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6. März 2024

Hilfe, VAG-Anleger haben ihre Nettomittelaufkommen geschrumpft!

Spezialfondsmarkt-Quarterly: Mittel haben sich fast halbiert. Dem Spezialfonds machen Direktbestände und Alternatives Konkurrenz.

Der deutsche Spezialfonds verzeichnet mit 2023 ein spezielles Jahr. Wie das aktuelle Spezialfondsmarkt-Quarterly von Kommalpha berichtet, wurden im vergangenen Jahr lediglich 38,5 Milliarden Euro netto in Spezialfonds dotiert. Das Nettomittelaufkommen hat sich somit im Vergleich zu 2022 fast halbiert. Dabei fiel 2022 bereits in Sachen Nettomittelaufkommen eher mäßig aus.

Sehr bedenklich wird es beim Blick auf die Cashflows auf Ebene der Anlegergruppen. Schließlich blicken ausgerechnet die jahrelangen Zugpferde des Spezialfondsmarktes beim Nettomittelaufkommen auf ein rabenschwarzes Jahr 2023 zurück. Bei Altersvorsorgeeinrichtungen und Versicherungen ist das Nettoneugeschäft dramatisch eingebrochen. Altersvorsorgeeinrichtungen kommen Ende 2023 auf ein Spezialfondsvolumen von 562 Milliarden Euro, Versicherungen auf 549 Milliarden Euro. Beide Gruppen kommen zusammen auf einen Marktanteil von 55 Prozent. Spezialfonds von Altersvorsorgeeinrichtungen konnten in 2023 lediglich 1,3 Milliarden Euro netto einsammeln. Sie liegen damit 35 Milliarden Euro unter ihrem Vergleichswert aus 2022. Bei Versicherungen beträgt das Nettomittelaufkommen in 2023 mickrige 461 Millionen Euro. Auch bei Kreditinstituten liegt das Nettomittelaufkommen 2023 deutlich unter dem Vorjahreswert.

AV-Einrichtungen und Versicherer schwächeln

„Bei den beiden großen Anteilseignergruppen im Spezialfondsgeschäft scheinen die Zeiten von Nettomittelaufkommen in zweistelliger Milliardenhöhe vorbei und es kommt zu einer Trendveränderung“, kommentiert Kommalpha-Vorstand Clemens Schuerhoff. „Zum einen besteht die These, dass die demografische Zange bereits jetzt schon zu greifen beginnt, und zum anderen, dass die Rolle des Spezialfonds bei den Kapitalanlagen von Altersvorsorgeeinrichtungen und Versicherungen zugunsten der Direktanlage und Vehikeln anderer Provenienz und Verpackung abnimmt.“

Hoffen auf fallende Zinsen

Für die Unterstützer der Spezialfonds-Analyse liegen die Gründe für die schwache Entwicklung ebenfalls darin, dass gerade die VAG-Anleger derzeit verstärkt Mittel in den Direktbestand und in alternative Anlagen, die im Ausland administriert werden, pumpen. Sie sehen allerdings die weitere Entwicklung weniger negativ – insbesondere, wenn die Zinsen fallen sollten. „Bei einer Zinswende im Euroraum dürfte wieder stärker international über segmentierte Spezialfonds investiert werden“, prognostiziert Alexander Lehn vom Securities-Services-Team der BNP Paribas. Ähnlich sieht es Dirk Bednarz von der Deka-Bank: „Mit Blick auf eine allgemein erwartete, im 2. Halbjahr 2024 beginnende Senkung der Zinsen, können Anlagen in Spezialfonds wieder lukrativer werden.“

Generationenkapital nicht ausreichend

Ralf Jonass von HSBC Deutschland sieht einen Brustlöser für den deutschen Spezialfonds in einem politischen Vorhaben. Im Hinblick auf die Pläne rund um das Generationenkapital lasse sich vermuten, dass das geringe Niveau des Netto-Neugeschäfts von Altersvorsorgeeinrichtungen und Versicherungen in Spezialfonds sich nicht fortsetzen werde. „Da das künftige Generationenkapital das Problem der Rentenfinanzierung nicht stand alone lösen kann, braucht es künftig mehr Dynamik in den beiden ergänzenden Säulen der Altersvorsorge, sprich sowohl in der betrieblichen als auch der privaten Altersvorsorge“, meint Jonass. Stefan Adam von der DZ Bank weist noch darauf hin, dass der elementare Gedanke des Spezialfonds nach wie vor nicht in Frage gestellt ist: „Grundsätzlich ist die Attraktivität des Spezialfonds weiterhin hoch, es bleibt aus unserer Sicht das beliebteste Anlagevehikel institutioneller Investoren, insbesondere wenn Teile der Portfolioverwaltung externalisiert werden sollen.“

Ein Lichtblick im trüben Jahr 2023 sind die kleineren Anlegergruppen. Deren Nettomittelaufkommen liegen über den Vorjahreswerten. Spitzenreiter beim Nettomittelaufkommen sind Sozialversicherungen & öffentliche / kirchliche Zusatzversorgungseinrichtungen. Sie kommen auf 14,8 Milliarden Euro, was ein Plus von satten zwölf Milliarden Euro gegenüber 2022 bedeutet. Spezialfonds von privaten Organisationen ohne Erwerbszweck sammelten in 2023 rund 13,5 Milliarden Euro ein und liegen fünf Milliarden Euro über ihrem Vergleichswert aus 2022. Corporates dotierten in 2023 knapp über vier Milliarden Euro netto in ihre Spezialfondsmandate. Dies stellt ein Plus von rund 2,8 Milliarden Euro gegenüber 2022 dar.

Aktienhausse geht an Instis vorbei

Noch ein Blick auf die Fondskategorien: Mit Ausnahme von Renten- und Dachspezialfonds liegen alle in 2023 beim Nettomittelaufkommen unter den Werten von 2022. Sonstige Spezialfonds und Aktien-Spezialfonds notieren beide mit einem negativen Nettomittelaufkommen sogar unter Wasser. Letztere mit Nettomittelabflüssen in Höhe von 8,4 Milliarden Euro weit unter der Oberfläche.

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