Alternative Anlagen
29. Juli 2018
Infrastruktur: Investoren ergreifen die Initiative
Kaputte Straßen, marode Schulen, langsames Internet: Der Infrastruktur-Investitionsbedarf in Deutschland ist mindestens so offensichtlich wie der Bedarf deutscher AV-Einrichtungen nach sicheren Kapitalanlagemöglichkeiten.
Frau Schroeder, Herr Rohm und Herr Hörner, wie sind Ihre Arbeitgeber in Infrastruktur investiert und was versprechen Sie sich von der Initiative?
Carola Schroeder: Die VPV Versicherungen (VPV) investierten im vergangenen Jahr erstmals in Infrastruktur. Wir gehören zu den Late Movern, weil für uns das Thema Sicherheit im Vordergrund steht. Bei neuen und komplexen Asset-Klassen ist uns der interne Aufbau von Knowhow sehr wichtig. Wie in den anderen Asset-Klassen investiert die VPV auch in Infrastruktur indirekt. Als kleines Haus erreichen wir die für uns wichtige regionale und sektorale Diversifikation am besten über Fonds.
Sind die Fonds auch in Deutschland allokiert?
Schroeder: Für uns ist wichtig, dass wir quer Beet investieren. Deutsche Assets sind ein Bestandteil. Unter Risiko Rendite-Gesichtspunkten muss meines Erachtens Infrastruktur aus Deutschland dabei sein.
Martin Rohm: Als Anbieter von privater Altersversorgung zielt das Geschäftsmodell der Alte Leipziger auf die lebenslange Versorgung unserer Kunden ab. Insofern passt Infrastruktur – in unserem Fall Erneuerbare Energie – mit langen Laufzeiten sehr gut zu uns. Anders als für Private-Equity-Investoren geht es uns nicht um eine schnelle, möglichst hohe Wertsteigerung, sondern darum, eine möglichst langfristig attraktive Rendite für unsere Lebens- und Krankenversicherungskunden zu erzielen. Darum engagierten wir uns vor knapp drei Jahren – ausschließlich in Deutschland – erstmals im Segment Erneuerbare Energie. Begonnen haben wir mit Onshore-Wind. Grund ist, dass sowohl unsere Lebensversicherungskunden als auch die Krankenversicherungskunden der Hallesche Sicherheit erwarten. Entsprechend brauchen wir auf der Anlageseite sichere Investments. Darum ist für uns die Regulierung in Deutschland ein wichtiges Gut. Auf Grund der hohen Nachfrage nach deutschen Assets schauen wir uns jetzt auch in Europa um und investieren zudem in Offshore-Wind. Offshore sind wir bereits mit Eigenkapital in einen niederländischen Windpark investiert und erwarten dieses Jahr auch die erste Beteiligung an einem deutschen Park erwerben zu können. Offshore kommen nun die Tranchen von Beteiligungsgesellschaften, die sich nach der ersten Phase aus ihren Investments zurückziehen wollen, auf den Markt.
Otto Hörner: Wir investieren für einen CTA, eine Pensionskasse und für weitere, kleinere Vehikel bei der BASF. Unsere strategische Asset-Allokation, die wir auf Basis von Asset- Liability-Studien erarbeiten, beinhaltet auch
Infrastruktur-Investitionen. Meist handelt es sich bei diesen Vehikeln um Pension Assets – und somit um lange Laufzeiten. Mit Illiquidität können wir an dieser Stelle also gut umgehen. Wir beschäftigen uns mit Infrastruktur seit mindestens fünf und investieren seit ungefähr vier Jahren. Geplant ist, diese Asset-Klasse weiter auszubauen. Was uns ein wenig Sorge bereitet, ist die regionale Diversifizierung. Wir haben in der Vergangenheit überwiegend über Fonds investiert, die in vielen europäischen Ländern Schwerpunkte haben, in Deutschland jedoch deutlich untergewichtet sind. Ein klassischer Public-Private-Partnership-Markt wie Großbritannien bot in der Vergangenheit viele Möglichkeiten für Infrastruktur-Investitionen. Wegen des Brexits achtet man nun aber sehr genau auf das UK Exposure. Insofern würden wir es begrüßen, wenn in Deutschland mehr Möglichkeiten für Infrastruktur- Investments geschaffen würden. Deswegen sehen wir diese Initiative sehr positiv.
Was spricht neben Diversifikation und der die Sicherheit erhöhenden Regulatorik für deutsche Infrastruktur?
Schroeder: Bei Investments in Deutschland besteht kein Währungsrisiko. Unsere Liabilities sind in Euro und darum ist es wichtig, dass ein Großteil unserer Investments auch in Euro denominiert ist. Wechselkurs-Hedges sind im derzeitigen Umfeld sehr teuer.
Autoren:
portfolio institutionell Schlagworte: Infrastruktur | Initiative Deutsche Infrastruktur (IDI) | Public-Private-Partnership (PPP)
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