Pensionsfonds
29. April 2019

Deckungsgrad schwankt, Konzentration steigt

Die Niederlande gelten mit ihrem Betriebsrentensystem hierzulande­ oft als Vorbild. Zuletzt ­hatten die Pensionsfonds durch den Börsenabschwung im vierten Quartal 2018 Probleme, ihre Deckungsquoten zu erfüllen. Der Trend geht hin zu immer weniger und dafür größeren Pensionsfonds.

In den Niederlanden funktioniert das System der Betriebsrenten zum größten Teil noch nach Defined Benefit mit quasi-obligatorischer ­Mitgliederschaft von gut 90 Prozent der Beschäftigten. Das System der betrieblichen Altersvorsorge wird durch tarifliche­ Vereinbarungen­ geregelt. In den vergangenen zwei Jahrzehnten hat aber eine ­drastische ­Konsolidierung im niederländischen Markt für Pensionsfonds ­stattgefunden. Die Zahl der ­Pensionsfonds schrumpfte von 1.060 im Jahr 1997 auf nur noch 268 in 2017. Diese Entwicklung scheint ­kontinuierlich: In 2007 gab es noch 713 Pensionsfonds. Der Rückgang betrifft vor allem Unternehmens-Pensionsfonds, deren Zahl um 70 Prozent auf 192 in 2017 ­zurückging. Und diese Entwicklung scheint sich fortzusetzen: Im ­August 2017 hatten nach Angaben der Niederländischen Zentralbank 45 weitere Pensionsfonds eine baldige Liquidierung angekündigt. Die Zahl der branchenweiten Pensionsfonds sank um 40 Prozent von 96 auf 59.

Eine Großzahl der Pensionsfonds in den Niederlanden wird durch ­einen der großen Pensionsfondsdienstleister, APG und PGGM, verwaltet. APG ist mit Abstand der größte Dienstleister, er verwaltete nach Zahlen von Willis Towers Watson in 2018 Assets under Management von umgerechnet 493 Milliarden Euro für 4,5 Millionen ­Beschäftigte. Damit gehört die Gesellschaft weltweit zu den größten Flaggschiffen am Pensionsfondsmarkt. Nach einem Ranking des ­Beratungsunternehmens Willis Towers Watson von 2018 liegt APG auf Platz vier der weltweit größten Pensionsfondsanbieter, hinter dem japanischen Government Pension Investment, dem norwegischen Staatspensionsfonds und dem National Pension Fund aus Südkorea. APG bündelt die Leistungen für den Pensionsfonds der Angestellten im ­Bildungsbereich und der ­Regierung (ABP), im Baugewerbe, bei ­Reinigungsdiensten, bei ­Energieversorgern und medizinischen ­Einrichtungen wie Krankenhäusern. Seit 2014 gibt es auch einen Fonds für ­Selbstständige über den Pensionsfondsdienstleister APG.

PGGM ist der zweitgrößte Player auf dem niederländischen ­Pensionsfondsmarkt. Er hielt 2018 Assets von umgerechnet 228 ­Milliarden Euro und liegt im globalen Ranking auf Platz zehn. Er verwaltet die Pensionsansprüche von etwa drei Millionen Beschäftigten.­

Reduzierung von Kosten und Bündelung von Assets

Bei einer Liquidierung können die Pensionsfonds ihre Assets zu ­einem Pensionsfondsprovider wie APG oder PGGM transferieren oder mit einem bestehenden Pensionsfonds verschmelzen. Die ­liquidierten Unternehmens-Pensionsfonds gingen häufig in einem Branchenpensionsfonds oder einem General Pension Fund wie zum Beispiel dem APF (Het Algemeen Pensioenfonds) auf. Gründe für die Zusammenlegung von Pensionsfonds waren häufig eine ­Reduzierung der Kosten für die Verwaltung der Fonds, eine strengere ­staatliche ­Regulierung und die Erzielung von economies of scale. Für größere Fonds ist eine Asset Allocation in Alternativen Anlagen wie Private Equity, Hedgefonds oder Infrastruktur-Projekten leichter als für ­kleine Fonds beziehungsweise wird überhaupt erst durch eine gewisse ­Größe möglich. Teilweise gab es für Fondsfusionen auch ­administratorische Gründe, wie zum Beispiel die Schwierigkeit, ­geeignete Vorstände für kleinere Fonds zu finden. Größe gibt Potenziale, langfristig höhere Renditen zu erzielen. Nach Zahlen von IPE ­managt APG aktuell Assets von circa 470 Milliarden Euro für seine Kunden. Sein größter Kunde ist der Pensionfonds ABP, der für die Beschäftigten der Regierung und des ­Bildungssektors vorsorgt. ABP verwaltet aktuell Assets von knapp 399 Milliarden Euro. Er ist zugleich auch der größte niederländische ­Pensionsfonds. In 2016 ­hatte ABP noch eine Rendite von 9,5 Prozent auf seine Investments erzielt. Das änderte sich im vergangenen Jahr: Seit dem Absturz der internationalen Börsen im vierten Quartal 2018 hat der Fonds seine Renditeprognosen deutlich zurückgeschraubt und schätzt die ­Renditeerwartung noch auf durchschnittlich fünf ­Prozent pro Jahr für die nächsten zehn bis 15 Jahre ein. Die Ankündigung kam zusammen mit dem vierten Quartalsbericht, der zeigte, dass der Fonds alleine in diesem Quartal 4,6 Prozent – das sind rund 20 Milliarden – an Wert verlor. Allein im Bereich Aktien verbuchte der Pensionsfonds rund elf Prozent Verlust im vierten Quartal und etwa vier ­Prozent auf das Jahr gerechnet. Der Gesamt-Jahresverlust für 2018 ­belief sich auf ­insgesamt 2,3 Prozent, schrieb IPE im Januar.

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