Die meisten Versicherer integrieren Nachhaltigkeit
Axa, Zurich und Gothaer führend im Nachhaltigkeitsranking von Zielke Research. Taxonomie- und CSRD-Vorgaben werden herausfordernd für die Branche.
Das Thema Nachhaltigkeit gewinnt bei den Versicherern immer mehr an Bedeutung, auch für die Unternehmensberichterstattung. So sei die Verantwortung für Nachhaltigkeit bereits bei 78 Prozent der Versicherungsgesellschaften fest ins Unternehmen integriert. Hier sind zuständige Personen oder Teams vorhanden, die das Thema „Nachhaltigkeit“ gemeinsam mit dem Vorstand voranbringen. Dies ist ein Ergebnis des aktuellen ESG-Unternehmensrankings der Zielke Research Consult GmbH. Für die aktuelle Studie haben die Zielke Research Consult GmbH und Morgen&Morgen die CSR-Berichte der Versicherer von 2021 untersucht.
Im Gesamtranking deutscher Versicherer liegt demzufolge die Axa an erster Stelle, die sich gegenüber 2020 sogar noch verbessern konnte, gefolgt von der Zurich Versicherungsgruppe und der Gothaer. Die Helvetia und die Sparkassen Versicherung Sachsen liegen auf Platz 4 und 5. Prisma Life und Baloise erreichen die Plätze 6 und 7. Die Talanx-Gruppe findet sich auf Platz 8, die W&W Versicherungsgruppe erreicht Platz 9, die SV Sparkassenversicherung erreicht Platz 10. Die Debeka kommt auf Platz elf und die Bayerische erreicht Platz 12. Bis dieser Platzierung haben sich alle Unternehmen für das Goldlabel qualifiziert.
Auf dem 47 und damit letzten Platz liegt die Continentale. Allerdings sei dieses Unternehmen 2020 auf einem äußerst niedrigen Niveau gestartet und konnte sich 2021 in der Bepunktung sehr stark verbessern, sodass davon auszugehen ist, dass das Unternehmen bei der nächsten Auswertung die „rote Laterne“ los sein wird, so Zielke Research. Ebenfalls abgeschlagen finden sich die VHV auf Platz 46, die WGV und Huk-Coburg landen auf den Plätzen 45 und 44. Einen Überblick über das komplette Ranking finden Interessierte hier.
Weniger Spitzenergebnisse als im Vorjahr
Insgesamt zwölf Unternehmen haben sich im Ranking für das Goldlabel qualifiziert. Damit sinkt die Anzahl um zwei Versicherer im Vergleich zum Vorjahr. Die Anzahl der für „Silber“ qualifizierten Gesellschaften nimmt um zwei Versicherer auf nun insgesamt 16 zu. Zwölf Versicherer haben sich für das bronzene Label qualifiziert.
Scope-3-Angaben fehlen häufig
Zielke Research zufolge sei es schwierig für die Versicherer, beim aktuellen Tempo der Nachhaltigkeitsregulierung und der entsprechenden Berichtspflichten Stand zu halten. So nähmen die Anforderungen an eine aussagekräftige Nachhaltigkeitsberichterstattung ständig zu. Mit Einführung der CSRD-Berichtserstattung (Corporate Sustainability Reporting Directive) in 2025 müssten die Berichte einen neuen Meilenstein erreichen. Schon für 2022 sind erstmals Angaben zur Taxonomie-Fähigkeit erforderlich. Dabei gibt es noch einige Ungereimtheiten bezüglich von Detailberechnungen gerade bei den Scope-Angaben. „Es gibt schon noch Unterschiede zwischen denen, die möglichst viel bewegen wollen und denen, die eher die Follower sind. Der Großteil ist aber auf dem richtigen Weg. Jedoch sind wir noch ein weites Stück davon entfernt, beurteilen zu können, ob die Versicherer auf dem 1,5 Grad-Pfad angekommen sind. Hierzu erwarten wir vor allem mehr Scope-3-Angaben in den nächsten Berichten“, sagt Dr. Carsten Zielke, Geschäftsführer der Zielke Research Consult GmbH.
Manchmal prüft der Wirtschaftsprüfer, manchmal nicht
Manche Versicherer legen Wert darauf, besonders gut dazustehen und verzichten durch die Verifizierung durch einen externen Dritten, etwa einen Wirtschaftsprüfer. Bei 47 Prozent der Unternehmen, die nur ihre Berechnungsmethode ohne Verifizierung veröffentlichen, ist das Ergebnis besser als im Vorjahr. Bei den zehn Versicherern, die ihre Scopes extern verifizieren lassen, ist bei der Hälfte das Ergebnis schlechter als im Vorjahr, und der CO2-Verbrauch pro Kopf entsprechend gestiegen. „Die Gesellschaften sollten in Erwägung ziehen, die CO2-Emissionen verifizieren lassen, um einen Greenwashing-Verdacht nicht erst aufkommen zu lassen“, fordert Zielke. Im Bereich „Soziales“ seien die Nachhaltigkeitsberichte der Versicherer Zielke zufolge im Allgemeinen transparenter geworden. Allerdings sei die Berichterstattung in den Teilbereichen Kinderbetreuung, Familienbeihilfe und Gesundheitsmanagement teilweise intransparenter geworden. In diesem Bereich haben die Axa und die Helvetia sogar die Maximalpunktzahl von 6,25 erreicht.
Autoren: Daniela EnglertSchlagworte: ESG-Berichtspflichten | ESG-Rating | Nachhaltigkeit/ESG-konformes Investieren | Versicherer
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