Regulatorik ist Herausforderung für viele Pensionskassen
WTW-Umfrage: 58 Prozent sind aktuell vorrangig mit der Umsetzung der Regulatorik befasst. Nur 25 Prozent sehen Korrekturbedarf am eingeschlagenen Kurs.
Während der Niedrigzinsphase war die Erfüllbarkeit der Garantien das für die Pensionskassen drängendste Thema. Nun ist es die Regulatorik: Laut einer Umfrage des Pensions- und Unternehmensberaters WTW im Rahmen des Pensionskassentags 2024 befassen sich mehr als die Hälfte (58 Prozent) der befragten Pensionskassen aktuell primär mit der Umsetzung der Regulatorik und legen ihr Hauptaugenmerk auf eine verhältnismäßige Ausgestaltung. Nur noch 23 Prozent erklärten laut der Umfrage zudem, die Erfüllbarkeit der Garantien sei nach dem Anstieg der Marktzinsen in 2022 aktuell noch ein Kernthema. „Insbesondere für kleinere Pensionskassen sind die steigenden regulatorischen Anforderungen und die eigene Risikobeurteilung (ERB) herausfordernd“, so Hanne Borst, Head of Retirement bei WTW.
Proportionalität umsetzen
„Während die Pensionskassen bei der Erfüllbarkeit der Garantien aufatmen können, sind sie nun mit den gestiegenen regulatorischen Anforderungen konfrontiert“, erklärt Tim Voetmann, Leiter Pensionskassenberatung WTW, und sagt weiter: „Die Umsetzung und Proportionalität der Regulatorik dominiert aktuell den Alltag der meisten Pensionskassen. Schließlich müssen die Pensionskassen oftmals dieselben regulatorischen Anforderungen erfüllen wie Versicherungskonzerne – können dabei jedoch auf deutlich weniger Ressourcen zurückgreifen.“ Die dadurch gebundenen Kapazitäten spiegelten sich auch in der Umfrage wider: Der demographische Wandel und die Attraktivität des Angebots bilden nur vereinzelt das Zentrum der Aufmerksamkeit.
70 Prozent fühlen sich gut vorbereitet
Optimistisch sind die befragten Pensionskassen dahingehend, was ihren aktuellen Kurs betrifft: 70 Prozent von ihnen geben an, gut aufgestellt zu sein und planen, den eingeschlagenen Kurs zu halten. Nur 26 Prozent sehen Bedarf für eine leichte Richtungskorrektur und neue Investitionen. „Die Umfrageergebnisse implizieren, dass sich die Pensionskassen schnell auf die neuen Anforderungen und Schwerpunkte eingestellt und ihre internen Prozesse und Anlagestrategien entsprechend ausgerichtet haben. Diese Ergebnisse zeugen von Zuversicht, auch auf veränderte Schwerpunktthemen gut vorbereitet zu sein“, ordnet Tim Voetmann ein.
Nur wenige wollen Garantieverzinsung anheben
Zum 1.1.2025 soll der Höchstrechnungszins in der Versicherungswirtschaft steigen. Aus den Diskussionen auf dem Pensionskassentag ging hervor, dass nur ein geringer Teil der Pensionskassen von der Möglichkeit einer Anhebung ihrer Garantieverzinsung Gebrauch machen wird, da die Höhe der Garantieverzinsung nicht als das alleinige Kriterium für ein attraktives Angebot gesehen wird.
Marktzinsen nicht dauerhaft hoch
Der WTW Pensionskassentag, der seit 2013 jährlich veranstaltet wird, stand am 06. Juni 2024 unter dem Motto „Standortbestimmung in volatilen Zeiten“. Unter den rund 40 Teilnehmenden waren Vertreter und Vertreterinnen von 22 Pensionskassen, darunter waren mit den Höchster Pensionskassen sowie den Pensionskassen von Bayer und BASF drei der größten Pensionskassen in Deutschland vertreten. Die Fachvorträge beschäftigten sich unter anderem mit den aktuellen Entwicklungen in der Betriebsrentengesetzgebung (Dr. Georg Thurnes, Geschäftsführer ThurnesbAV GmbH und Vorstandsvorsitzender der Arbeitsgemeinschaft für betriebliche Altersversorgung, Aba) und aus der Sicht der Aufsichtsbehörde (Günther Weißenfels, Referatsleiter Bundesanstalt für die Finanzaufsicht, Bafin) sowie den historischen und aktuellen Herausforderungen für die Pensionskassen (Dr. Claudia Picker, Head of Local Experts HR Germany, Bayer AG, die zudem stellvertretende Aba-Vorsitzende ist).
In den Diskussionen ging es auch um die zukünftige Entwicklung der Marktzinsen. Unter den Teilnehmenden herrschte WTW zufolge Konsens, dass die Marktzinsen nicht dauerhaft auf dem aktuell hohen Niveau bleiben werden. Angeregt diskutiert wurde zudem die Frage, ob die Zinsen wieder in den Bereich der Niedrigzinsphase fallen oder einen höheren Stand halten können.
Autoren: Daniela EnglertIn Verbindung stehende Artikel:
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