Politik soll mehr Freiräume geben
Warnung vor „Nullzins forever“ auf DZ-Bank-Kapitalmarktkonferenz. Versorgungswerke stark in Private Assets allokiert.
Wann steigen endlich wieder die Zinsen? Diese Frage trieb selbstverständlich auch die Teilnehmer einer Diskussionsrunde zur EZB-Geldpolitik auf der Kapitalmarktkonferenz der DZ Bank um. Genauso wie auch die Besucher der Veranstaltung. Diese zeigten sich diesbezüglich pessimistisch: Etwa 70 Prozent voteten, dass die Zinsen erst nach 2021 wieder steigen. Im Vergleich hierzu nahm dagegen Dr. Frank Engels einen „ultrapessimistischen“ Standpunkt ein. Nach Ansicht des Leiter Portfoliomanagements der Union Investment Privatfonds sollte man sich darauf einstellen, dass die Zinsen nie wieder steigen werden. „Nullzins forever!“, so Engels kurz und bündig. „Und das wird dramatische Folgen haben.“
Zu diese dramatischen Folgen zählt für Engels, dass das Europäische Währungssystem in seinem Bestand gefährdet ist und die Versicherungswirtschaft in ihrer jetzigen Form nicht mehr funktionieren wird. Engels rief darum dazu auf, „nach Berlin und Brüssel zu gehen, um die Regulierung zu verändern“. Frank Engels: „Wir müssen politisches Lobbying betreiben, damit uns die Politik mehr Freiräume gibt, Vermögen wieder vermögensbildend anlegen zu können.“
Ein bereits offen stehender Anlagefreiraum sind in einem Nullzins-forever-Szenario zumindest noch zinstragende Langläufer. Mehr Freiräume müssten allerdings noch für Aktien, Immobilien und Infrastruktur geschaffen werden. Als weitere Anlageklassen für die Zukunft nannte Engels Ackerbau und Wald.
Versorgungswerke: Private Assets statt Pfandbrief
Während Engels in seinem Plädoyer ferner dazu riet, sich an japanischen Verhältnissen zu orientieren, sah Markus Burkert auf dem Kapitalmarkttag der DZ Bank japanische Verhältnisse hierzulande schon als gegeben an. „Je mehr Zinsverfall, desto mehr Private Assets“, konstatierte der Geschäftsführer und Leiter Investment Consulting von Feri Trust mit Blick auf die Allokationsentwicklung von Kunden aus dem Kreis der berufsständischen Versorgungswerke.
In Private Equity sei heute fast jeder investiert, Private Debt habe an Bedeutung gewonnen und auch die Immobilienquoten sind stark gewachsen. Burkert: „Viele stoßen bei Real Estate bereits an aufsichtsrechtliche Grenzen.“ In der für berufsständische Versorgungswerke maßgeblichen Anlageverordnung liegt die Obergrenze für Immobilien bei 25 Prozent. Für den weiteren Ausbau oder die Optimierung der Immobilienallokation rät Burkert dazu, künftig stärker Nischen zu berücksichtigen.
Die Direktbestände, also Zinsträger wie Bunds und Pfandbriefe, liegen bei Versorgungswerken dagegen nur noch bei 30 bis 40 Prozent. Trotz der Zinsproblematik könnte auf diesem Level jedoch eine Untergrenze erreicht sein. „Der Rentenblock hat weiter seine Begründung und Berechtigung“, so Burkert und verweist dabei auf Portfoliooptimierungen. Diese berücksichtigen nämlich, dass schon viel in Alternatives geflossen ist und es sich beim Direktbestand um einen Sicherheitsblock handle, der verlässlich ausschüttet. Ein wesentliches Argument für den Direktbestand ist für regulierte Anleger aber auch, dass dieser nicht zu Marktwerten zu bewerten ist.
Autoren: Patrick EiseleSchlagworte: Fixed Income
In Verbindung stehende Artikel:
Schreiben Sie einen Kommentar