Eine Milliarde für die Diversität
Die USA haben andere Dimensionen. Dies gilt nicht zuletzt für Calpers. Der Pensionsfonds bringt fast eine halbe Billion auf die Waage und ist einer der weltweit größten Private-Equity-Investoren. Mit dieser Anlageklasse erzielt Calpers zweistellige Renditen und zeigt, dass 463 Millionen Dollar an Management Fees eigentlich nicht viel sind.
Warum sollte man es mit 483 Milliarden Dollar an Assets (Marktwerte Ende Januar) besser haben als andere Pensionsfonds? Auch das California Public Employees’ Retirement System, kurz Calpers, die größte Altersvorsorgeeinrichtung der USA, müht sich mit Personal und Nachhaltigkeit. So vergingen beispielsweise von der stolzen Verkündung des Engagements des weiblichen (!) Chief Investment Officers Nicole Mussico – Calpers: „Nicole is exactly the leader we want to lead Calpers’ Investment Office and is an exceptional addition to our team.“ – bis zu deren Abschiedsworten „Leading the Calpers investment office has been an honor …“ – nur 18 Monate. Und Nachhaltigkeit verbessert auch bei Calpers zunächst einmal nicht Risks und Returns, sondern erhöht den Rechtfertigungsdruck.
Der Ankündigung eines 100-Milliarden-Dollar schweren Netto-Null-Verpflichtung sowie neuer Maßnahmen zur Klima-Berichterstattung folgte ein kritischer Bericht der Los Angeles Times. Die Zeitung mokierte sich, dass der Pensionsfonds weiter in Ölunternehmen investiert, und plädierte für Divestments. Calpers fühlte sich daraufhin bemüßigt zu erklären, dass man keinesfalls amoralisch handele, sondern weiter dem fiduziarischen Auftrag folge, wenn man diesen Unternehmen als ein bedeutender Anteilseigner mit ökologischen Zielen erhalten bleibt und deren Transformation unterstützt.
Bezüglich der Dimensionen, in denen Calpers investiert, besteht jedoch ein großer Unterschied zu anderen Altersvorsorgeeinrichtungen – insbesondere, was das Private-Equity-Programm betrifft. Dieses kommt bereits jetzt auf eine im Vergleich zu deutschen Anlegern hohe strategische Quote. Die jüngste, und in 2022 erfolgte, ALM-Analyse erbrachte eine Erhöhung der Zielquote von acht auf 13 Prozent. Dafür trimmte man die Allokation in globale Aktien um acht Prozentpunkte auf 42 Prozent und erhöhte Fixed Income leicht auf 30 Prozent.
Ende 2023 waren inklusive einer in die SAA inkludierten Leverage-Quote von fünf Prozent sogar 14 Prozent beziehungsweise 68 Milliarden Dollar in Private Equity investiert. Angepeilt wird in Sacramento mit der neuen Strategischen Asset Allocation beim Return ein Erwartungswert von 6,8 und bei der Volatilität von 12,1 Prozent.
Mit 68 Milliarden Dollar ist der Pensionsfonds einer der größten LPs der Welt. Für einen so großen Betrag braucht es in der illiquiden Welt auch eine große Anzahl an Asset Managern. Als Stand Mitte 2023 aktive Relationships listet Calpers sage und schreibe 340 Vehikel von 153 General Partnern auf. Für das Aktienportfolio genügen dagegen fünf Manager.
Allein 14 Private-Equity-Fonds werden von Carlyle gemanagt und zwölf von TPG. 340 Vehikel dürften wohl nur möglich sein, wenn man nicht nur die Flagship-Fonds der Beteiligungsexperten zeichnet, sondern auch Spezialitäten wie den Carlyle Mexico oder den TPG Healthcare. Bei einigen Fonds belaufen sich die Commitments auf eine Milliarde Dollar und mehr, den Longrange Capital Fund I dotierte man 2020 sogar mit 1,5 Milliarden Dollar.
Auch bei anderen US-Pensionsfondsgrößen spielt Private Equity eine große Rolle in der Allokation. Beim zweitgrößten US-Pensionsfonds, dem ebenfalls in Kalifornien beheimateten Calstrs, beläuft sich die Zielquote auf 14 Prozent. Bei der Nummer 3, dem New York State Common sind es 15 Prozent. Von dieser Einrichtung wurde kürzlich bekannt, dass dieser der Altaris Health Partners VI ein Commitment von 175 Millionen Dollar wert ist. Ein, insbesondere für eine neue Relationship, erstaunlicher Betrag. Dazu gab es von der New Yorker Einrichtung für einen Co-Investment-Fonds von Insight Venture Management noch weitere 100 Millionen Dollar.
IRR von elf Prozent, Multiple von 1,5
Für die Anspruchsberechtigten von Calpers hat sich die Anlageklasse Private Equity bezahlt gemacht. Stand Mitte 2023 erwirtschaftete das Beteiligungsprogramm seit seinem Bestehen netto eine IRR von elf Prozent und einen Multiple von 1,5. Überzeugen konnte beispielsweise der Insight Venture Partners Growth Buyout Co-Investment Fund, Vintage-Jahr 2015 mit einer IRR von 29,9 Prozent und einem Multiple von 3,6. Der 2008 gestartete California Asia fuhr 26,6 Prozent und ein Multiple von sogar 4,2 ein. Ein Lob gebührt Clearlike Capital Partners, die mit den Fonds III, IV und V IRRs von 29,6 bis 41,4 Prozent und Multiples von 2,1 bis 2,9 erwirtschafteten.
