Recht, Steuer & IT
2. März 2022

Expertengruppe legt Bericht für eine Soziale Taxonomie vor

Unternehmen mit positiver sozialer Wirkung sollen bessergestellt werden. Soziale Ziele beziehen sich auf Arbeitnehmer, Endverbraucher und Communities.

Die ‚Platform on Sustainable Finance‘ der EU, eine Expertengruppe, die u.a. die Taxonomie voranbringen und weiterentwickeln soll, hat am Montag ihren Abschlussbericht für eine Soziale Taxonomie vorgelegt. Bindend sei der Inhalt des Berichts für einen möglichen Entwurf der EU-Kommission nicht, betont die Kommission in einem kurzen Statement zum Abschluss der 18-monatigen Diskussions- und Abstimmungsprozesse zum Thema. Noch ist nicht klar, ob es eine Soziale Taxonomie geben wird.

Stakeholder im Blick

Der Bericht der Expertengruppe zielt auf drei Zielsetzungen von Stakeholdern ab: Erstens auf die Arbeitnehmer, zweitens auf den Endverbraucher und drittens auf die Communities und die gesellschaftlichen Strukturen, die durch Investitionen inklusiv und nachhaltig gestaltet werden sollten. „Wir benennen gesellschaftlich herausragende Wirtschaftsaktivitäten, die mit Investitionen gestärkt werden sollen“, sagte die Leiterin der Gruppe, Antje Schneeweiß, die zugleich Geschäftsführerin des Arbeitskreises Kirchlicher Investoren (AKI) ist, verschiedenen Medienberichten zufolge der dpa.

Verzahnung mit der Taxonomie für Umweltfragen

Wirtschaftstätigkeiten mit positiver sozialer Wirkung auf diese Stakeholder sollten dem Bericht zufolge als nachhaltig deklariert werden, damit Unternehmen einen besseren Stand am Finanzmarkt haben und sich leichter finanzieren könnten. Auch beispielsweise Wohnungsgesellschaften, die niedrige Mieten nehmen, oder Textilhändler, die gute Löhne zahlten, sollen bessergestellt werden, wie aus der Empfehlung hervorgeht.

Forderungen der Rüstungsindustrie zurückgewiesen

Die Soziale Taxonomie soll den Meldungen zufolge über das Do-No-Significant-Harm-Prinzip, das in der bereits geltenden Klimataxonomie angewendet wird, mit der „grünen“ Taxonomie, mit ihren sechs Umweltzielen verzahnt werden. Wenn beispielsweise ein Agrarunternehmen gute Löhne zahle, bei ihrer Produktion aber einen hohen CO2-Ausstoß oder andere negative Umweltauswirkungen verantworte, solle sie nicht als positiv eingestuft werden. Auch Forderungen der Rüstungsbranche, künftig als sozial nachhaltig zu gelten, hatte die Expertengruppe um Antje Schneeweiß abgewiesen. „Täten wir das, würden wir die ganze Sozialtaxonomie unglaubwürdig machen“, sagte Schneeweiß.

Einfache und umsetzbare Lösung gefordert

Zugleich gab es positives Feedback zum Bericht seitens der Kirchenbanken. So begrüßte die Evangelische Bank in einer Mitteilung den vorgelegten Abschlussbericht zur Sozialen Taxonomie. Diese habe – wie die „grüne“ Taxonomie im Bereich Ökologie – das Ziel, sozial nachhaltige Wirtschaftstätigkeiten transparent zu machen und Kapitalströme dahin zu lenken. „Unsere Kunden verfolgen eine wichtige Aufgabe – den Dienst am Menschen“, sagte Thomas Katzenmayer, der Vorsitzende der Evangelischen Bank. Der soziale Faktor, der ein faires Miteinander, die aktive Einbindung benachteiligter Gruppen in die Gemeinschaft oder gute Lebensbedingungen für alle schaffe, sei der Anker des gesellschaftlichen Miteinanders und deshalb besonders schützenswert. Zugleich betonte er die notwendige Einfachheit eines Rahmenwerks. „Wir brauchen aber einfache, gut verständliche und vor allem umsetzbare Lösungen. Ein Übermaß an bürokratischem Aufwand wird gesellschaftliche Veränderungen eher verhindern als fördern“, so Katzenmayer.

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