Große Firmen wollen weniger Büros mieten
Jedes zweite Unternehmen plant mit hybriden Arbeitsmodellen, die eine Mischung aus Homeoffice und Arbeit im Büro ermöglichen. Kaum jemand rechnet noch mit steigenden Mieten.
Eigentümer von Büro-Immobilien werden die Spätfolgen der Coronavirus-Pandemie noch lange Zeit zu spüren bekommen. Denn das Interesse von Unternehmen und insbesondere vieler Mitarbeiter am Thema „Homeoffice“, das mit der Pandemie im Jahr 2020 aufgekommen ist, sorgt weiterhin für trübe Aussichten im Büro-Segment.
Laut einer aktuellen Umfrage der auf Immobilien spezialisierten Beratungsfirmen Frank Knight und Cresa stehen internationale Unternehmen in der Post-Covid-Ära „bei der Entwicklung ihrer Arbeitsplatzkonzepte vor neuen und komplexeren Herausforderungen“: Während einige Nutzer von Büroimmobilien auf hybride Arbeitsmodelle setzen – Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gehen dabei von unterschiedlichen Orten aus ihrer Arbeit nach – verfolgen viele eine auf die Präsenzarbeit im Büro fokussierte Strategie.
Im Rahmen der Umfrage haben leitende Immobilienakteure aus über 350 Unternehmen, die zusammen mehr als zehn Millionen Angestellte beschäftigen, ihre Erwartungen für moderne Arbeitsplatzkonzepte wiedergegeben. Der Mehrheit (60 Prozent) der Befragten geht demnach von zunehmend komplexeren Aufgaben für die Gestaltung ihrer Arbeitsplätze in den nächsten drei Jahren aus.
Mehrheit plant mit hybriden Arbeitsmodellen
Die Mehrheit der Unternehmen – rund 56 Prozent – plant mit hybriden Arbeitsmodellen, die eine Mischung aus Homeoffice und Arbeit im Büro ermöglichen. Dagegen verfolgt etwa jedes dritte Unternehmen (31 Prozent) einen Ansatz, der die vollständige oder mehrheitliche Präsenz im Büro vorsieht. Lediglich zwölf Prozent der Befragten priorisieren ein komplett flexibles und auf Remote-Arbeit ausgelegtes Konzept – bei dem ein Büro für die Mitarbeiter nicht länger erforderlich ist.
Die Nachfrage nach Bürogebäude wird sich zudem auch verschieben, wie die Umfrage-Ergebnisse zeigen. Denn viele Unternehmen gaben an, auf neue moderne Flächen auszuweichen. 47 Prozent der globalen Unternehmen gehen davon aus, dass sie ihren Hauptsitz in den nächsten drei Jahren verlegen werden. Das ist eine Steigerung um 40 Prozent im Vergleich mit der Vorjahresumfrage.
Und noch ein wichtiges Ergebnis der Umfrage: Die Mehrheit von 55 Prozent der Unternehmen erwartet, dass sie ihr Büro-Portfolio in den kommenden drei Jahren ausbauen beziehungsweise stark ausbauen werden. Allerdings geht dieses Wachstum hauptsächlich von Unternehmen mit bis zu 10.000 Angestellten aus. Größere Unternehmen mit einer Mitarbeiterzahl von über 50.000 gaben an, dass sie eine Reduktion an Büroflächen in ihrem Portfolio antizipieren.
Büromieten setzen Negativtrend fort
Aktuelle Einschätzungen zum Büromarkt gibt es auch von Fahrländer Partner Raumentwicklung (FPRE) aus Frankfurt am Main. Laut der bundesweiten Frühjahrsumfrage 2023 des Beratungs- und Forschungsunternehmens sehen die 540 darin befragten Immobilienexperten die weitere Entwicklung der Transaktionspreise für Wohn- und Büroimmobilien ähnlich pessimistisch wie im vergangenen Herbst. Gleichwohl sei eine weitere Verschlechterung des Ausblicks immerhin ausgeblieben, kommentieren die Experten anlässlich der jüngsten Veröffentlichung ihrer halbjährlich durchgeführten Erhebung zur Preisentwicklung von Immobilien in Deutschland.
Den sogenannte Preiserwartungsindex für Mieten von Büroflächen beziffert FPRE mit minus 42,3 Punkten. Damit notiert der Index ähnlich negativ wie im vergangenen Herbst, als er bei minus 44,1 Punkten gelegen hatte. Rund 45 Prozent der Umfrageteilnehmer erwarten sinkende oder stark sinkende Büromieten in den nächsten zwölf Monaten, etwa die Hälfte stabile Mieten. Nur knapp fünf Prozent gehen von steigenden Mieten in diesem Segment aus.
Nach Angaben von Dr. Stefan Fahrländer, Partner von FPRE, bleibt der Ausblick auf die Transaktionspreise bei den Büro- und Geschäftshäusern pessimistisch. „Die hie und da erhofften Steigerungen für Büromieten dürften sich, bei gedrosselter Projektentwicklungs-Pipeline, wenn überhaupt nur in absoluten Toplagen der Metropolen erzielen lassen.“
Viel ungenutzte Büroflächen
Hinweise zur weiteren Entwicklung ergab auch die Trendstudie „Real Estate in der Industrie“ des Beratungsunternehmens Drees & Sommer. Laut den Studienergebnissen, über die wir umfassend berichtet haben, dürfen in mehr als der Hälfte der befragten Unternehmen die Mitarbeitenden frei wählen, wo sie arbeiten.
Dabei zeigt sich: Das Office bleibt eine wichtige Konstante im Arbeitsleben, die trotz der Freiheit noch gerne genutzt wird. So liegt in 28 Prozent der befragten Unternehmen die durchschnittliche Arbeitszeit im Homeoffice in der goldenen Mitte von drei Tagen, bei einem knappen Viertel bei zwei Tagen.
Autoren: Tobias BürgerSchlagworte: Büroimmobilien
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