„Die Bereitschaft zu committen ist gesunken“
Institutionelle Investoren äußern sich beim HQ Trust Investors Forum zu Aktien und Alternatives und darüber, ob Anleihen wieder eine Alternative sind. Private Debt versus High Yield.
Um Aufbau und Bestand von alternativen Anlagen in der Asset-Allokation, um die Auswirkungen des Zinsanstiegs auf Real Assets und die Absicherung von Aktienallokationen von institutionellen Investoren im volatilen Marktumfeld ging es auf verschiedenen Podiumsdiskussionen beim HQ Trust Investor Forum Mitte November in Frankfurt am Main. Und um den von Asset Managern viel beklagten Denominator-Effekt, der sich in Folge der Abwertung von Anleihen in den Portfolios vieler institutioneller Investoren zeigte. Dadurch verschob sich das Verhältnis von liquiden zu illiquiden Anlageformen zugunsten der illiquiden Anlagen und Investoren gerieten allein durch diesen Effekt schneller an ihre Zielquoten heran. Das spüren auch institutionelle Asset Manager wie zum Beispiel die Meag. So äußerte sich Benjamin Hemming, Head of Illiquid Assets Debt beim Asset Manager der Munich Re und Ergo dahingehend, dass auch die Meag die Auswirkungen dieses Effekts für die Portfolien von Drittkunden spüre: „Was wir auf der Fundraising-Seite sehen, ist, dass die Bereitschaft, zusätzliche Liquidität in alternative Asset-Klassen zu geben und sich hier neu zu committen, gesunken ist.“ Insbesondere die Versicherungsseite sei hier zurückhaltend. Mit Ausnahme von Infrastruktur-Fremdkapital. „Bei Infrastructure Debt sehen wir viel Stabilität und auch einige Investoren, die ihre Commitments verdoppeln, weil sie hier Opportunitäten sehen.“
Frankfurter Leben mit zehn bis 15 Prozent Private Debt
Christian Subbe, Vorstand Kapitalanlagen (CIO) der Frankfurter-Leben-Gruppe aus Bad Homburg, befasst sich mit der Asset-Allokation von Lebensversicherungen und Pensionskassen und verantwortet ein entsprechendes Portfolio bei den Gesellschaften der Gruppe. „Wir sind eine relativ junge Gesellschaft, und die Anlageportfolien der Lebensversicherungsbestände, die wir aufkaufen, sind typischerweise liquide-lastig“, so Subbe auf dem Podium zum Thema „Der Zins ist zurück. Alternatives haben wieder Alternativen. Was nun?“ Die Bestände enthielten viele Staats- und Unternehmensanleihen sowie Covered Bonds. „In den vergangenen fünf Jahren haben wir ein diversifiziertes Private-Markets-Portfolio aufgebaut und die traditionelle Asset Allocation der Gruppengesellschaften damit erweitert. Heute liegt unsere Allokation bei 25 bis 30 Prozent Alternatives. Circa zehn bis 15 Prozent entfallen dabei auf Private Debt und hinzu kommt noch Real Estate Debt.“
Real Estate Debt „im Feuer“
Dieses Segment stehe gerade etwas „im Feuer“ und leide besonders an den Sekundäreffekten der rapide gestiegenen Zinsen. Hier komme es darauf an genau zu schauen, „wie unsere Manager performen“. Man habe einen hohen Bestand an Floating Rates im Portfolio und konnte so den relativen Abstand der Privatmarktanlagen zu den Spreads der Unternehmensanleihen halten. Zudem werden bei neuen Krediten zusätzliche Kreditsicherheiten oder „Covenants“ in die Verträge eingebaut, die die Risikoprämie ergänzen. „Es ist wirklich wichtig, die richtigen Manager auszuwählen, die alle Aspekte mitbringen, um auch Umstrukturierungen managen zu können. Wir sind da sehr gut aufgestellt und erwarten keine größeren Ausfälle“, sagte Subbe.
Aktien in der SAA und High Yield versus Private Debt
Interessantes erfuhren auch die Zuhörer des Podiums zu liquiden Märkten. So hat die Postbeamtenkrankenkasse aus Stuttgart, ein Relikt aus der alten Bundespost, ein beachtliches Exposure in Aktien. „Wir haben eine Zielquote in unserer strategischen Asset-Allokation von 25 Prozent, können bis 30 Prozent gehen“, erklärte deren Leiter Kapitalanlagen, Sven Schuster. „Aktuell halten wir bei Aktien relativ viel passiv und das, was wir aktiv halten, ist faktorgetrieben“. Bei Zinstiteln sei man überwiegend im Investment-Grade-Segment unterwegs, mische aber auch Emerging Markets und High Yield bei. Man habe in der Negativzinsphase frühzeitig die Duration herausgenommen und sei so sehr gut durch die Zinswende gekommen. Ausfallgefahren sieht Schuster zwar bei High Yield, hält an diesen jedoch „aus Diversifikationsgründen“ ebenso wie an Emerging Market Debt im Portfolio als Beimischung fest. „Wir haben in der Vergangenheit Portfoliomanager beauftragt, die Expertise in diesen Segmenten mitbringen und die wissen, wann und wie sie frühzeitig die ‚Todeskandidaten‘ aus dem Universum aussortieren.“
Christian Subbe dagegen machte auf seinem Panel deutlich, dass er Private Debt gegenüber High Yield eindeutig den Vorzug gibt. „Ein wichtiger Aspekt für uns, in Private Debt zu investieren, war eben der Risiko- und Diversifikationsaspekt: Wir machen das indirekt, mit externen Managern, und wählen die Manager nach ihrer Kreditvergabe- und Marktfolge-Expertise aus, sodass diese bei der Kreditvergabe in der Lage sind, die Schuldner kritisch zu prüfen und bei möglichen Zahlungsschwierigkeiten den Kredit entsprechend umstrukturieren können. Wir glauben, dass wir dadurch gerade in schwierigeren konjunkturellen Phasen besser risikodiversifiziert sind, als mit liquiden Unternehmensanleihen.“ Ausbauen wolle man das Segment zwar nicht mehr, aber auch nicht deutlich reduzieren. „Für uns ist der Ausfall das entscheidende und da fühlen wir uns mit Private Debt und den von uns selektierten Managern gut aufgehoben“, so Subbe von der Run-off-Plattform Frankfurter-Leben-Gruppe.
Autoren: Daniela EnglertSchlagworte: Alternative Anlagen | Hochzinsanleihen | Infrastructure Debt | Private Debt | Real Estate Debt
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