Consultants
30. Juni 2020

Liquide Sachwerte von der Börse

Infrastruktur- und Immobilienaktien als Alternative zu geschlossenen Fonds. Faros sieht hohe Flexibilität und Transparenz.

Investoren schätzen Real Assets – und aber auch Liquidität. Ein liquider Zugangsweg zu Sachwerten bieten die Börse und die dort gelisteten Infrastruktur- und Immobilienunternehmen. Den großen Vorteil von gelisteten Real Assets sieht Martin Dürr, Investmentberater bei Faros Consulting, in der Flexibilität: „Für Allokationsänderungen auf Ebene von Regionen, Sektoren oder Einzeltiteln benötigt ein Investor bei geschlossenen Fonds Jahre, bei gelisteten Sachwerten aber nur Stunden.“ Der Consultant fügt hinzu, dass manche geschlossene Fonds 25 Jahre laufen.

Ebenfalls schneller gelingt es mit Aktien, eine ausreichende Diversifikation aufzubauen – und dies auch für kleinere Vermögen und mit im Vergleich zu Dachfonds moderateren Kosten. Auch brauchen sich die im Vergleich zum breiten Aktienmarkt überdurchschnittlich hohen Dividendenrenditen in der Regel nicht vor den Ausschüttungsrenditen von geschlossenen Infrastruktur- und Immobilienfonds zu verstecken.

Fonds vom Consultant

Fondsangebote zu Listed Infrastructure oder Listed Real Estate offerieren beispielsweise die Asset Manager La Francaise, MFS oder M&G. Infrastruktur-Aktienfonds gibt es zudem mit der Partners Group, Macquarie oder Brookfield auch von Anbietern aus der geschlossenen Welt. Einen Zugang über High Yields bietet Ovid. Die Nachfrage von Investoren nach solchen Investmentansätzen hat nun auch Faros Consulting dazu motiviert, zusammen mit Ampega einen Listed-Real-Asset-Fonds aufzulegen. Dieser zielt auf stabile Ausschüttungen und Inflationsschutz ab, ist auf europäische Infrastruktur, Renewables und Natural Ressources fokussiert, strebt eine breite regionale und sektorale Diversifikation an und will ESG-Aspekte berücksichtigen. „Ziel ist, eine Rendite über der der Aktienmärkte bei geringerer Volatilität zu erwirtschaften und jährliche Ausschüttungen von 3,5 Prozent zu leisten“, so Uwe Rieken. Der Gründer und Geschäftsführer von Faros Consulting ergänzt, dass der Fonds Investoren einen bisher wenig genutzten Zugang zu stabilen und ertragsstarken Substanzanlagen bei gleichzeitig hoher Flexibilität und Transparenz biete sowie keine Performancenachteile gegenüber geschlossenen Fonds aufweise. Interessant könne ein Portfolio aus gelisteten Real Assets aber auch als taktisches Element sein, zur Überbrückung der Zeit zwischen Commitments und Kapitalabrufen oder für Anleger, die bei ihren illiquiden Assets schon an ihre Obergrenze stoßen.

Ob Consultants gut beraten sind, selbst Fonds aufzulegen und zu managen? Interessenskonflikte könnten im Falle einer Ausschreibung drohen. „Wir sind keine klassischen Stock Picker sondern Berater, und als Berater haben wir eine Top-Down-Perspektive. Das passt zu dem Dachfonds-Charakter dieses Infrastrukturfonds“, erklärt Uwe Rieken. Martin Dürr ergänzt: „Hinter vielen Aktien aus dem in Frage kommenden Universum verbergen sich Infrastrukturportfolios. Deren Analyse ist mit der von geschlossenen Fonds vergleichbar.“ Interessenskonflikte seien aber trotzdem denkbar oder zumindest konstruierbar. „Der Schlüssel, um Conflict-of-Interests-Verdächtigungen zu vermeiden, ist Transparenz. Das betrifft insbesondere die Fees“, so Rieken. Je nach Investor könnten geschlossene Fonds oder liquide Vehikel geeigneter sein. Rieken will das Projekt aber nicht nur verteidigen, sondern geht mit zwei Aspekten auch noch in die Offensive: Kundenbedarf und Innovation. „Innovationskraft findet man in unserer Industrie vergleichsweise selten. Als Consultant kennen wir sowohl die Angebots- als auch die Nachfrageseite und haben somit eine gute Ausgangsbasis, Innovationen zu entwickeln.“

Keine Illiquiditätsprämie bei Infrastruktur und Immobilien

Das offenkundige Gegenargument von gelisteter Infrastruktur: Es handelt sich um Aktien, und Aktien sind volatil. Das ebenso naheliegende Gegen-Gegenargument, ist, dass Volatilität für die Erreichung der Anlageziele kein Risiko ist. Zudem sind gelistete Real Assets nicht unbedingt volatiler als „normale“ Aktien. Für besonders bilanzsensitive, auf den 31.12. fixierte Investoren sind damit deren Vorbehalte gegenüber Aktien natürlich nicht ausgeräumt. Weiter spricht gegen gelistete Real Assets, dass sich über geschlossene Fonds Illiquiditätsprämien vereinnahmen lassen. Dem widerspricht Martin Dürr, Investmentberater bei Faros Consulting: „Bei Private Equity mag es eine Illiquiditätsprämie geben. Diese ist auch damit begründbar, dass die Beteiligungsfonds Unternehmen halten, zu denen es keine Vergleichsgruppe an der Börse gibt. Bei Infrastruktur und Immobilien existiert aber keine Illiquiditätsprämie. Warum sollte auch ein Solarpark in einem Macquarie-Fonds mehr wert als ein vergleichbarer Solarpark von Encavis sein?“

Versicherungskammer und KSK Reutlingen

Apropos Encavis: Bei dem im S-Dax gelistete Unternehmen handelt es sich um einen Betreiber von Wind- und Solarparks, der sich dem Ausbau des eigenen Anlageportfolios widmet. Encavis legt aber auch geschlossene Fonds für Erneuerbare Energien auf. Zum Aktionariat des Unternehmens zählt seit Dezember mit einem Anteil von vier Prozent die Versicherungskammer Bayern. Dagegen hat sich die Kreissparkasse Reutlingen lieber am Encavis-Infrastructure-II-Fonds beteiligt. Beide Anleger eint das Interesse an Real Assets und anzunehmen ist auch, dass beide Anleger das gleiche Investmentkalkül verfolgen. Somit dürfte die Wahl des Investmentvehikels durch die Zugehörigkeit zur Anlegergruppe Versicherung beziehungsweise Sparkasse bedingt sein und dadurch, dass die Versicherungskammer bereits über eine langjährige Erfahrung mit direkten Aktieninvestments verfügt.

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