Rekordemissionsvolumen von Schuldscheinen
Erstmals mehr ausländische als inländische Emittenten. Illiquiditätsprämie teilweise nicht mehr vorhanden.
Das Emissionsvolumen von Unternehmensschuldscheinen betrug im ersten Halbjahr nach Zahlen von Refinitiv 13,07 Milliarden Euro und liegt damit deutlich über den vergangenen Jahren. Gegenüber dem ersten Halbjahr 2018 stieg das Volumen um 46 Prozent. Von den 73 abgeschlossenen Deals war eine Emission der Lufthansa AG über 800 Millionen Euro die größte. Aber auch ausländische Emittenten wie die zweitgrößte Emission, die des Schweizer Schokoladenherstellers Barry Callebaut mit einem Volumen von 600,76 Millionen Euro und die drittgrößte Emission durch das französische Telekommunikationsunternehmen Iliad, spielten eine gewichtige Rolle. In der Tat sind ausländische Emittenten erstmals in der Überzahl, wie Scope Research feststellt: „Die Internationalisierung des Segments schreitet zügig voran“, so Sebastian Zank, leitender Analyst bei Scope Ratings. „Zum ersten Mal überhaupt machen die Emissionen ausländischer Unternehmen rund die Hälfte des gesamten Volumens aus.“ Zu den Emittenten gehören laut Scope vor allem größere, Kapitalmarkt-erfahrene Unternehmen aus Frankreich, der Schweiz, Belgien und Skandinavien.
Größere Unternehmen sorgten auch insgesamt für die steigenden Volumina. Emissionen des Mittelstandes, für welchen Refinitiv eine Umsatzgrenze von 1,5 Milliarden Euro ansetzt, sanken im Vergleich zum Vorjahreszeitraum deutlich um 64 Prozent auf 997,8 Millionen Euro.
Günstige Konditionen
Dieser Rückgang konnte durch Mehremissionen bei großen Unternehmen mehr als kompensiert werden. Grund dafür ist laut Scope Research auch, dass Schuldscheinemittenten im ersten Halbjahr von sehr attraktiven Marktbedingungen profitieren konnten. So ist die Illiquiditätsprämie bei einigen Transaktionen völlig entfallen, aus Emittentensicht wurden diese sogar zu günstigeren Konditionen emittiert als vergleichbare Anleihen. „Die aktuell sehr günstigen Konditionen für Schuldschein-Emittenten reflektieren vor allem die hohe Attraktivität, die der Schuldscheinmarkt für Investoren derzeit hat. Zahlreiche Emissionen waren zum Teil massiv überzeichnet“, sagt Zank. Die Schuldscheinemission werde so teilweise zum Substitut für Anleihenemissionen.
Der Schuldscheinmarkt profitiert dabei insbesondere von neuen digitalen Plattformen, über die bereits mehr als 50 Prozent der Transaktionen abgewickelt wurden. Zudem können laut Scope Schuldscheine aus Emittentensicht im Vergleich zu öffentlich gelisteten Anleihen von der geringeren Unsicherheit bei der Platzierung und beim Pricing, kürzeren Platzierungszeiträumen, weniger aufwändigen Dokumentationen und damit niedrigeren Transaktionskosten des Schuldscheins profitieren. Aus Investorensicht dürften in einem regulatorisch getriebenen Umfeld Schuldscheine an Attraktivität gewinnen, da diese aufgrund der fehlenden Market-to-Market-Bewertung bilanziell zu fortgeführten Anschaffungskosten bilanziert werden und so nicht den üblichen Schwankungen von gelisteten Anleihen unterliegen.
Autoren: Tim BüttnerSchlagworte: Schuldscheindarlehen
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