23. Oktober 2020

Diversity-Trendwende ist zu langsam

Zum G-Thema im Rahmen von ESG, der Governance, gehört ­Diversity. Einigkeit herrscht, dass Unternehmen divers sein ­sollten. Zum einen aus Gründen der Fairness, zum anderen weil es mittlerweile zahlreiche Studien gibt, deren Ergebnisse zeigen, dass diverse­ Teams bessere Ergebnisse erzielen als einseitig ausgerichtete.

Es geht dabei nicht nur um Image-Verbesserung, weil diverse Unternehmen als vorwärtsgerichtet, fair und modern gelten, sondern es ist auch ein Business Case. Diverse Teams verbessern nicht nur die Ergebnisse, sondern sie helfen auch, den vielerorts beklagten ­Mangel an qualifizierten Fachkräften zu beheben. Unternehmen müssen in der Breite nach Talenten suchen und sie fördern.
Trotz aller Erkenntnisse: Ein echter Kulturwandel hat noch nicht stattgefunden. Es scheint unglaublich schwer, eine Trendwende herbeizuführen, insbesondere im eigenen Haus.
Im Rahmen ihrer ESG-Analysen fragen einige Asset Manager bei den Unternehmen, in die sie investieren, wie es um deren Diversity bestellt ist. Wie hoch beispielsweise der Frauenanteil in der 1. und 2. Führungsebene ist, ob es einen Paygap gibt etcetera. ­Natürlich besteht Diversity nicht nur aus Gender-Diversity, aber hier ist die Daten-Lage am besten. Asset Manager sammeln ­aufwendig Daten zum Thema Gender-Gerechtigkeit, gruppieren und gewichten sie, um Unternehmen zu bewerten. Teilweise ­nutzen sie sie auch, um im Rahmen­ von Proxy-Voting auf Hauptversammlungen ihr Stimmrecht einzusetzen. Sie täten das nicht, wenn sie damit keine Outperformance erzielen könnten!
In den eigenen Reihen tun sich die Fondshäuser aber immer noch schwer, genau dieselben Maßstäbe anzusetzen. Der Anteil weib­licher Fondsmanager verharrt bleiern bei rund zehn Prozent. ­Interessanterweise ist man in der Bundeswehr schon weiter. Dort hat sich der Anteil der Soldatinnen von 2015 bis 2018 von 10,5 ­Prozent auf 12,1 Prozent erhöht und zuletzt stellten Frauen etwa ­jede dritte Bewerbung für die Laufbahn der Offiziere.
Wie viele Frauen gibt es in den Vorständen der deutschen Kapitalverwaltungsgesellschaften? Das wird Thema einer Untersuchung der Fondsfrauen sein, aber eins steht fest: Es sind wenige! Erst am 24. September hat der deutsche Fondsverband BVI turnusgemäß seinen Vorstand neu gewählt. Der setzt sich zu 100 Prozent aus Männern zusammen. Auch die Finanzbranche täte gut daran, die Trendwende bei sich herbeizuführen, die sie bei den anderen ­Unternehmen einfordert! Dafür setzen wir Fondsfrauen uns ein!

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