Traditionelle Anlagen
6. Juni 2023

Der Aktionär hat´s schwer

Auf US-Aktienmärkten historisch geringe Marktbreite. Auch Marktliquidität im Rückwärtsgang.  

Die Aktionäre von Nvidia haben Grund zur Freude: Als fünftes US-Unternehmen kletterte die Börsenbewertung des Chipherstellers über die Marke von einer Billion Dollar. Weniger erfreulich ist die Entwicklung jedoch für Aktieninvestoren insgesamt. In Kommentaren weisen Asset Manager auf den Liquiditätsentzug und die auf den US-Aktienmärkten schwindsüchtige Marktbreite hin.

So thematisiert Beat Thoma, CIO bei Fisch Asset Management, zum einen die rückläufige Kreditvergabe der Banken in Europa. Zum anderen: „Anhaltend schwache Immobilienmärkte sowohl in den USA als auch in Europa sowie der Verkauf von Staatsanleihen durch die Notenbanken (Fed, EZB) und das US-Treasury von geschätzt mehr als 900 Milliarden US-Dollar in den kommenden Monaten, verstärken zudem den ohnehin schon signifikanten Liquiditätsentzug an den Finanzmärkten.“ Kompensationseffekte, die es in den vergangenen Monaten gegeben habe, würden jetzt mehrheitlich wegfallen und es müsse mit einem wieder verstärkten Einfluss der restriktiven Geldpolitik gerechnet werden.

Fisch AM und DJE begleiten Entwicklung mit Skepsis

Auch DJE-Gründer Dr. Jens Ehrhardt beklagt in der Publikation Finanzwoche, dass die Sonderfaktoren, welche die monetäre Bremspolitik der US-Zentralbank lange unterlaufen hätten, nicht mehr gegeben sind. „Die laufende Verschlechterung der Liquidität sollte im 2. Halbjahr zu rückläufigen US-Aktienkursen führen“, so Ehrhardt. Dabei war schon das erste Halbjahr nicht einfach. Ehrhardt: „Tatsächlich sind US-Aktien bisher im 1. Halbjahr nicht gestiegen, wenn man aus den US-Indizes ein halbes Dutzend hoch gewichteter Wachstumsaktien herausrechnet. In diesem Jahrhundert war es die schmalste Hausse mit den wenigsten gestiegenen Aktien. Es dürfte in der Vergangenheit kaum jemals eine Börsenphase gegeben haben, in der die US-Börse mit ihren Tausenden von Einzelaktien ausschließlich durch eine Handvoll extrem großer Wachstumswerte positiv aussah und keine echte Aufwärtsbewegung zeigte.“ Ein Chart der Finanzwoche zeigt, dass seit Jahresanfang bis Mitte Mai die zehn größten Aktien des S&P 500 um 32 Prozent gestiegen sind, die anderen 490 Aktien dagegen seit Jahresanfang nicht zulegen konnten.

Bottom 490 sind „flat“

Diese geringe Marktbreite sieht auch Beat Thoma kritisch. An den US-Aktienmärkten nehme die Marktbreite „in historisch selten zu beobachtendem Ausmaß“ ab. Seit Mitte März laufe der breite Markt gemessen am Russel 2000 Index deutlich schlechter als der S&P 500. „Investoren haben mit der großen Mehrheit der Aktien seit März nichts mehr verdient“, erklärt Thoma. „Von den 500 Aktien im S&P 500 sind nur acht (!) Titel angestiegen (Apple, Tesla, Microsoft, Nvidia, Facebook/Meta, Amazon, Netflix und Google/Alphabet). Mit allen anderen verloren Anleger dagegen Geld. Dies ist ein indirektes Signal einer schnell abfließenden Finanzmarktliquidität und dürfte in absehbarer Zeit auf die Investorenstimmung drücken.“

Viele Anleger seien trotz der Höchststände bei einzelnen Indizes auch auf Jahresbasis im Minus und dürften deshalb immer beunruhigter werden. Insgesamt, so der Fisch-CIO, ergibt sich daraus weiterhin ein anspruchsvolles Umfeld für die Aktien- und teilweise auch für High-Yield-Märkte. „Die Kombination aus schnell fallender Liquidität sowie einer Abschwächung der Konjunktur und der Unternehmensgewinne liefert hier spürbaren Gegenwind.“

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