Immobilien
15. Februar 2021

Studentenwohnheime leiden unter Pandemie

Rückgang des Transaktionsvolumens um 35 Prozent. Spitzenrendite stabil bei 3,3 Prozent.

2020 wurden am deutschen Investmentmarkt für Studentenwohnheime und Mikroapartments rund 640 Millionen Euro investiert. Im Vergleich zum Vorjahr ist das ein Rückgang um etwa 35 Prozent. Dies ist ein Ergebnis einer aktuellen Analyse des globalen Immobiliendienstleisters CBRE. Die Anzahl der gehandelten Wohneinheiten ging demzufolge um 33 Prozent von 6.300 auf nun 4.200 Einheiten zurück. Anders als 2019 gab es 2020 jedoch eine Großtransaktion mit einem Volumen von mehr als 100 Millionen Euro. AviaRent verkaufte an Domicil, die für den dänischen Pensionsfonds PFA aktiv war, ein Portfolio mit einem Volumen von mehr als 250 Millionen Euro.


Investoreninteresse ungebrochen

„2020 war ein ruhiges Jahr am Transaktionsmarkt für Studentenwohnheime und Mikroapartments. Hintergrund dieser Entwicklung war die Pandemie, die vor allem bei Projektentwicklern für Zurückhaltung gesorgt hat, weswegen das Produkt am Investmentmarkt äußerst eingeschränkt war. Obwohl das allgemeine Interesse der Investoren an dieser Assetklasse ungebrochen ist, gab es zunächst ein Abwarten, wie sich die Pandemie auf die Nutzernachfrage auswirkt“, erläutert Sebastian Schütte, Director bei CBRE Residential Investment. Neben den geringeren Aktivitäten der Projektentwickler wurde das Produktangebot durch wenige zu veräußernde Bestandsimmobilien begrenzt. Denn viele Objekte der noch recht jungen Assetklasse, die in der Vergangenheit gehandelt wurden, befinden sich in Fondsstrukturen, die noch keine Veräußerungen ihrer Immobilien vorsehen. Dementsprechend stehen die Immobilien dem Investmentmarkt aktuell nicht zur Verfügung.

„Anders als die Branche erwartet hat, gab es 2020 keinen nachhaltigen Einbruch bei den Vermietungszahlen. Lediglich im Herbst konnten wir einen pandemiebedingten stärkeren Leerstandsaufbau beobachten, der dem Semesterwechsel und der teilweise ausbleibenden Neuvermietung geschuldet war“, erklärt Jirka Stachen, Director Research bei CBRE.

„Das einerseits fortgesetzte Interesse der Investoren und das andererseits pandemiebedingte Abwarten haben dazu geführt, dass die Renditen im Laufe des Jahres 2020 stabil blieben. Preisabschläge gab es nicht zu beobachten, sodass der Markt keine großen Ansätze für opportunistische oder Value-add-Investoren bot“, sagt Katharina Metzger, Senior Consultant, bei CBRE zuständig für Studentisches Wohnen & Microliving im Bereich Valuation Advisory Services. Die Spitzenrendite für Studentenwohnheime und Mikroapartments lag das ganze Jahr 2020 stabil bei 3,3 Prozent.

Erholung im zweiten Halbjahr erwartet

„Zum Beginn des Sommersemesters 2021 erwarten wir eine Normalisierung der Nutzernachfrage, auch mit einer möglicherweise stark erhöhten Nachfrage von internationalen Studenten – denn Deutschland verfügt trotz aller Schwierigkeiten nach wie vor über ein gutes internationales Image im Krisenmanagement und bietet eine preiswerte Universitätsausbildung – vor allem im Vergleich zu Ländern mit einem höheren Anteil an privaten Universitäten und einem teureren Campusleben“, sagt Stachen.

„Am Investmentmarkt rechnen wir spätestens ab dem zweiten Halbjahr 2021 mit einer Erholung. Dann wird sich das grundsätzlich starke Investoreninteresse auch wieder im Transaktionsvolumen widerspiegeln. Langfristig werden die Transaktionsvolumen zudem stetig steigen, da neue Objekte auf den Markt kommen, die eine Vielzahl von Zielgruppen ansprechen. Es ist deswegen nur eine Frage der Zeit, wann die Aufholjagd beginnt“, sagt Schütte. „Die steigende Akzeptanz des mobilen Arbeitens wird zukünftig zu einer weiteren Differenzierung der Mikroapartmentkonzepte in Richtung Co-Living und Serviced-Apartments mit unterschiedlichen Dienstleistungsangeboten führen. Dabei geht es in Zukunft noch mehr darum, diese passgenau den jeweiligen Zielgruppen zu offerieren. Insbesondere auf diesem Wandel basiert das hohe Interesse ausländischer Investoren an deutschen Konzepten und Plattformen. Es ist zu erwarten, dass in den nächsten Jahren von internationalen Investoren und Pensionsfonds jeweils bis zu einer Milliarde Euro in deutsche Objekte investiert wird.“

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