Dividendenregen weniger stark
Janus Henderson: Dividenden schrumpfen in Q2 um 20 Prozent. Auswirkungen von Covid-19 variieren stark nach Regionen und Sektoren.
Trotz der nochmaligen Aufforderung der Bafin von Ende März, dass Banken keine Dividenden und Gewinne ausschütten sollten, beträgt der Dividendenrückgang in Deutschland im zweiten Quartal nur 19 Prozent. Weltweit betrug der Gesamtrückgang dagegen 22 Prozent. Dies war der stärkste Rückgang seit Einführung des Global Dividend Index von Janus Henderson im Jahr 2009. Gekürzt wurden die Ausschüttungen in allen Regionen, am stärksten in Europa und Großbritannien.
In Deutschland zeigten sich die Unternehmen optimistischer als in den Nachbarstaaten, berichtet Janus Henderson. Ihre Ausschüttungen verringerten sich auf bereinigter Basis um lediglich 7,25 Milliarden Dollar beziehungsweise 19 Prozent. Weniger als die Hälfte der deutschen Unternehmen im Index senkten oder strichen ihre Dividende. Dass mit Ausnahme der Deutschen Bank keines der Geldinstitute Kürzungen vornahm, half das Minus zu begrenzen. Allerdings sind auch nur wenige Banken aus Deutschland im Index vertreten, was der ausgesprochen schwachen Performance der deutschen Kreditwirtschaft in den letzten Jahren zuzuschreiben ist.
Die größten negativen Einzelbeiträge kamen von der Immobiliengesellschaft Vonovia und von Adidas. BMW kürzte seine Dividende um ein Drittel. Unterdessen zahlte Daimler im Juli seine Dividende. Was VW tun wird, bleibe abzuwarten. Die Standhaftigkeit der großen deutschen Versicherungskonzerne gegenüber den Wünschen der Politik verhinderte einen deutlichen Rückgang der Dividenden in dem Sektor. Das fiel vor allem deshalb ins Gewicht, weil die Allianz der größte deutsche Dividendenzahler ist. Weltweit belegte das Unternehmen im 2. Quartal Platz vier. Drei weitere deutsche Konzerne landeten in den Top 20: BASF (12.), Deutsche Telekom (13.) und Bayer (17.).
In Frankreich, Europas größtem Dividendenzahler, sanken die Gesamtdividenden dagegen auf das niedrigste Niveau seit mindestens zehn Jahren, allerdings wird ein Teil der entgangenen Auszahlungen im Jahresverlauf nachgeholt werden. Am anderen Ende der europäischen Skala sind die Ausschüttungen in der Schweiz im Jahresvergleich fast unverändert.
Mehr als eine Billion Dollar in 2020
Janus Henderson erwartet nun im Best-Case-Szenario einen absoluten Rückgang der weltweiten Dividenden um 17 Prozent auf 1,18 Billionen Dollar. Dies entspricht auf bereinigter Basis einem Rückgang um 19 Prozent. Im Worst-Case-Szenario könnten die Ausschüttungen insgesamt um 23 Prozent auf 1,10 Billionen Dollar sinken (um Sondereffekte bereinigt um 25 Prozent).
Daniela Brogt, Head of Germany and Austria bei Janus Henderson, sagte: „Die meisten europäischen Unternehmen schütten nur einmal jährlich im zweiten Quartal aus, sodass die Streichung einer Dividende sich überproportional auf die Jahresausschüttung auswirkt. Gleichzeitig bedeutet dies aber, dass es 2021 in Europa eine kräftige Erholung geben wird. Deutschland schnitt besser ab als die meisten seiner Nachbarn, liegt aber dennoch in einer der am stärksten in Mitleidenschaft gezogenen Regionen und weist eine relativ hohe Exposition bei den stärker betroffenen Sektoren Nicht-Basiskonsumgüter und Industrie auf.“
Autoren: Patrick EiseleSchlagworte: Aktien
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