Jurecka.
Mehr CO₂ im Portfolio
Ebenfalls Thema eines GDV-Mediengesprächs war eine Bestandsaufnahme der Nachhaltigkeitsziele in der Kapitalanlage der Versicherer. „Die Berücksichtigung von Nachhaltigkeitskriterien ist ein fester und etablierter Bestandteil bei der Kapitalanlage“, so Asmussen. „90 Prozent der Kapitalanlagen sind inzwischen nach Nachhaltigkeitskriterien angelegt.“ Versicherer haben im vergangenen Jahr den Anteil nachhaltiger Anlagen deutlich erhöht und würden hier gerne noch mehr leisten. „Aber es mangelt an geeigneten Projekten und passenden Rahmenbedingungen.“
Asmussen räumte aber ein, dass der Weg zur CO₂-Neutralität, zu der sich die in Deutschland tätigen Versicherer bis spätestens 2050 verpflichtet haben, nicht immer geradlinig verlaufe. Das zeige sich auch im sogenannten CO₂-Fußabdruck, den der Sektor 2022 erstmalig veröffentlicht hat. „Nach 71 Tonnen CO₂ bezogen auf eine Million Euro Investment im Jahr 2021 lag dieser Wert im vergangenen Jahr bei 79 Tonnen“, sagte Asmussen.
Als Gründe dafür nannte er durch Corona bedingte Nachholeffekte. Auch werde die Datenverfügbarkeit und -qualität erst schrittweise besser. „Wir werden den Weg zur CO₂-Neutralität konsequent und transparent weitergehen“, so Asmussen. „In den kommenden Jahren werden wir konkrete Zwischenziele unseres Sektors für 2030 veröffentlichen. Dafür sind wir aber auf aussagekräftige Daten und glaubwürdige Dekarbonisierungspfade der Realwirtschaft angewiesen.“
Autoren: Patrick EiseleSchlagworte: ESG-Berichtspflichten | Nachhaltigkeit/ESG-konformes Investieren
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