„Die Summen sind obszön“
Bundesnetzagentur vergibt Offshore-Flächen per Auktion. Mineralölkonzerne zahlen Milliarden.
Strategische Investoren stecken Claims in Nord- und Ostsee ab: Die Bundesnetzagentur hat gestern die Zuschläge in den Offshore-Ausschreibungen für nicht zentral voruntersuchte Flächen zum Gebotstermin 1. Juni 2023 bekannt gegeben. Für alle vier ausgeschriebenen Flächen wurde erstmals ein dynamisches Gebotsverfahren durchgeführt. Die Durchführung des dynamischen Gebotsverfahrens war erforderlich, da zum Gebotstermin mehrere Gebote mit einem Gebotswert von null Cent pro Kilowattstunde eingereicht wurden. Erzielt wurde eine Gesamtsumme von 12,6 Milliarden Euro.
„Die Ergebnisse bestätigen die Attraktivität von Investitionen in Offshore-Windenergie in Deutschland“, sagt Klaus Müller, Präsident der Bundesnetzagentur. „Der Wettbewerb um die Offshore-Windenergie ist hoch wie nie. Die Ergebnisse sind ein wichtiger Schritt zur Erreichung des Offshore-Ausbauziels von 30 GW bis 2030.“
Flächen unterschiedlich attraktiv
Auffällig ist, dass sich der Gesamtbetrag von 12,6 Milliarden Euro sehr ungleich verteilt. Insgesamt kommen die vier Flächen auf ein Volumen von 7.000 Megawatt. Drei Flächen für Offshore-Windparks mit einer Leistung von jeweils 2.000 Megawatt liegen in der Nordsee und eine Fläche mit einer Leistung von 1.000 Megawatt liegt in der Ostsee. Für die drei Nordsee-Flächen lagen die Zuschläge in einer Spanne von 1,56 und 1,875 Millionen Euro pro Megawatt. Bei der nur halb so großen Fläche in der Ostsee fiel der Hammer bei sogar 2,07 Millionen Euro pro Megawatt. Für einen von portfolio institutionell befragten Experten begründen sich die unterschiedlichen Beträge zum einen durch den Auktionsprozess und den unterschiedlichen Wettbewerb und zum anderen durch die Lage und dem mit dieser verbundenen Windaufkommen.
Flächen gehen an BP und Total
Wie das Handelsblatt berichtet, wurden die Flächen von den Mineralölkonzernen BP und Total ersteigert. Anscheinend sorgten deren Angebote für Unmut bei den unterlegenen Bietern. Geboten hatten neben den beiden Öl- und Gasriesen nach Handelsblatt-Informationen auch RWE, Orsted, EnBW zusammen mit Equinor und Baywa mit EDF. „Die Summen sind obszön“, sagte ein Brancheninsider dem Handelsblatt. Irgendwann sei man ausgestiegen, „die Kosten, mit denen wir kalkulieren, rechtfertigen diese Preise nicht“. Spekuliert wurde in dem Bericht zudem, dass die Ölkonzerne sich die Flächen zwar gesichert haben, am Ende aber gar nicht bauen. Gegen diese Vermutung sprechen unter anderem aber Vertragsstrafen bei Nichtumsetzung der Projekte.
Autoren: Patrick EiseleSchlagworte: Infrastruktur | Renewables
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