14. August 2014

Für Deckungsstock und fondsgebundene Angebote: Multi-Asset-Multitasking bei der LV 1871

Über die Multi-Asset-Investments der LV 1871 im Deckungsstock und in den fondsgebundenen Versicherungsangeboten sprach Patrick Eisele mit Dr. Martin Ulrich Fetzer, ­Leiter Kapitalanlage. Die Kapitalanlagen der LV 1871 belaufen sich auf 4,7 Milliarden Euro.

Herr Dr. Fetzer, ist Multi Asset nur für fondsgebundene Versicherungsangebote oder auch für den eigenen ­Deckungsstock interessant?
Gerade im aktuellen Niedrigzinsumfeld werden Multi-Asset-Strategien als attraktive und flexible Alternative vor allem zu gering rentierenden Renteninvestments propagiert. Bei der LV 1871 nutzen wir schon seit vielen Jahren Multi-Asset- beziehungsweise Absolute-Return-Strategien für den klassischen Deck­ungsstock. Aber auch in der fonds­gebundenen Lebensversicherung bieten wir unseren Kunden Multi-Asset-Fonds an. Bei unserer Expertenpolice zum Beispiel haben wir selbst fünf aus unserer Sicht besonders erfolgsversprechende vermögensverwaltende Multi-­Asset-Fonds kombiniert. Außerdem finden Kunden Multi-Asset-Fonds auch auf unserer Investmentplattform meinepolice.com. Das Anlageziel, unter begrenzten Schwankungen mittel- bis langfristig attraktive­ Ergebnisse zu erzielen, passt sehr gut zu unserer Ziel­gruppe.

Wie passt Multi Asset in das ALM und das ­Risikomanagement einer Versicherung? Müsste nicht immer eine klare Ausrichtung auf Asset-Klassen gegeben sein?
Multi Asset läuft bei uns unter Absolute Return als eigene Asset-Klasse. Hier gehen wir sehr risikobewusst vor; die Asset ­Manager bekommen klare Vorgaben hinsichtlich der maximal tolerierbaren Verluste. Ebenso klar definiert sind aber auch unsere Erwartungen im Hinblick auf die Ziel-Performance.
Meist allokieren wir die Strategien über Spezialfonds, um die Ansätze über individuelle Vorgaben besser auf den klassischen ­Deckungsstock abstimmen zu können. Ein weiterer Grund für Spezialfonds ist ihre hohe Transparenz, das heißt, wir sind jederzeit über die aktuelle Portfoliopositionierung ­informiert. Wir bilden die Asset-Klasse „Absolute Return/Multi Asset“ aber auch über sehr liquide Publikumsfonds ab. Bei der Selektion legen wir unser Augenmerk darauf, dass das Risk-Return-­Profil zu unseren Anforder­ungen passt.

Lässt sich verhindern, dass alle Multi Asset Manager in die gleiche Asset-Klasse gehen?
Wir achten bei der Auswahl der Manager darauf, dass sie unterschiedliche Strategien fahren beziehungsweise unterschiedliche Performance-Quellen nutzen.
 
Wenn die Manager aber nicht stärker in ­Aktien gehen, ist das Risikokapital nicht effizient ­genutzt. Ineffizient wäre es auch, wenn Sie zum Beispiel in Ihrem Anleihenportfolio den Dollar hedgen und Ihre Multi Asset Manager den Dollar long gehen.
Jeder Manager hat seine eigene Risiko­kapitalallokation. Wir wollen, dass der Multi Asset Manager unabhängig von unseren ­anderen Managern seine Freiheiten nutzt. Die Manager sollen unter Beachtung bestimmter­ Risikokapital- und Investment-­Restriktionen jeweils ihr Performance-Ziel erreichen. Durch die Strategiediversifikation sinken die Korrelationen sowohl innerhalb der Asset-Klasse „Absolute Return/Multi Asset“ als auch zum Gesamtportfolio beziehungsweise zum gesamten Deckungsstock der LV 1871.

