Investoren
10. September 2024

Finanzprofis sehen Verbesserungsbedarf bei ESG-Ratings

Viele DVFA-Mitglieder stehen ESG-Ratings noch immer skeptisch gegenüber. Fast jeder Zweite unter diesen Investmentprofis beurteilt die Vergleichbarkeit zwischen den Anbietern als mangelhaft.

Die Deutsche Vereinigung für Finanzanalyse und Asset Management (DVFA) aus Frankfurt am Main beleuchtet in ihrer neuen „Monatsumfrage“ das seit Jahren heiß debattierte Thema der ESG-Ratings, die die ökologische Nachhaltigkeit, gesellschaftliche Verantwortung sowie Führung von Unternehmen bewerten. Grundsätzlich dienen ESG-Ratings Investoren als Entscheidungshilfe, um Nachhaltigkeit bei ihren Anlagen zu berücksichtigen.

Allerdings bieten zahlreiche Agenturen inzwischen solche Ratings an – und dabei kann es vorkommen, dass die Analysten in Bezug auf einzelne Emittenten zu völlig unterschiedlichen Ergebnissen kommen. In der aktuellen Monatsfrage wollte die DVFA daher von ihren Mitgliedern wissen, wie sie ESG-Ratings nutzen und bewerten.

Gefragt nach den drei Hauptgründen, die für die Nutzung von ESG-Ratings in ihrer Organisation sprechen, entschieden sich die meisten Investment Professionals für „Unterstützen nachhaltiger Investitionsentscheidungen“, „Erfüllung von Kundenanforderungen“ und „Risikomanagement“, über 61 Prozent entfielen auf diese Gründe.

Die Umfrage ergab, dass die antwortenden DVFA-Mitglieder ESG-Ratings noch skeptisch bis abwartend begegnen. Nur 15 Prozent nutzen diese intensiv, während 38 Prozent ESG-Ratings überhaupt nicht oder nur selten einsetzen (Abbildung).

Falls und soweit ESG-Ratings in ihrer Investmentstrategie eine Rolle spielen, konnten die Investment Professionals der DVFA bis zu drei Verwendungszwecke nennen. Dabei ergab sich das folgende Ranking:

Als Ausschluss-Kriterium (Exclusionary Screening) 47 %
ESG-Integration 32 %
Als Best-in-Class-Ansatz 29 %
Positives Screening 19 %
Für themenbezogene Investitionen 14 %
Impact Investing 10 %
Normbasiertes Screening (Norms-based screening)   7 %
Engagement und Stimmrechtsausübung (Active Ownership)   7 %
Ich setze ESG-Ratings selten bis gar nicht ein 31 %
Quelle: DVFA e. V.

Bewertung der Nachhaltigkeitsaktivitäten

Für die Bewertung der Nachhaltigkeitsaktivitäten von Unternehmen konnten die Teilnehmer verschiedene Bereiche in fünf Kategorien von „sehr wichtig“ bis „unwichtig“ anordnen. Für die „sehr wichtigen“ Bereiche entstand diese Rangordnung:

Bereich sehr wichtig
CO2-Reduktion 49 %
Umweltverschmutzung 36 %
Governance 35 %
Wasser 25 %
Biodiversität/Ökosysteme 24 %
Ressourcen/Kreislaufwirtschaft 18 %
Wertschöpfungskette 11 %
Eigene Belegschaft 10 %
Betroffene Gemeinschaften   7 %
Verbraucher/Endnutzer   7 %
Quelle: DVFA e. V.

Die Akzeptanz von ESG-Ratings hängt nach Einschätzung der DVFA stark davon ab, wie transparent, objektiv und neutral sie in Methodik und Ergebnissen sind. Denn lediglich jeder zwanzigste Investment Professional hat nach Verbandsangaben zu diesem Thema keine Kritik:

Die Vergleichbarkeit zwischen den Anbietern ist mangelhaft. 48 %
Die Aussagekraft der Ratings ist oft fraglich. 46 %
Die Nachvollziehbarkeit der Informationen ist unzureichend. 42 %
Die Methodik ist nicht transparent oder konsistent. 35 %
Die Gewichtung der Kriterien erscheint willkürlich. 29 %
Die Aktualität der Daten lässt zu wünschen übrig. 25 %
Die Ratings berücksichtigen nicht alle relevanten Nachhaltigkeitsaspekte. 17 %
Die Daten sind nicht ausreichend für fundierte Entscheidungen. 15 %
Ich habe keine Kritik.   5 %
Die Quellenangaben sind unklar oder fehlen.   4 %
Quelle: DVFA e. V.

„Die DVFA Investment Professionals sehen offensichtlich noch Verbesserungsbedarf bei ESG-Ratings, um sie für ihre Entscheidungen gut nutzen zu können. Vor allem hinsichtlich Vergleichbarkeit, Aussagekraft und Nachvollziehbarkeit ist noch viel Luft nach oben“, fasst Michael Schmidt, DVFA-Vorstand und Co-Leiter der DVFA-Kommission Governance & Sustainability, die Ergebnisse der Umfrage zusammen.

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