Investoren halten um die öffentliche Hand an
Für Public Private Partnerships gibt es gute Argumente, trotzdem sind Umsetzungen bislang recht zäh. Eine Konferenz mit Investoren und Politikern sowie einzelne Projekte geben Hoffnung, dass sich hier Altersvorsorgeeinrichtungen künftig mehr einbringen können – und sich so auch der staatliche Investitionsstau etwas auflöst.
Die Meag sucht und findet attraktive Risikoprämien insbesondere bei Infrastruktur-Assets. Seit 2015 hat der Vermögensverwalter für die Munich Re zahlreichen Projekten Fremdkapital gegeben. Einem bestimmten Asset Owner hätte Thomas Bayerl aber gerne mehr Assets finanziert: Vater Staat. „Ich würde mir mehr Public Private Partnerships wünschen“, so der Head of Illiquid Assets Debt & Renewable Energy Equity in einem Webcast der Meag, der dabei auf den großen Investitionsbedarf für die angestrebte Dekarbonisierung oder den Transport von Wasserstoff verweist. Hierfür notwendig wäre für Bayerl aber, dass ein weiterer Wunsch in Erfüllung geht: „Von der öffentlichen Hand würde ich mir mehr Klarheit wünschen.“ Wie schnell sich dieser erfüllt, könnte nach Ansicht von Bayerl aber auch an den Investoren liegen: „Vielleicht müssten wir mehr Kontakt zur öffentlichen Hand suchen?“
Um diese Kontakte zwischen öffentlicher Hand und Finanzinvestoren für Public Private Partnerships (PPPs) zu fördern, müsste man, wenn es sie nicht schon gäbe, die IDI – Initiative Deutsche Infrastruktur und ihre Infrastrukturkonferenzen erfinden. Diese fand im November zum vierten Mal in Berlin statt. „Wir müssen im konstruktiven Dialog die Rahmenbedingungen für PPPs fördern“, formulierte Lutz Horstick die Zielsetzung der Veranstaltung. Horstick ist im Vorstand der IDI und hauptberuflich Leiter Kapitalanlage Wertpapiere und Darlehen bei der Ärzteversorgung Westfalen-Lippe. Weiter sind im Vorstand der Initiative und waren auf der Veranstaltung zugegen: Alte-Leipziger-Vorstand Martin Rohm, BASF-Treasurer Dr. Birka Benecke und Michael Rieder von Palladio Partners. Teilnehmer der gut besuchten Konferenz waren Vertreter deutscher Altersvorsorgeeinrichtungen, politische Vertreter, Vertreter aus Verbänden und der Wirtschaft.
Die Keynote steuerte Michael Theurer, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesministerium für Digitales und Verkehr, bei. Dieser gab sich gegenüber öffentlich-privaten Partnerschaften aufgeschlossen. Zur Begründung verwies Theurer auf den Zustand der Verkehrsinfrastruktur und den Bedarf an Digitalisierung. Weiteres Argument pro ÖPP: die verfassungsrechtliche Verschuldungsbremse. „Das ist ein Punkt für private Finanzierung“, so der Staatssekretär mit FDP-Parteibuch, der betonte, dass Infrastruktur das Rückgrat der Republik sei. Dieses soll auch mit privatem Geld gestärkt werden. „Sagen Sie uns, was regulatorisch nötig ist. Da sind wir offen“, rannte Theurer bei den Investoren offene Türen ein.
Finanzielle Unterstützung würden gerade in diesen Zeiten Kommunen und Stadtwerke begrüßen. Dies wurde in einer Präsentation des IDI-Arbeitskreises Stadtwerke deutlich. Die Liste der Herausforderungen ist für Stadtwerke lang: Erneuerbare Energien, Netzinfrastruktur – Gas, Strom, Glasfaser –, Wärmewende, Transportinfrastruktur. Aber schon, um nur den Bestand in Schuss zu halten, sei bis 2030 ein dreistelliger Milliardenbetrag nötig. „Das kann der Staat nicht alleine finanzieren“, waren sich Dr. Tobias Brosze, Vorstand Mainzer Stadtwerke AG, und Sebastian Jurczyk, Vorsitzender der Geschäftsführung der Stadtwerke Münster, einig. Beide engagieren sich im Arbeitskreis Stadtwerke.
