Outsourcing-Trend verstärkt sich
Verdopplung der ausgelagerten Assets seit 2013. Willis Towers Watson mit Brexit-bedingter GmbH-Gründung.
Sowohl in Deutschland als auch weltweit zeichnet sich ein immer stärkerer Trend zum Outsourcing der Kapitalanlage ab, teilt Willis Towers Watson mit. Wurden 2013 weltweit noch Kapitalanlagen im Wert von rund 941 Milliarden US-Dollar durch Fiduciary Management verwaltet, waren es 2020 bereits 1,961 Billionen US-Dollar. Nigel Cresswell, Head of Investments Deutschland bei Willis Towers Watson, sieht den Grund dafür vor allem in einem stärker herausfordernden Kapitalmarkt sowie einem stets komplexeren regulatorischem Umfeld: Um im andauernden Niedrigzinsumfeld die erforderlichen Renditen zu erzielen, müssen Pensionsfonds, Pensionskassen, CTAs, berufsständische Versorgungswerke oder Stiftungen aus Cresswells Sicht ihre Portfolios deutlich umstrukturieren.
Für in der Vergangenheit bewährte Anlageklassen wie Anleihen prognostiziert Willis Towers Watson für die nächsten Jahre sehr geringe Renditen bei hohem asymmetrischem Risiko. Um die Renditeziele weiterhin zu erreichen, empfiehlt Willis Towers Watson, verstärkt in Alternatives und Private Markets zu investieren. „Dies erfordert eine deutliche Stärkung der Governance, eine engmaschigere und dynamischere Steuerung, um bei Wertschwankungen schnell eingreifen zu können, und ein umfangreiches Fachwissen. Bei vielen Investoren rechnet es sich nicht, dies inhouse vorzuhalten – hier ist der externe Einkauf die zielführende Option.“
Rat zu Nischenthemen
„Die Corona-Krise dürfte das Niedrigzinsumfeld noch weiter zementieren“, schätzt Cresswell. In Reaktion auf die milliardenschweren geldpolitischen Unterstützungen zur Bekämpfung der Krise hat sich die Zinskurve für europäische Staatsanleihen bester Bonität über die gesamte Laufzeit deutlich in den negativen Bereich abgeflacht. Um dennoch die erforderlichen Renditen zu erzielen, sollten Pensionsanleger seiner Ansicht nach ihre Portfolios noch erheblich diversifizierter und nachhaltiger aufstellen als bislang. „Studien von Willis Towers Watson zeigen, dass hier noch viel Luft nach oben besteht“, so Cresswell. Zudem sollten Pensionsanleger über eine Intensivierung der Governance verstärkt Nischenthemen mit attraktiven Risiko- und Renditeprofilen besetzen und ihre Entscheidungswege verkürzen. „So können sie dynamisch auf kurzfristige Marktopportunitäten reagieren – ein Vorteil, den einige Pensionsanleger in der Corona-Krise für sich nutzen konnten.“
GmbH statt Limited
Um auch nach einem Brexit sämtliche Investment-Dienstleistungen kontinuierlich anbieten zu können, hat Willis Towers Watson die Willis Towers Watson Investments GmbH gegründet. Die neue Gesellschaft soll ihr operatives Geschäft am 1. Januar aufnehmen und die bislang durch die Towers Watson Limited, Zweigniederlassung Frankfurt am Main, erbrachten Dienstleistungen für Kunden nahtlos fortsetzen. Aktuell werden die Investment-Dienstleistungen von Willis Towers Watson in Deutschland noch von der Towers Watson Limited Zweigniederlassung Frankfurt durchgeführt. Aufgrund des mit dem Brexit einhergehenden Wegfalls der EU-weiten Mifid-Passportregelungen hatte Willis Towers Watson bereits 2018 beschlossen, eine in Deutschland regulierte Gesellschaft für die Erbringung von Finanzdienstleistungen zu gründen und eine entsprechende Erlaubnis bei der Bafin beantragt. Diese wurde im August 2020 gemäß Paragraf 32 Absatz 1 KWG erteilt. Um auf den länderübergreifenden Trend zu reagieren werde die Willis Towers Watson Investments GmbH auch als Hub für Investment-Dienstleistungen in anderen europäischen Ländern fungieren.
Autoren: Patrick EiseleSchlagworte: Consultants | Outsourcing
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