Multi Asset wird gern als „Anleihenersatz“ oder „Income-Instrument“ vermarktet. Entspricht diese Kategorisierung wirklich der ­Realität?
Hier ist Vorsicht geboten. Wenn ein ­zuverlässiger, stetiger Cashflow gesucht wird, ist Multi Asset nicht ideal.
Eine gewisse Volatilität ist vor allem kurzfristig, zum Beispiel auf Kalenderjahressicht, gegeben. Statt einer anvisierten Rendite von vier bis fünf Prozent sind dann auch mal ­minus zwei Prozent möglich. Als Anleihenersatz im Sinne von stabilen Cashflows beziehungs­weise stabilen Erträgen ist Multi Asset vor allem kurzfristig nicht zuverlässig ­genug. 

Haben Sie Bedenken, dass Multi-Asset-Strategien nur in einem solchen Umfeld funktionieren könnten?
Das ist ein wichtiger Punkt, insbesondere für Manager, die primär eine Rentenstrategie fahren, da wir uns jetzt ja schon seit vielen Jahren in einem Umfeld sinkender Zinsen bewegen. Das Gleiche lässt sich aber auch für Fonds sagen, die seit 2009 eine hohe Aktienquote gewählt haben. Möglicherweise könnten viele aktuell ­erfolgreiche Multi-Asset-Fonds auch unter Druck kommen, wenn die negativen Aktien-Anleihen-Korrelationen nicht mehr so funktionieren, wie wir es in den vergangenen ­Jahren gesehen haben. Dann wird sich ­zeigen, welche Manager in der Lage sind, ­flexibel auf veränderte Umweltbedingungen zu reagieren.
 
Wie sehen Sie Multi Asset im Vergleich zu Hedgefonds?
Prinzipiell ist Multi Asset schon ein ­gewisses Substitut für Offshore-Hedgefonds. Die Zielsetzung geht in eine sehr ähnliche Richtung.
Die Möglichkeiten von Multi Asset zum Beispiel beim Eingehen von Short-Positionen sind zwar etwas geringer. Geringer ist aber auch der Aufwand für Regulierungs- und Administrationsthemen. Zudem sind Ucits-Multi-Asset-Fonds günstiger, transparenter und flexibler. Teilweise mögen die ­Assets von Offshore-Hedgefonds zwar ­liquide sein, die Fonds selber und die Vehikel, über die sie meist gehalten werden müssen, sind es aber regelmäßig nicht. Fraglich ist auch, ob Illiquidität und Intransparenz durch Risiko­prämien entsprechend kompensiert werden.

Könnte aber, bei weiter schwindenden Rendite­chancen in den Aktien- und Rentenmärkten, die Zukunft von Multi Asset in der Entwicklung hin zu einer stärkeren Betonung von Hedgefonds-Ansätzen liegen?
Wenn man unter Hedgefonds-­Strategien beziehungsweise dem Ziel solcher Strategien versteht, in allen Marktphasen eine positive absolute Rendite zu erzielen und zumindest mittelfristig das Kapital zu erhalten, dann lässt sich aus meiner Sicht Folgendes beo­bachten: Grundsätzlich werden Investitionen in Offshore-Hedgefonds durch die AIFM-Regulierung schwieriger. Deshalb bieten ­vermehrt solche klassischen Hedgefonds-Manager ihre Strategien im regulierten Ucits-Mantel an – soweit dies möglich ist und oftmals in etwas abgewandelter Form. Gleichzeitig existieren bereits seit vielen Jahren und teilweise auch sehr erfolgreich in Deutschland und in Europa regulierte Multi Asset ­Manager, die sich ebenfalls dem absoluten Renditeziel bei begrenztem Risiko verschrieben haben.

Von Patrick Eisele

portfolio institutionell, Ausgabe 7/2014

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