GDV: Solvency II ausreichend zum Management von Stabilitätsrisiken
Stellungnahme zu neuen Initiativen der makroprudenziellen Aufsicht. Vorausschauende Geld-, Fiskal- und Wirtschaftspolitik zur Bewältigung systemischer Risiken erforderlich.
Der Versicherungsverband GDV hat sich zu den neuen Initiativen der Internationalen Vereinigung der Versicherungsaufseher (IAIS) sowie Vorschlägen der europäischen Versicherungsaufsicht EIOPA sowie des Expertenkommittees European Systemic Risk Board (ESRB) zum Ausbau der makroprudenziellen Aufsicht geäußert. Diese sollen den bestehenden Aufsichtsrahmen durch weitere Instrumente ergänzen. Während bei Solvency II Risiken einzelner Versicherungsunternehmen im Vordergrund standen, werden nun potenzielle systemische Risiken durch gleichzeitig auftretende Probleme mehrerer Versicherer mit ähnlichen Geschäftsmodellen adressiert.
In einer Publikation warnte der GDV vor einer Überfrachtung und mahnte, die dauerhafte Sicherung der Stabilität des Finanzsystems als übergreifende Aufgabe zu begreifen. Systemische Risiken, welche durch umfassendere gesellschaftliche Transformationsprozesse wie demografischen Wandel, Digitalisierung und Klimawandel bedingt seien, könnten nur eingeschränkt durch die makroprudentielle Aufsicht reguliert werden. Hier sei eine vorausschauende Geld-, Fiskal- und Wirtschaftspolitik nötig. Als Beispiel nennt GDV-Geschäftsführer und -Chefvolkswirt Klaus Wiener die Vollendung der Kapitalmarktunion: „Damit würden unter anderem die Investitionsbedingungen für institutionelle Anleger wie Versicherer grenzüberschreitend in den EU-Mitgliedstaaten verbessert, verbunden mit einer stärkeren Diversifizierung der Kapitalanlagen und einer Reduzierung von Konzentrationsrisiken.“
Der bestehende aufsichtsrechtliche Rahmen wirke bereits effektiv potenziellen Stabilitätsrisiken entgegen. Gleichwohl könne eine systematische Verbesserung hilfreich sein, wobei ein ganzheitlicher Ansatz verfolgt werden solle. Dieser müsse den Grenzen der makroprudentiellen Aufsicht und Wechselwirkungen mit anderen Politikbereichen Rechnung tragen. Versicherungen seien viel geringeren systemischen Risiken als Banken ausgesetzt, dem sei durch einen aktivitätsbasierten Ansatz und Wahrung der Proportionalität nachzukommen. „Ein effektives mikroprudenzielles Aufsichtssystem ist ein zentraler Baustein auch aus makroprudenzieller Perspektive“, so Wiener. „Alle potenziellen systemischen Risiken durch die Versicherungswirtschaft werden damit bereits stark gemindert – von Ansteckungsgefahren durch ‚Fire Sales‘ über den plötzlichen Rückzug vom Angebot bestimmter Versicherungsprodukte aufgrund eines vorherigen ‚Underpricing‘ bis hin zu Cyberrisiken.“
Autoren: Tim BüttnerSchlagworte: Solvency II
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