Plattform und Performance
Die Anzahl der Asset-Klassen in den Portfolios ist deutlich gewachsen, die Ressourcen der Investoren jedoch nicht. Darum bieten immer mehr Plattformen alternative Solutions ab, um die Private Markets abzudecken. Eine wesentliche Stellschraube ist, welche Rolle Drittfonds spielen.
Strategische Asset Allocation war einmal ein eher überschaubares Thema. Im Wesentlichen war ein Portfolio in Anleihen investiert, dazu wurde noch eine Portion Aktien beigemischt und das Portfolio mit ein paar Immobilien garniert. Vor allem wegen der Alternatives ist die Zahl der Asset-Klassen heute deutlich höher. Hinzu kommen auf den Private Markets verschiedene Zugangswege wie Debt-Strategien, Secondaries oder Co-Investments. Was jedoch meist mit dem Wachstum der Asset-Klassen-Anzahl nicht mithält, sind die Ressourcen der Investoren.
Das alles macht die Administration des Portfolios nicht einfacher. Zumal die Investoren mit Alternatives insgesamt gute Erfahrungen gemacht haben und ihre Commitments in einigen Monaten wieder steigern dürften. „Mittelfristig wird der Appetit privater Investoren auf Private Equity, Private Debt oder Infrastruktur stark zunehmen und Institutionelle werden mehr und mehr ‚bespoke solutions‘ nachfragen zu Lasten traditioneller Anlageformen“, prophezeit Dr. Rolf Wickenkamp, Teil des Führungsgremiums von Altamar CAM Partners. Darum benötige die Anbieterseite Kreativität und ein offenes Ohr für sich wandelnde Bedürfnisse bei den institutionellen Investoren.
Bei vielen General Partnern macht sich dieser Wandel deutlich bemerkbar. Der Trend geht zum Alternatives-Vollsortimenter, der entsprechende Plattformen anbietet – so auch bei Altamar CAM. Wickenkamp war einst Mitgründer der CAM Private Equity. CAM ging 2021 mit der spanischen Altamar zusammen, um einen paneuropäischen Vermögensverwalter zu bilden. Ziel ist die Zusammenstellung maßgeschneiderter Portfolios mit einer breiten Palette von Produkten und Anlagestrategien sowie Zugang zu einem erstklassigen GP-Netzwerk zu bieten.
Komplexität pusht Plattformen
Zu beobachten ist auch, dass die Asset-Management-Größen aus der liquiden in die alternative Welt drängen, um sich höhere Margen und stabilere Geschäftsergebnisse zu sichern sowie vor allem dem Kundeninteresse nachzukommen. Beispielsweise hat der ETF-Weltmarktführer Blackrock für 12,5 Milliarden Dollar mit GIP den mit AuM von 100 Milliarden Dollar größten unabhängigen Infrastruktur-Manager übernommen und steigert damit seine Infrastruktur-Assets um 200 Prozent.
Vergleichbar ist der Move bei Franklin Templeton. „In den vergangenen fünf Jahren haben wir uns sehr stark in Richtung Private Markets transformiert und sind nun mit 260 Milliarden Dollar an alternativen Assets in den Top 10 der Private Markets Manager“, erklärt Lutz Morjan. Der Client Portfolio Manager bei Franklin Templeton Investment Solutions fügt hinzu, dass es sich bei der Etablierung von Plattformen um einen Trend in den Private Markets handelt. „Getrieben wird dieser im Wesentlichen durch die Komplexität der alternativen Asset-Klassen“, so Morjan. „Plattformen helfen Investoren bei der Navigation in den Private Markets und unterstützen im Risikomanagement, bei der Diversifikation und sorgen für ein einheitliches Reporting. Wir können auch mit Analysen zeigen, wie sich ein bestimmtes Portfolio über die nächsten Jahre entwickeln dürfte.“
Managed Solutions unter anderem für Private Markets nutzt zum Beispiel die Lanxess AG. „Für uns ist es wirklich hilfreich, mit Allianz GI einen Partner an Bord zu haben, der sich auch um administrative Dinge wie Kapitalabrufe und Liquiditätsmanagement kümmert. Schließlich muss auch alles geprüft werden. Das betrifft natürlich noch mehr die Due Diligence und die Auswahl der Produkte. Insofern ist es für uns ein sinnvolles und effizientes Set-up, hier mit einem Partner zusammenzuarbeiten“, so Simon Mathies, Head of Corporate Finance bei Lanxess, im März im Experten-Interview von portfolio institutionell. Vorteile bietet die Partnerschaft neben der Administration auch beim Thema Zugang. „Gemeinsam mit dem Allianz-Konzern in Private Assets investieren zu können, hat interessante Vorteile“, betonte Dr. Martin Ende, Private Markets Solutions bei Allianz GI. „Die Vorteile bei der Zeichnung sehr großer Tickets – was Gebühren, Nebenvereinbarungen, Zugang zu Co-Investments angeht – kommen allen unseren Investoren gleichermaßen zugute.“
Schon länger auf Multi-Alternatives ist LGT Capital Partners spezialisiert. Schließlich starteten die Liechtensteiner 1998 mit der Verwaltung des fürstlichen Portfolios, das aktienähnliche Returns bei gedämpfter Downside liefern soll. Somit ist Seine Durchlaucht in Alternatives breit diversifiziert. „Um das Portfolio möglichst robust zu gestalten, möchten wir möglichst viele unkorrelierte Asset-Klassen berücksichtigen“, sagt Antonio Ferrer, Head of Multi-Asset Portfolio Management bei LGT Capital Partners. Um in der Multi-Alternatives-Lösung für Wachstum zu sorgen, ist Private Equity die größte Komponente. Für Income sollen Immobilien, Infrastruktur, Private Credits und Insurance-Linked Strategies sorgen. Stabilität sollen dem Portfolio verschiedene Hedgefonds-Strategien verschaffen.
