Dividendenjäger erbeuten weniger
Janus Henderson: Dividendenrückgang um bis zu 35 Prozent möglich. Sektorauswahl macht den Unterschied.
Dividendenjäger werden in 2020 deutlich geringere Gewinnausschüttungen erbeuten. Janus Henderson erwartet im Best Case einen Rückgang der weltweiten Ausschüttungen um 15 Prozent und von bis zu 35 Prozent im Worst Case. In absoluten Zahlen stellt ein weltweiter Rückgang von 15 Prozent ein Minus von 213 Milliarden Dollar auf 1,21 Billionen Dollar dar. Im Worst Case könnten die weltweiten Dividenden dieses Jahr um 35 Prozent auf 933 Milliarden Dollar fallen. Insbesondere in Europa drohen nach Ansicht der Experten aller Voraussicht nach die stärksten Einbußen. Dies ist der aktuellen Dividendenstudie „Janus Henderson Global Dividend Index“ zu entnehmen.
In Europa und in Großbritannien werde der Rückgang wohl am Stärksten sein, erwartet Janus Henderson. Dort haben die Regulierer die Banken gezwungen, ihre Dividenden auszusetzen. Zudem haben große Ölgesellschaften sowie eine Reihe weiterer führender Unternehmen ihre Dividenden bereits gesenkt. Zu den nach Erwartung von Janus Henderson am Stärksten betroffenen europäischen Ländern zählt Frankreich. Frankreich ist der größte Dividendenzahlerin Europa und mit einem besonders langen Lockdown konfrontiert, zudem beheimatet es zahlreiche Unternehmen aus wirtschaftlich sensiblen Sektoren und hat ein relativ hohes Maß an politischem Dirigismus.
Deutschland habe dagegen die Epidemie gut bewältigt und verfüge über einen günstigeren Branchenmix. Darüber hinaus haben seine schwachen Banken die Auszahlungen bereits drastisch gekürzt, so dass das Verbot der EZB nur geringe Auswirkungen haben wird. Außerdem hat die Allianz als größter deutscher Dividendenzahler versichert, ihre Dividende beizubehalten.
Die Dividenden in Nordamerika werden voraussichtlich weniger stark in Mitleidenschaft gezogen. Als einen Grund nennt Janus Henderson den starken Tech-Sektor. In Asien werden die Auswirkungen aufgrund der Saisonalität in diesem Jahr wahrscheinlich ebenfalls moderat ausfallen, dafür aber im nächsten Jahr stärker spürbar werden.
Sektoren sehr unterschiedlich
Auf Sektorebene zeigen sich ebenfalls deutliche Unterschiede: Gesundheit, Teile der Lebensmittelbranche und die meisten Basiskonsumgüterwerte sind vergleichsweise sicher, in weiten Teilen des Öl- und Bergbausektors, im weiter gefassten Finanzsektor und im Bausektor stehen die Dividenden eher in Frage. Am stärksten gefährdet sind die Dividenden von Banken, Nicht-Basiskonsumgütern und bestimmte Industriebranchen wie Luft- und Raumfahrt. Für Anleger zeigt sich hier aus Sicht der Studienautoren, wie sehr es auf gute Diversifikation ankommt: Mit der globalen Streuung geht auch eine sehr viel bessere Sektordiversifizierung einher.
Daniela Brogt, Head of Sales Germany and Austria bei Janus Henderson, erklärt: „2019 wurden mehr als zwei Fünftel der Dividenden weltweit von defensiven Sektoren gezahlt, die von der Rezession relativ verschont blieben. Weitere zwei Fünftel wurden von stärker zyklisch abhängigen Unternehmen gezahlt, die vor tatsächlichen oder potenziellen Dividendenkürzungen stehen, während die Auswirkungen im verbleibenden Fünftel gemischt sind. Der Sektor und das Unternehmensumfeld spielen aktuell eine wesentliche Rolle dafür, ob ein Unternehmen Dividenden zahlen kann. Daran lässt sich ersehen, wie wertvoll eine breite geografische Streuung bei Dividendenstrategien ist. Anleger erzielen eine weitaus bessere Sektor-Diversifizierung, wenn sie global denken, statt sich auf ein Land oder eine Region zu konzentrieren.“
Autoren: Patrick EiseleSchlagworte: Aktien
In Verbindung stehende Artikel:
Schreiben Sie einen Kommentar