Strategien
6. Juni 2024

So könnte der Finanzplatz Deutschland im Jahr 2034 aussehen

Sustainable-Finance-Beirat entwirft Zukunftsbild eines nachhaltigen Finanzsystems. Stremlau: „Viele Akteure sehen die Chancen und enormes Potenzial.“

Über die Nachhaltigkeit unseres Finanzsystems wird viel und kontrovers diskutiert – aus „einem intensiven Diskussionsprozess“ hervorgehend, hat nun der Sustainable-Finance-Beirat der Bundesregierung am Donnerstag (6.6.) sein Zukunftsbild eines nachhaltigen Finanzsystems 2034 veröffentlicht. Es trägt die Überschrift: „Wirkungsvoll, integriert, wertschaffend.“ Darin zeichnet der Beirat das Bild eines effizienten, digitalen und resilienten Finanzsektors der Zukunft, der die globale Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Realwirtschaft fördert und einen positiven Beitrag zum Erhalt unserer natürlichen Lebensgrundlagen leistet. Silke Stremlau, Vorsitzende des Beirats, erläutert: „Immer mehr Akteure im Finanzsektor schauen nicht nur mit der Regulierungsbrille auf das Thema Sustainable Finance, sie sehen auch die Chancen und das enorme Potential. Wir wollen hier ein positives Bild davon zeichnen, wie der Finanzsektor die Realwirtschaft in diesem grundlegenden Veränderungsprozess Richtung Nachhaltigkeit und Dekarbonisierung ambitioniert und verantwortungsvoll begleiten kann.“

Zukunftsbild soll Orientierung geben

Christian Heller, Co-Vorsitzender des Beirats, erklärt dazu: „Zukunftsbilder geben Orientierung – wie ein Kompass. Gerade in Anbetracht der heutigen Herausforderungen der deutschen Wirtschaft ist es von herausragender Bedeutung, eine längerfristige Vision zu entwickeln, die über Wahlperioden hinausgeht.“

Wettbewerbsfähig und digital

Das Papier beleuchtet in drei Abschnitten, wie sich die Zukunft darstellen könnte. Der erste Teil beschreibt ein nachhaltiges Finanzsystem mit seinen verschiedenen Funktionen. Hierbei geht der Beirat davon aus, dass „bei jeder Investition, jeder Finanzdienstleitung und jedem Kredit“ der sozial-ökologische Beitrag zur Transformation „sich selbstverständlich bewusst gemacht und berücksichtigt“ werden soll. Dabei zeichnet der Beirat das Bild eines global wettbewerbsfähigen, digitalen und modernen Finanzsektors, der durch seine konsequente Ausrichtung auf Zukunftsthemen international Kapital und Arbeitsplätze anzieht und damit seine Bedeutung im globalen Wettbewerb steigert. Auch die Finanzierung nachhaltiger Infrastruktur ist ein Thema des ersten Teils. „Infrastruktur, die privat finanzierbar ist, wird auch privat finanziert. Die staatlichen Finanzinstitute sind vor allem dort tätig, wo das nicht der Fall ist“, heißt es in dem Papier. Sie wirkten als aktivierendes Element, etwa durch Instrumente zur Risikoteilung, für ein größtmögliches Maß an Investitionen.

CO2-Preis auf globaler Ebene

Der zweite Teil zeichnet eine moderne, zukunfts- und konkurrenzfähige Wirtschaft und legt den Fokus auf die Realwirtschaft im Jahr 2034. Der dritte Teil schließlich skizziert die Leitplanken, mit denen Parlament und Regierung, die Finanz- und Realwirtschaft auf ihrem Transformationsweg bis 2034 unterstützen können. Dazu gehört unter anderem die Vision eines globalen CO2-Preises, für dessen Einführung sich die Bundesregierung in 2034 international einsetzt. Dies würde zu „einer stärkeren Profitabilität nachhaltiger Projekte und Investitionen“ führen.

Gerald Podobnik, Mitglied des Beirats und Chief Financial Officer Investment Bank & Corporate Bank der Deutschen Bank, führt aus: „Ein klares Zukunftsbild ist gerade für den Finanzsektor wichtig. Denn so bedeutend unsere Arbeit für eine funktionierende Wirtschaft ist, so vielschichtig sind die einzelnen Produkte. Ein Zukunftsbild macht unsere Arbeit daher greifbarer und zeigt eine konkrete Richtung auf, wie unser Finanzsystem in Zukunft noch wettbewerbsfähiger werden kann. Insbesondere Sustainable Finance bietet hier eine enorme Chance, unsere Kunden in ihrer Transformation zu begleiten und als Finanzplatz im globalen Wettbewerb Marktanteile zu gewinnen. Eine Chance, die wir gemeinsam als Sektor unbedingt nutzen sollten.“

Man wolle zudem mit dem Zukunftsbild keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben, sondern zum Dialog einladen, erklärt der Beirat in einer Mitteilung zum Papier. Noch im Juni lädt er in Form von Webinaren zur Diskussion ein. Eingeladen seien Interessierte aus den Parlamenten, der Real- und Finanzwirtschaft, den Ministerien sowie der Wissenschaft und Zivilgesellschaft. Das vollständige Papier finden Interessierte unter diesem Link.

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