Preise für Value-add-Büroimmobilien stehen unter Druck
Die Stimmung unter den europäischen Immobilieninvestoren hellt sich wieder auf. Doch der Rückgang der Preise dürfte sich fortsetzen.
Die deutschen Immobilieninvestoren sind nach dem Krisenjahr 2022 wieder zuversichtlicher gestimmt. Laut einer Umfrage des globalen Immobiliendienstleisters CBRE wollen 60 Prozent der Investoren in diesem Turnus ihre Investitionen erhöhen oder zumindest stabil halten. Damit ist die Stimmung am deutschen Immobilienmarkt etwas positiver als insgesamt in Europa, wo es etwa 50 Prozent waren.
Als größte Herausforderungen sehen die Investoren auseinandergehende Preisvorstellungen zwischen Käufern und Verkäufern (Deutschland 66 Prozent, Europa 53 Prozent), Rezessionsängste (Deutschland 54 Prozent, Europa 53 Prozent) und einen schwierigeren Fremdfinanzierungsmarkt (Deutschland 49 Prozent, Europa 53 Prozent). Für die Umfrage „CBRE Europe Investors Intentions Survey“ befragte das Unternehmen zwischen dem 10. November 2022 und dem 5. Dezember 2022 629 europäische Unternehmen, die in Immobilien investieren – davon 162 aus Deutschland.
„Steigende Zinssätze und ein sich verlangsamendes Wirtschaftswachstum haben die Preise unter Druck gesetzt“, kommentiert Fabian Klein. Nach Angaben des Head of Investment Germany bei CBRE rechnen die Befragten in allen Segmenten mit Preisnachlässen. Unter Druck stehen vor allem Value-add-Büroimmobilien. Hier gehen 39 Prozent der Befragten von Preisnachlässen von mehr als 30 Prozent aus. Weniger pessimistisch sind die Investoren bei Top-Büroimmobilien. In dieser Nutzungsart sind es lediglich 14 Prozent, die Preisnachlässe von mehr als 30 Prozent erwarten.
London ist ein besonders gefragter Standort
Gefragt nach den über Ländergrenzen hinweg begehrtesten Investmentmärkten nannten die europäischen Investoren Deutschland nach dem Vereinigten Königreich auf Platz zwei, gefolgt von Frankreich und Spanien. Bei den bevorzugten Städten liegt Berlin hinter London, Paris und Amsterdam. Frankfurt am Main erreicht Platz zehn.
Die deutschen Investoren hingegen sahen Berlin auf Platz eins, gefolgt von London und München. Hamburg und Frankfurt sahen die Deutschen auf den Rängen sechs und sieben.
37 Prozent der deutschen Investoren wollen mehr investieren als noch 2022. Jeder fünfte (22 Prozent) will ungefähr auf dem gleichen Niveau aktiv bleiben, wobei weiterhin überwiegend Büro-, Wohnen- und Logistikimmobilien im Investorenfokus sind. Dagegen wollen etwa 37 Prozent weniger investieren. Lediglich vier Prozent planen keine in diesem Jahr keine Investitionen.
Mit Blick auf Verkaufsaktivitäten wollen hingegen 20 Prozent inaktiv bleiben. 22 Prozent wollen mehr verkaufen, 30 Prozent ihre Verkaufspläne stabil bleiben und 27 Prozent wollen weniger verkaufen.
Investoren zahlen mehr für ESG-konforme Immobilien
Befürchtungen vor einem Nachlassen der ESG-Bemühungen angesichts der wirtschaftlichen Herausforderungen scheinen sich nicht zu bestätigen – „ganz im Gegenteil“, so Dr. Jan Linsin. Demnach gaben 84 Prozent der deutschen Investoren an, dass sie ESG-Kriterien bei allen ihren Investitionsentscheidungen weiterhin berücksichtigen werden. Bei der Umfrage vor einem Jahr seien es 70 Prozent gewesen.
Fast 40 Prozent der deutschen Investoren seien bereit, für ESG-geeignete Objekte Preisaufschläge zu zahlen – zwei Drittel davon akzeptieren gar Aufschläge um mehr als 20 Prozent. „Ein besonders positives Signal ist, dass 85 Prozent der Investoren in der ESG-Ertüchtigung ihrer Bestandsobjekte eine entscheidende Maßnahme sehen. Denn, egal wie nachhaltig Neubauten gestaltet werden, ohne wirkungsvolle Fortschritte bei Bestandsobjekten kann die Immobilienbranche keinen entscheidenden Beitrag zu den Bemühungen gegen den Klimawandel leisten“, sagt Linsin.
Autoren: Tobias BürgerSchlagworte: Büroimmobilien | Immobilien | Klimawandel
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