„Die genaue Gewichtung der Asset-Klassen hängt vom Markt ab, so haben Private Credit und Insurance-Linked Strategies beispielsweise an relativer Attraktivität zugenommen. Ziel ist, den besten Risk-adjusted Return zu erwirtschaften“, so Ferrer. Investiert sind die Kunden, vorwiegend vermögende Private und Family Offices, in einen Evergreen, so dass Anleger sofort Exposure zu einem bestehenden Portfolio mit stabilem NAV haben. Für dieses wählt LGT vor allem externe GPs aus. Ferrer wirbt mit dem Zugang: „Wir investieren mit einigen der besten Manager. Von diesen haben viele eigentlich einen soft oder sogar hard Close.“
Gut für die Administration! Gut für die Rendite?
Private Market Solutions sind für Investoren eine große Hilfe für die Administration. Helfen sie aber auch bei der Rendite? Prädestiniert für Plattformen sind Häuser wie Blackstone, Apollo oder Carlyle, die alle alternativen Segmente selbst bespielen können. Player wie LGT oder Hamilton Lane pflegen dagegen eine Open Architecture. Sowohl direkt wie indirekt ist dagegen Ardian unterwegs. „Wir waren schon in den 90er-Jahren Solution Provider und haben in den vergangenen Jahren dieses Angebot immer weiter ausgebaut. In Deutschland haben wir etwa 20 Kunden, die ihre alternative Allokation vollständig an uns ausgelagert haben“, erklärt Jan Philipp Schmitz von Ardian.
Schmitz betont die Flexibilität der eigenen Lösung. Dies betrifft die Anlageziele als auch das Thema Open Architecture. „Wer auf Ausschüttungen Wert legt, bekommt mehr Infrastruktur und Private Credit. Wem es um Wachstum geht, der bekommt mehr Private Equity.“ Bezüglich der Fondsauswahl teilt Schmitz mit, dass die meisten Kunden einen Mix aus Ardian- und Drittprodukten wählen. „Manche Anleger wollen aber auch nur Ardian-Fonds haben und manche nur Drittfonds.“ So sehen es auch die Franklin-Templeton-Kunden: „Managerauswahl und -diversifikation bei Alternatives sind für unsere Kunden sehr wichtig. Für sie ist eine offene Plattform oft die präferierte Lösung.“
Aus Renditesicht empfiehlt es sich, es mit dem One-stop-Shopping nicht zu übertreiben und nur die Zielfonds des Solution Providers zu selektieren. Schließlich ist die Chance gering, dass dieser in jeder Asset-Klasse zum Top-Quartile zählt. Mit Blick auf die Fees ist es jedoch der günstigste Ansatz. Am höchsten sind die Kosten, wenn nur Drittfonds in Frage kommen. Bezüglich der Gebühren ist auch die Transparenz zu hinterfragen. Wird beispielsweise aufgeschlüsselt, was für die Strategieberatung, das Management der Plattform und für die Drittfonds zu bezahlen ist?
Theoretisch kann es auch sein, dass bei Secondary-Fonds Fees auf drei Ebenen anfallen: Beim Plattformbetreiber, beim Secondary-Fonds und bei den von ihm erworbenen „Gebrauchtfonds“. „Bei uns ist ein Secondary-Fonds Teil der Solution, der Kunde hat also nur zwei Gebührenebenen“, erläutert Schmitz und fügt hinzu, dass man zum Discount einkaufe und die Management Fee bei den Zielfonds bereits im Sinken begriffen ist. Bezüglich Transparenz und Gebühren sagt Schmitz: „Manche Kunden lassen sich alles genau durchrechnen. Manche interessieren sich aber auch nur für die Nettorendite. Unsere Fee-Strukturen sind fair und man bekommt für angemessene Gebühren ein professionelles Team, das schon alle Marktphasen erlebt hat, ein einheitliches Reporting und auch kundenspezifische Kennzahlen liefern kann.“
Natürlich hängt die Rendite auch von der SAA ab. „Es macht Sinn, alle Asset-Klassen in den Private Markets zu berücksichtigen“, sagt Schmitz. „Welche Quoten dann auf Private Equity, Infrastruktur, Credits und Immobilien entfallen, hängt vom Kundenwunsch und weniger von einer Marktsicht ab.“ Nach der Allokation steht bei Solutions üblicherweise die Umsetzung an, also welche Rolle Drittfonds, Secondaries oder Co-Investments spielen. Drittens wird festgelegt, ob man neben Nordamerika und Europa auch in Asien investiert und ob es eher Large oder Small Caps sein sollen.
Für Solutions sprechen vor allem die Ressourcen der Investoren. Ihren vollen Nutzen spielen die Plattformen aber nur aus, wenn auch Drittfonds selektiert werden. Derzeit versprühen diese Angebote noch mehr Charme: Sie helfen Investoren, mit Verkäufen über den Secondary-Markt Liquidität zu schaffen, um nun die wohl attraktiven Jahrgänge 2024 bis 2026 stärker commiten zu können.
Autoren: Patrick EiseleSchlagworte: Private Assets
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