Versicherungen
16. März 2021

Inflation entwertet Garantien

Studie: Bis Garantieniveaus von 70 Prozent entstehen mehr Chancen als Risiken. Wohldosierte Garantien von Nutzen.

Die Abkehr von 100-Prozent-Garantien in der Lebensversicherung scheint spätestens seit der Ankündigung des Branchenriesens Allianz, diese Produkte künftig nicht mehr anzubieten, besiegelt. Doch noch immer haben Altersvorsorgeprodukte, speziell geförderte Riesterprodukte, eine 100-prozentige Beitragsgarantie. Diese 100-Prozent-Garantie kostet bei den aktuell niedrigen Zinsen Rendite, so eine von Union Investment unterstützte Studie des Instituts für Finanz- und Aktuarwissenschaften (Ifa), die erstmals zusätzlich die Inflationseffekte aus Verbrauchersicht berücksichtigte. Denn diese bewirken einen realen Wertverlust der Garantien. „Sicherheit und Garantie ist daher nicht dasselbe“, so Hans-Joachim Reinke, Vorstandsvositzender von Union Investment. Doch wie verhält sich die Rendite bei einer Absenkung Garantieniveaus?

Höhere Aktienallokation sorgt für Chancen

Bei einer Absenkung des Garantieniveaus auf rund 70 Prozent steigen die Chancen von Altersvorsorgeprodukten stärker an als die Risiken, so die Modellierungen. Bei einer weiteren Absenkung lässt sich kein weiterer positiver Effekt erzielen, die Risiken steigen hier stärker als die Chancen, so die Studie. Dies ist ein Resultat der höheren Aktienallokation. „Hohe Garantien verringern das Risiko von Schwankungen der Aktienmärkte, erhöhen aber im Gegenzug das Risiko, das aus der Inflation resultiert“, so Studienautor Prof. Dr. Jochen Ruß. Ausgehend vom höchsten betrachteten Garantieniveau (90 Prozent) erzeuge ein Absenken der Garantie zunächst sehr viel und dann immer weniger zusätzliche Renditechancen, das Risiko nehme hingegen immer stärker zu.

Bei eher hohen Kursschwankungen bedeute das konkret: Bis zu einem Garantieniveau von circa 70 Prozent steige die reale Chance deutlich stärker an als das reale Risiko. Bei einer weiteren Absenkung des Garantieniveaus erhöhe sich dann aber das Risiko ähnlich stark oder sogar stärker als die Chance, so eine Pressemitteilung von Union Investment. Untersucht wurden dabei zwei fondsgebundene Lebensversicherungen (statisches und dynamisches Hybridprodukt) sowie ein Fondsprodukt (i-CPPI). Die aktuell maximal darstellbare Garantiehöhe wurde vom Ifa bei 90 Prozent der Beiträge berechnet und als Basiswert gesetzt.

Wohldosierte Garantien seien deshalb aus Kundensicht von Nutzen: „Garantien sollten für sicherheitsorientierte Verbraucher nicht zu weit abgesenkt werden“, so Ruß. „Eine Garantie von 100 Prozent war in Zeiten höherer Zinsen durchaus sinnvoll. Heute muss jedoch die Diskussion über niedrigere Garantieniveaus dringend geführt werden.“ Um dann einen Turn zu machen, der dem Auftraggeber der Studie gefallen sollte: Eine 100-prozentige Garantie sei selbst bei einer Halbierung der Kosten des Anbieters nicht sinnvoll, weshalb, „so wichtig eine Diskussion über kostengünstige Produkte auch sei“, das Problem vor allem woanders, nämlich primär beim Zinsniveau, liege.

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