Statt Lob für die Ausschüttungen der Fonds kann Calpers aber auch ein Tadel für die Auszahlungen an die General Partner drohen. Im Anlagejahr 2022/2023 kam Calpers nämlich – ohne Performance Fees – mit Management Fees von netto 463 Millionen Dollar für den Arbeitsaufwand und die Lebenshaltungskosten der Beteiligungsspezialisten auf. Allein Hellman & Friedman schnappte für seine zehnte Fondsgeneration 11,25 Millionen Dollar.
Solche Summen kann man hinterfragen. 463 Millionen Dollar für eine Asset-Klasse, die nur etwa ein Zehntel der Gesamtallokation ausmacht, aber fast die Hälfte der gesamten Management Fees des Pensionsfonds von 854 Millionen Dollar? 463 Millionen Dollar für eine Asset-Klasse, die im Anlagejahr 2022/2023 einen Verlust von 2,3 Prozent einfuhr (und Aktien ein Plus von 14,1 Prozent)? 463 Millionen Dollar, die am Ende von Krankenschwestern, Feuerwehrmännern oder Polizisten bezahlt werden?
Man kann es aber auch anders sehen: Bezogen auf das Anlagevolumen machen die Management Fees nur etwa 70 Basispunkte aus. Üblicherweise belaufen sich in Private Equity die Management Fees für Normalanleger für normal große Fonds auf zwei Prozent. Zudem dürften die Gebühren pro General Partner dank Konsolidierungen in der GP-Landschaft, Direkt- und Co-Investments deutlich niedriger als in früheren Jahren liegen. Und: Welche andere Asset-Klasse erwirtschaftete nach Kosten im Schnitt elf Prozent? Das überschaubare Minus im vergangenen 12-Monats-Zeitraum sollte sich nach einem 2022er-Über-IRR von 21 Prozent verkraften lassen.
Commitments für diverse Teams
Damit die Private-Equity-Renditen auch künftig sprudeln, setzt Calpers eine Milliarde auf Diversität. Anfang 2023 verkündeten die Kalifornier den Beschluss, die Branchengrößen TPG und GCM Grosvenor mit jeweils 500 Millionen Dollar zu bestücken, um die nächste Generation an unternehmerischen Investoren zu unterstützen. Dies kann möglicherweise dazu beitragen, sich als Investor der ersten Stunde Grandfather Clauses bei Commitments und Gebühren zu sichern.
Vor allem zielt das Vorhaben aber darauf ab, sich über Innovationen und mehr Diversität höhere Renditen zu sichern. „Wir wollen ein Ökosystem schaffen und pflegen, das als Katalysator für die nächste Generation unterschiedlicher Talente dient und andere Sichtweisen und Problemlösungen fördert“, so Ex-CIO Nicole Mussico. „Wir begrüßen und ermutigen andere globale Allokatoren, sich uns in diesem Bemühen anzuschließen und die traditionelle und strukturelle Dynamik der Märkte neu zu gestalten.“ Dazu muss man wissen, dass im angelsächsischen Raum neben dem Kürzel ESG immer mehr die Abkürzung DEI auftaucht, welche für Diversity, Equity und Inclusion steht. Hierzulande dreht sich dieses Thema eher nur um die Frauenquote.
Mit den TPG-Next-Fonds und der Elevate-Strategie von GCM Grosvenor sollen diverse Teams gefördert werden. „Wir haben TPG Next ins Leben gerufen, um Talente, die im Bereich der alternativen Anlagen unterrepräsentiert sind, zu befähigen, die nächste Generation von Branchenführern zu werden“, sagte Jon Winkelried, CEO von TPG. Das Anker-Engagement von Calpers für den ersten TPG-Next-Fonds ist für Winkelried ein wichtiger Schritt zur Mobilisierung von Branchenveränderungen. „Gemeinsam werden wir divers-geführten Unternehmen finanzielle und operative Unterstützung bieten, um ihr Wachstum und ihren Erfolg zu beschleunigen und ihre Fähigkeit zu demonstrieren, wettbewerbsfähige Renditen zu erzielen.“
In der vor einem Jahr veröffentlichten Mitteilung erwähnte Calpers zudem Research der National Association of Investment Companies, laut dem diverse Private Equity Manager ihre Peers konsistent outperformt haben. Diese One-Billion-Dollar-Strategie hilft auch nicht nur Emerging Managern, sondern auch beim Vorhaben, die Quote für Private Equity zu erhöhen. Damit dürfte auch die GP-Diversifikation im Beteiligungsportfolio weiter sehr hoch bleiben.
Probleme mit der Governance
Heute sind viele Investoren positiv überrascht, wie gut Private Assets auf das Thema Nachhaltigkeit einzahlen können. Dass dies gerade bei Private Equity gilt, zeigen auch die Diversitätsambitionen von Calpers. Gerade im Vertrieb von Beteiligungsfonds können aber auch große Governance-Probleme drohen – dies musste auch Calpers erfahren.
Vor etwa zehn Jahren wurde bekannt, dass ein Placement Agent namens Alfred Villalobos den damaligen Calpers-CEO Fred Buenrostro davon überzeugte, dass Calpers drei Milliarden Dollar mit Apollo investiert. Überzeugend mag gewesen sein, dass der Placement Agent zuvor Mitglied in einem Board von Calpers war und ganz sicher, dass es für die Zusage für Buenrostro 250.000 Dollar, Reiseeinladungen und Kasino-Chips gab. Anzunehmen ist, dass die Goodies für den Calpers-CEO durch die Gebühren für den Placement-Agent locker gedeckt waren. Für diese „Performance“ bekam Buenrostro eine „Fee“ von fünf Jahren auferlegt.
Autoren: Patrick EiseleSchlagworte: Pension Management | Private Equity | Weltspiegel
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