Dass das gemeinsame Beackern von Investitionsfeldern möglich ist, zeigt schon ein Blick ins europäische Ausland, wo auf kommunaler Ebene viel mehr privatwirtschaftliches Kapital unterwegs ist – oder ein Blick nach Neumünster. Dort finanzieren Altersvorsorger und die Kommune gemeinsam den Bau eines Glasfasernetzes. In Neumünster habe man erkannt, was die Stärke einer privaten Partnerschaft sein kann. Damit diese funktioniert, so die beiden Stadtwerker auf der Konferenz, müssen die Finanzinvestoren ( neben Geld) auch Verständnis für kommunale Bedürfnisse mitbringen. Zu diesen gehöre beispielsweise ein Rückkaufoption der Anteile, die die privaten Partner halten. „Ein PPP lässt sich auch immer einfacher gestalten, wenn man eine gemeinsame Projektgesellschaft gründet. Eine direkte Beteiligung eines Finanzinvestors an einem Stadtwerk ist politisch schwierig“, so Sebastian Jurczyk.
Mehr Quoten, weniger Eigenkapital
Sehr viel Hoffnungen dürften regulierte Anleger auch in die Arbeit des Arbeitskreises Regulatorik und Nachhaltigkeit legen. Dieser setzt sich gegenüber der Politik beispielsweise für mehr regulatorische Unterstützung für Infrastruktur Equity ein. So würde sich Christian Chrobok, Leiter Portfoliomanagement beim BVV, für diese Asset-Klasse in der Anlageverordnung eine separate Quote und vorteilhaftere Stresstest-Parameter wünschen. Auf diesem Weg könnten gerade bei regulatorisch eingeschränkten Investoren Gelder für dringende Infrastrukturvorhaben gelockert werden. „Wir sind dazu bereit, entsprechende Initiativen umzusetzen“, sagte Chrobok und kündigte das Ziel an, bis Jahresende beziehungsweise Anfang 2023 passende Konzepte vorlegen zu können.
Sicherlich könnten sich auch Versicherungen Erleichterungen für Infrastruktur-Investments bei Solvency II vorstellen. Können doch die erforderlichen Bedeckungen für Eigenkapital-Investments bis zu happigen 49 Prozent reichen. Wo der Schuh regulatorisch ebenfalls drückt, ist beim Thema Nachhaltigkeit. „Mit Solvency II kommen wir insgesamt zurecht“, erklärte Martin Rohm, Vorstandsmitglied bei IDI und der Alte Leipziger, „die ESG-Regulatorik ist aber ein Moloch. Noch habe ich aber die Hoffnung, dass die IDI und wir in Brüssel gestalterisch noch einwirken können.“
Viel Potential wird allerseits auch Wasserstoff bescheinigt – auch vom entsprechenden Arbeitskreis. Allerdings hapert es an der Investierbarkeit. Hier wäre die Politik besonders gefordert, passende Rahmenbedingungen nicht nur in regulatorischer Hinsicht, sondern auch in Form von Pipelines und ausreichenden Stromnetzen für die Elektrolyse zu bewerkstelligen. Allerdings war schon das Wirken des Staats beim Bau von Nord-Süd-Stromtrassen in den vergangenen Jahren nicht gerade überzeugend. Und auch in den Diskussionen auf der Konferenz wurde klar, wie zäh die Gestaltung von Public-Private-Partnerships in der Bundesrepublik ist – und das betrifft nicht nur die Genehmigung von Windparks, für welche Jahre ins Land gehen können. Vorhaben wie Strompreisbremse, Gaspreisdeckel oder Übergewinnsteuern tragen auch nicht zum Vertrauen der Investoren bei und dürften die positiven Aussagen der politischen Vertreter auf der Konferenz in den Ohren der Anleger etwas relativieren.
Mit all den sich auftürmenden Problemen muss die Bereitschaft der Politik steigen, private Investoren mit ins Boot zu nehmen. Hoffnung macht, dass laut Medienberichten, zum im August (!) vorgelegten Entwurf eines Gesetzes zur Beschleunigung von verwaltungsgerichtlichen Verfahren im Infrastrukturbereich Einigung erzielt worden sei. Zudem gilt nun auch das PPP-Totschlag-Argument nicht mehr, dass sich der Staat doch zu null Prozent finanzieren kann. Allerdings erwarten die Investoren wegen des Zinsanstiegs nun auch höhere Risikoprämien als früher.
Aber am Ende sollen beide Seiten von PPPs profitieren. Diesbezüglich sei nochmal an die Aussagen von Dr. Anton Buchhart, Hauptabteilungsleiter Kapitalanlagen der Barmenia, auf der Konferenz von Union Investment erinnert. „Die Transformation der Energieinfrastruktur sowie die Verbesserung der Kommunikationsinfrastruktur mit der Verlegung von Glasfasern wird eine Erfolgsstory für Staaten und Investoren werden und schöne Renditen ergeben. Zudem ist auch der Inflationsschutz interessant.“
Autoren: Patrick EiseleSchlagworte: Alternative Anlagen | Infrastruktur | Strategische Asset Allocation (SAA) | Versicherer
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