Investoren zwischen Zinswende und Stagflation
Investoren-Summit 2023 thematisiert die Anlagestrategien in Zeiten von Inflation, Zinswende und Wirtschaftsflaute. Investoren sorgen sich um Auswirkungen auf Private Markets, Kritik an Regulierung.
Professor Lars Feld, Leiter des Walter-Eucken-Instituts und Persönlicher Beauftragter des Bundesministers der Finanzen, hielt die ökonomische Botschaft des Investoren-Summit 2023 des Beraters Faros und der Börsen-Zeitung bereit: Die deutsche Wirtschaft befindet sich in der Stagflation! In verschiedenen Gesprächsrunden der Konferenz am Frankfurter Westhafen Pier Mitte September nahmen institutionelle Investoren Stellung zu Anlagestrategien in der Zinswende bis hin zu aktuellen Herausforderungen bei alternativen Anlagen und der Nachhaltigkeits-Regulatorik, die bei vielen institutionellen Investoren derzeit für Verstimmung sorgt.
Zinsanstieg wirkt auch auf Private Markets
So zeigte sich Andreas Poestges, Vorstandsvorsitzender der Pensionskasse für die Angestellten der Barmer Ersatzkasse VVaG, „gespannt, wie sich der Zinsanstieg auf die illiquiden Assets auswirken wird“. Auch Eberhard Vetter, Leiter Finanzanlagen bei der RAG-Stiftung, rechnete mit weiteren Anpassungen bei den Private Markets: „Die Zinsen fressen sich in die Wirtschaft hinein.“ Das Beispiel Real Estate zeige, dass die Zeiten, in denen man „seit der Finanzkrise mit Immobilien fast immer zweistellig verdient“ habe, vorbei seien. Als sicherheitsbewusster Core-Investor habe man jedoch genügend Luft, um bei gewerblichen Immobilien den Zinsanstieg über Mietsteigerungen zu kompensieren. „In Europa sind gewerbliche Immobilien nicht schlecht aufgestellt“, merkte Vetter an; in den USA sei die Situation schwieriger. Mit Blick auf Immobilien sieht Dr. Guido Bader, Vorsitzender der Vorstände der Stuttgarter Versicherungsgruppe, derzeit „nur noch die Glücksritter auf dem Markt“. Die Stuttgarter halte derzeit zudem mehr Liquidität vor, um gegen steigende Stornoquoten gewappnet zu sein. Auch Andreas Gründemann, Bereichsleiter Vermögensverwaltung, -planung und -controlling bei der Signal Iduna, sprach in der Runde der Versicherer auf dem Abschlusspanel seine Sorge an, es könnte „bei Alternatives noch einiges bröckeln“. Nichtsdestotrotz sei die Zinswende gut für die Lebensversicherung, durchaus derart, dass man „Korken knallen“ lassen könne.
Probleme der ESG-Regulierung mit Investments in Renewables
Doch auch die zunehmende Nachhaltigkeitsregulatorik aus Offenlegungsverordnung (Sustainable Finance Disclosure Regulation, SFRD), der Corporate Sustainablity Reporting Directive (CSRD) und der Taxonomie sorgte für Diskussionen. So wies zum Beispiel Katja Lammert, Chief Investment Officer Alternative Assets bei der Meag, auf Widersprüche in der Regulierung von Fondsanlage und Direktanlage hin, die nach der SFDR nicht einheitlich sei. Vielfach sei zudem nicht klar, ob beispielsweise MSCI-Ratings ins Reporting übernommen werden dürften. Als „Herausforderung“ bezeichnete Martin Rohm, Finanzvorstand der Versicherungsgruppe Alte Leipziger/Hallesche, die derzeitigen Regelungen. So seien die ESG-Berichtspflichten insbesondere für die illiquiden Anlagen derzeit ein Problem: Beispielsweise seien die für das Nachhaltigkeits-Reporting erforderlichen ESG-Daten von kleineren Windparkbetreibern, die vielleicht nur einen Geschäftsführer hätten, oftmals nicht zu bekommen. Das führe zu einer derzeit absurden Situation für den Versicherer: „Wir haben eine Milliarde Euro in Erneuerbaren Energien angelegt und können diese nicht als nachhaltig ausweisen. Das ist eine Katastrophe“, zog Rohm ernüchtert Bilanz.
Autoren: Daniela EnglertSchlagworte: Alternative Anlagen | Immobilien | Infrastruktur | Renewables | Windkraft
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