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5. Dezember 2023

Unternehmen in Sorge, als Greenwasher gebrandmarkt zu werden

Die Sorge, des „Greenwashings” bezichtigt zu werden, ist bei Finanzunternehmen besonders stark ausgeprägt. Mehr und mehr sei auch „Greenhushing” festzustellen, wie eine Studie zeigt.

Während viele Branchen das Investieren in ESG-Maßnahmen überwiegend als eine Option für mehr Wachstum ansehen, stellt dies für Finanzunternehmen eher eine Verpflichtung gegenüber dem Gesetzgeber oder Investoren dar, die es zu erfüllen gilt. Dies ergab eine Umfrage der Wirtschaftskanzlei Simmons & Simmons unter 600 Führungskräften von Unternehmen unterschiedlicher Branchen in Europa, Großbritannien, in den USA, im Mittleren Osten sowie in Asien.

Schwerpunkt der vom Beratungs- und Research-Firma Momentum ITSMA durchgeführten Umfrage, an der auch 200 Finanzunternehmen wie Banken und Asset Manager teilgenommen haben, waren Ziele und Aktivitäten auf dem Gebiet der drei Bereiche Environmental, Social und Governance (ESG). Mehr als drei Viertel der befragten Finanzunternehmen (82 Prozent) stimmten der Aussage zu, dass ihre Investments in Nachhaltigkeit primär durch Verpflichtungen gegenüber Gesetzgebern, Investoren oder anderen externen Stakeholdern getrieben sind.

Demgegenüber stimmten 69 Prozent der Aussage zu, dass ihr Unternehmen primär in nachhaltige Projekte investiert, um Wachstumsziele wie etwa steigende Gewinne zu verfolgen. Für andere Branchen stehen hingegen primär Wachstumsziele im Zusammenhang mit ESG-Aktivitäten im Vordergrund, heißt es.

Risiko von Rechtsstreitigkeiten oder Strafen

Als größtes Risiko im Zusammenhang mit dem Thema ESG sehen Finanzunternehmen weltweit Rechtsstreitigkeiten oder Strafen aufgrund der Nichteinhaltung von ESG-Regularien an (58 Prozent), gefolgt von der Sorge, Investitionen zu verlieren aufgrund unzureichender Nachweise über nachhaltiges Handeln (47 Prozent). Reputationsverluste durch eine mögliche Wahrnehmung als „Greenwasher“ befürchten 41 Prozent.

Die Bedeutung des Themas „Greenwashing“ zeigt sich auch an anderer Stelle in der Umfrage: Nur 59 Prozent der befragten Finanzunternehmen sehen ihre eigene Organisation gut aufgestellt, um die geltenden Vorschriften im Zusammenhang mit „Greenwashing“ zu erfüllen.

„Die Sorge, dass es in Zusammenhang mit ESG zu Rechtsstreitigkeiten kommen könnte oder des ‚Greenwashings‘ bezichtigt zu werden, ist bei Finanzunternehmen besonders stark ausgeprägt“, erläutert Dr. Harald Glander. Daraus spricht nach Einschätzung des Partners bei Simmons & Simmons „auch ein Stück weit Unsicherheit über die Auslegung der geltenden Regularien, etwa wo ‚Greenwashing‘ anfängt“. Das aktive Auseinandersetzen mit bestehenden und auch kommenden Regularien sei daher ein entscheidender Faktor, um langfristig rechtssicher zu agieren“, so der Experte für Asset Management, Fonds und ESG-Regulatorik.

Folgen möglicher ESG-Verstöße

Die Folgen möglicher ESG-Verstöße seien gravierend. Vor allem Kunden und Investoren reagierten aus Sicht Glanders zunehmend sensibel darauf. „Unternehmen müssen sich darüber im Klaren sein, dass das, was sie sagen, korrekt ist, und dass sie auch das tun, was sie sagen”, fasst Glander zusammen.

Bei vielen Firmen sei sogar bereits ein „Greenhushing” festzustellen. Das sei ein Zurückhalten bei der Veröffentlichung von Nachhaltigkeitspraktiken, um keine Angriffsfläche zu bieten. Gleichzeitig werde aber auch das, was nicht explizit gesagt werde, immer kritischer unter die Lupe genommen, heißt es bei Simmons & Simmons. Für Unternehmen stelle dies eine Situation dar, die mehr und mehr zur Herausforderung werde.

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