Sparkassen können Transformation schultern
DSGV: Entscheidender Finanzierungsbeitrag für deutsche Wirtschaft. Trotz Benko keine größeren Kreditrisiken.
Die 353 deutschen Sparkassen können nach Ansicht des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV) eine starke Unterstützung zur Transformation leisten. „Die digitale und nachhaltige Transformation fordert die deutsche Wirtschaft in hohem Maße. Die Sparkassen-Finanzgruppe kann und wird einen entscheidenden Beitrag zur Finanzierung leisten“, sagte Karolin Schriever, Geschäftsführendes Vorstandsmitglied des DSGV, anlässlich der gestrigen Bilanz-Pressekonferenz der Sparkassen-Finanzgruppe in Frankfurt.
Laut Berechnungen seien fünf Billionen Euro erforderlich, damit Deutschland wie geplant bis zum Jahr 2045 klimaneutral wird. „Ein erheblicher Anteil sind allerdings Ersatzinvestitionen, die ohnehin erforderlich sind. Das ist für Unternehmenskunden und Sparkassen Alltag“, so Karolin Schriever. Die tatsächlichen Mehrinvestitionen in Klimaneutralität lägen bis zum Jahr 2045 bei 1,9 Billionen Euro. Daraus ergebe sich für die Sparkassen ein jährlicher zusätzlicher Eigenkapitalbedarf von bis zu 2,76 Milliarden Euro, um die Anforderungen ihrer Unternehmens- und Privatkunden sowie denen aus dem öffentlichen Sektor erfüllen zu können. „Das ist durch die Sparkassen in ihrer Gesamtheit zu schultern“, so Schriever.
Zudem äußerte sich Schriever bezüglich der Pläne für einen einheitlichen EU-Kapitalmarkt zur Einlagensicherung: „Eine Einheits-Einlagensicherung ,one size fits all‘ hilft keinem Kunden, sondern untergräbt das Vertrauen in die bewährten Sicherungssysteme.“ Es sei wichtig, dieses System und so das Vertrauen, nicht zuletzt in die EU, zu erhalten.
Höherer Zinsüberschuss
Zum vergangenen Geschäftsjahr informierte der Verband, dass die Sparkassen ihre wirtschaftliche Substanz deutlich gestärkt hätten. „Mit den Ergebnissen des vergangenen Jahres knüpfen die Sparkassen wieder an die Profitabilität früherer Zeiten an. Die Ergebnisse geben den Häusern die Kraft, die großen Finanzierungsaufgaben unserer Gesellschaft zu meistern. Das ist ein positives Signal an alle Unternehmen und die Privatkundschaft“, so der Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV), Ulrich Reuter. So stieg der Zinsüberschuss im vergangenen Jahr um 7,4 Milliarden Euro auf 28,4 Milliarden Euro. „Trotz des schönen Ergebnisses besteht aber kein Grund zur Euphorie“, so Reuter. Zum einen sei der Zinsüberschuss in Relation zur Bilanzsumme im Jahr 2023 noch um einiges von den Ergebnissen von vor zehn Jahren entfernt. Zum anderen sei wahrscheinlich bereits der Gipfel erreicht. Man müsse schon für das laufende Jahr wieder mit einem Rückgang des Zinsergebnisses rechnen.
Über zwei Milliarden Euro für Risiken aus Kreditrisiken
Das Betriebsergebnis vor Bewertung stieg in 2023 um 6,6 Milliarden Euro auf 18,2 Milliarden Euro. Die Cost-Income-Ratio verbesserte sich signifikant um 9,5 Prozentpunkte auf 53 Prozent. Für Risiken aus Kreditengagements haben die Sparkassen 2,3 Milliarden Euro zurückgelegt. Damit bewegen sich die Sparkassen auf einem normalen langfristigen Niveau. „Auch wenn die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen alles andere als einfach sind und es sicher in einigen Branchen noch zu Korrekturen kommen wird, rechnen wir nicht mit einer größeren Insolvenzwelle bei unseren Firmenkunden. Die mittelständischen Unternehmen sind in aller Regel gut kapitalisiert und widerstandsfähig“, so Reuter.
Laut von der Bild-Zeitung im Januar veröffentlichter Listen, haben über 20 Sparkassen Kredite an den gescheiterten Immobilienunternehmer René Benko über teils mehrere Millionen Euro gegeben. Benkos „Mega-Schuldenliste“ finden Sie hier.
Autoren: Patrick EiseleSchlagworte: Immobilien; Private Debt | Nachhaltigkeit/ESG-konformes Investieren
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