Dax-Unternehmen: Nur ein Drittel tut viel fürs Klima
Union Investment untersucht CO2-Reduktion und Reduktionsziele seit 2017 sowie Anreize in der Vorstandsvergütung. RWE kommt im Klimaranking auf Rang 2.
Die Transformation der deutschen Wirtschaft schreitet zwar voran, die Ergebnisse unterscheiden sich im Einzelnen jedoch stark. So erreicht nur knapp ein Drittel der Dax-Unternehmen in einer Klimastudie von Union Investment gute bis sehr gute Ergebnisse. In der Untersuchung werden CO2-Reduktionsziele, die Verankerung von Klimaaspekten in der Vorstandsvergütung und die CO2-Reduktion der Unternehmen seit 2017 analysiert. Sie zeigt ein gemischtes Bild: Einige Unternehmen sind Vorreiter, andere hinken deutlich hinterher. „Zwar haben alle Dax-Unternehmen das Thema Klima auf der Agenda, aber zu wenige tun bisher genug“, resümiert Johannes Böhm, Nachhaltigkeitsanalyst bei Union Investment und einer der beiden Studienautoren.
Zwölf Unternehmen schneiden insgesamt gut bis sehr gut ab. Der Erhebung zufolge sind die Unternehmen Deutsche Telekom, RWE und Bayer die ersten drei im Ranking mit einer Gesamtpunktzahl von 8,5. Neun Punkte waren maximal zu vergeben. Diese Unternehmen punkten mit ambitionierten Klimazielen, starken Anreizen für Klimaaspekte in der Vorstandsvergütung und einer guten CO2-Reduktion seit 2017. Gerade das gute Abschneiden von RWE oder Heidelberg Materials (Rang 8) sei aus Sicht der Studienautoren bemerkenswert, da beide Unternehmen zu den stärksten CO2-Emittenten im Dax gehörten.
Auf die Plätze 4, 5 und 6 im Ranking kommen Mercedes-Benz, die Commerzbank und SAP. Auf Rang 7 folgt BMW, folgt von Heidelberg Materials und Symrise (9) und Continental (Rang 10). Eon und Beiersdorf belegen die Ränge 11 und 12. Das komplette Ranking finden Interessierte in der folgenden Grafik.
Elf Unternehmen bilden das untere Drittel des Rankings. Beispielsweise Infineon oder Brenntag erzielen in allen drei betrachteten Aspekten mittelmäßige bis schlechte Ergebnisse. Für alle Unternehmen dieser Gruppe gilt: „Die Nachzügler müssen die Herausforderungen durch den Klimawandel noch ernster nehmen und ihre Strategie schnell und weitreichend anpassen“, sagt Jakob Haerle, Nachhaltigkeitsanalyst bei Union Investment und Co-Autor der Studie.
Auch Scope 3 berücksichtigt
Die Experten von Union Investment haben für die Studie die Unternehmen analysiert, die im Sommer 2023 Bestandteil des deutschen Aktien-Leitindex Dax waren. Anders als in den meisten bisherigen Studien wurden neben den direkt oder indirekt zurechenbaren Emissionen (Scope 1 und 2) auch diejenigen berücksichtigt, die aus dem Bezug von Vorleistungsprodukten oder durch die Endnutzung von Produkten der Unternehmen entstehen (Scope 3). Die Studie deckt also die gesamte Wertschöpfungskette von Unternehmen ab und ermöglicht so eine neuartige, ganzheitliche Perspektive auf die Klimastrategie der Dax-Unternehmen. Zusätzlich wurden Klimaanreize in der Vorstandsvergütung analysiert.
Die Schere zwischen der Spitzengruppe und den übrigen Unternehmen gehe bereits bei den Reduktionszielen auseinander: Lediglich sieben Unternehmen haben sich über die gesamte Wertschöpfungskette ein so ambitioniertes Ziel gesetzt, dass der CO2-Reduktionspfad schon heute mit dem Deutschen Klimaschutzgesetz übereinstimmt (Klimaneutralität bis 2045). Bei diesem Kriterium ragen etwa Deutsche Telekom, RWE oder Merck mit besonders ambitionierten Zielen heraus. Weitere zwölf Unternehmen erfüllen die EU-Vorgaben der Klimaneutralität bis zum Jahr 2050. Fast die Hälfte der Dax-Unternehmen haben sich allerdings nur Ziele gemäß Scope 1 und 2 gesetzt: „Unternehmen, die bei ihren Klimazielen nicht alle Emissionen in ihren Wertschöpfungsketten berücksichtigen, müssen deutlich nachbessern“, fordert Jakob Haerle.
Klimaaspekte in der Vorstandsvergütung
Auch seien die Herausforderungen für die Unternehmen je nach Sektorzugehörigkeit unterschiedlich. Aber Vergleiche zwischen Unternehmen derselben Branche zeigten, dass es auch hier große Unterschiede geben kann, so Union Investment. So habe sich BMW im Gegensatz zu Volkswagen bereits eine eindeutige, vollständige Net Zero-Ambition (inklusive Scope 3) gesetzt.
Nahezu alle Dax-Mitglieder hätten Klimaaspekte in den Vergütungssystemen für ihre Vorstände verankert. Allerdings bestünden große Unterschiede zwischen den Unternehmen. Insgesamt hätten Klimaaspekte in der Vergütung eine zu geringe Bedeutung. Dabei schienen solche Anreize sehr wirksam zu sein: Unternehmen mit einer soliden Verankerung von Klimaaspekten in der Vorstandsvergütung setzten sich im Schnitt ambitioniertere CO2-Reduktionsziele und hätten ihre Emissionen in den vergangenen Jahren auch stärker als andere reduziert, so die Ergebnisse der Studie.
Autoren: Daniela EnglertSchlagworte: Aktien | Fixed Income | Klimaneutralität | Klimapfade | Klimarisiken
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