Fondsbranche gehen über zwei Billionen Euro verloren
Trotzdem können passive Produkte in Europa zulegen. Nachhaltige gleichauf mit konventionellen Produkten.
Wer hat, dem wird gegeben! Blackrock war mit einem Plus von 14 Milliarden Euro im bisherigen Jahresverlauf der absatzstärkste Fondspromoter in Europa. Auf den Plätzen zwei und drei folgen HSBC mit einem Zuwachs von 13,9 und Vanguard mit 10,5 Milliarden Euro. Diese Vertriebsleistung ist besonders bemerkenswert, da das insgesamt verwaltete Vermögen in der europäischen Fondsbranche seit Jahresanfang von 15,3 Billionen Euro auf 13 Billionen Euro zum Ende des dritten Quartals 2022 sank. Die Nettoabflüsse beliefen sich in den ersten neun Monaten auf 323,6 Milliarden Euro. Diese Zahlen präsentierte Refinitiv.
Laut dem Datenspezialisten verzeichneten Produkte mit gemischten Vermögenswerten mit einem Plus von 24,8 Milliarden Euro die höchsten geschätzten Nettozuflüsse in der europäischen Fondsbranche für 2022. Hohe Nettoabflüsse verzeichneten dagegen Geldmarkt-, Anleihen- und Aktienfonds mit etwa 150 bis 100 Milliarden Euro. Teilen mussten sich die Anlagegelder mehr Fonds als zuvor. Die Zahl der in Europa zum Vertrieb zugelassenen Primärfonds stieg im Laufe des Jahres um 356 Produkte.
Auffällig ist zudem, dass Produkte mit ESG-Bezug mit einem Marktanteil von 49,3 Prozent quasi gleichauf mit konventionellen Produkten liegen. Dabei liegt das Momentum bei Artikel-9-Fonds, die als einzige klassifizierte Fondskategorie Zuflüsse verzeichneten.
Passive Produkte beliebt
Wie oben schon angemerkt, erfreuen sich passive Produkte trotz der schwierigen Märkte eines großen Zuspruchs. Den Run auf passive Anlagevehikel, so Refinitiv, habe es schon in anderen schwierigen Marktphasen wie der Finanzkrise oder der Eurokrise gegeben. Dieses Anlegerverhalten könnte zeigen, dass europäische Anleger die hohe Transparenz von ETFs und indexnachbildenden Investmentfonds sowie die hohe (Intraday-)Liquidität von ETFs gegenüber dem typischen Black-Box-Ansatz aktiv verwalteter Investmentfonds, die nur einmal am Tag (oder in manchen Fällen einmal pro Woche/Monat) gehandelt werden können.
Detlef Glow, Head of EMEA Research bei Refinitiv Lipper, kommentiert: „In Anbetracht der aktuellen wirtschaftlichen Situation rund um den Globus war es keine Überraschung, dass die europäische Fondsindustrie im bisherigen Verlauf des Jahres 2022 mit einem Rückgang des verwalteten Vermögens konfrontiert war, da die geopolitische Lage in Europa, die immer noch andauernde Covid-19-Pandemie, unterbrochene Lieferketten, die steigende Inflation und Zinserhöhungen die Wertpapiermärkte unter Druck setzten.
Ein Ende des Zuwachses für passive Produkte ist mit Blick auf deren Marktanteil nicht abzusehen. Auf dem Apo-Vermögenskongress 2022 sagte Dirk Schmitz, Vorstandsvorsitzender der Blackrock Asset Management Deutschland AG: „Blackrock hat acht Billionen Euro an Assets under Management. Dies entspricht einem Marktanteil von acht Prozent. Mit ähnlichem Datenmaterial kann auch Refinitiv aufwarten: „Während ETFs 1,2 Billionen Euro beziehungsweise 9,23 Prozent des verwalteten Vermögens in Europa hielten, entfiel die überwiegende Mehrheit (11,8 Billionen Euro beziehungsweise 90,77 Prozent) auf Investmentfonds.“
Autoren: Patrick EiseleSchlagworte: Aktien | Fondsgesellschaften
In Verbindung stehende Artikel:
Schreiben Sie einen Kommentar