Corporates
7. Mai 2024

Dax-Unternehmen investieren 260 Milliarden Euro

Aon-Studie: Anleihen sind bedeutendste Anlageklasse für Betriebsrenten. Ausfinanzierungsgrad bleibt mit 78 Prozent stabil.

Für die Betriebsrenten der größten deutschen Unternehmen gibt es ein Lob von Aon. Wie der Berater und Dienstleister anlässlich der Veröffentlichung einer Analyse der Dax-40-Geschäftsberichte schreibt, bleiben die Betriebsrenten „auch in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten solide finanziert“.

Laut der Analyse der im Dax gelisteten Unternehmen sind die Pensionsverpflichtungen der Konzerne in 2023 um 5,6 Prozent auf 332 Milliarden Euro gestiegen. Ursächlich sei zu einem Teil die neue Indexzusammensetzung, da die neu vertretene Rheinmetall und die wieder in den Dax zurückgekehrte Commerzbank zusammen mehr Pensionsverpflichtungen mitbringen als Linde und Fresenius Medical Care, die beide nicht mehr im bedeutendsten deutschen Aktienindex vertreten sind. In erster Linie führte aber die Entwicklung des Rechnungszinses zu einem Anstieg der Pensionsverpflichtungen, denn der durchschnittliche Rechnungszins für die deutschen Pensionsverpflichtungen sank von 3,82 im Vorjahr auf 3,46 Prozent. Den höchsten Rechnungszins wies im abgelaufenen Geschäftsjahr Siemens Energy mit 4,60 Prozent auf. Unternehmen, die bereits Ende September Bilanz ziehen, hatten den Vorteil mit einem höheren Zins ihre Verbindlichkeiten diskontieren zu können. Den niedrigsten Rechnungszins setzte Sartorius mit 3,10 Prozent an.

„Die in der Vergangenheit zur Eindämmung der Inflation angehobenen Zinsen sorgten dafür, dass Unternehmen insgesamt geringere Rückstellungen für ihre Pensionsverpflichtungen bilden mussten, denn mit der Aussicht auf höhere Zinserträge resultierte ein geringerer Wert an Mitteln, die benötigt werden, um die künftigen Versorgungsversprechen zu finanzieren. Zum Ende des vergangenen Jahres ist der Rechnungszins dann aber wieder abgefallen, was die Pensionsverpflichtungen entsprechend ansteigen ließ“, erläutert Christoph Tellmann, Senior Consultant Aon Wealth Solutions.

Trotz gestiegener Pensionsverpflichtungen blieb der Ausfinanzierungsgrad mit 78 Prozent stabil. Er bewegt sich in einer Bandbreite von 0 bis über 100; an der Spitze liegt die Commerzbank mit 109 Prozent. Zur Sicherung der Pensionsverpflichtungen bilden Unternehmen häufig ein speziell für diesen Zweck reserviertes Deckungsvermögen. Dieses stieg von 248 Milliarden Euro in 2022 auf 260 Milliarden Euro. Das größte Deckungsvermögen hat Siemens mit 26 Milliarden Euro. Ebenfalls auf über 20 Milliarden Euro kommen Mercedes-Benz und BASF.

Deckungskapital ist breit gestreut

Wie im Vorjahr sind Anleihen die bedeutendste Anlageklasse der Dax-Konzerne, gefolgt von Eigenkapitaltiteln und übrigen Investments, wie zum Beispiel Versicherungen. Beim Deckungskapital setzen Unternehmen aber vor allem auf eine breite Streuung der Anlageformen. „Hier kommen alle gängigen Asset-Klassen wie beispielsweise Staats- oder Unternehmensanleihen, Aktien, Versicherungen oder Immobilen vor. Laufende Kontrollen der Investmententscheidungen durch Asset Liability Management Studien helfen den Unternehmen, ihre Anlagestrategie genau auf die künftigen Renten-Cashflows abzustimmen“, berichtet Angelika Brandl, Partner Aon Wealth Solutions.

„Dabei wird versucht, Marktrisiken, wie zum Beispiel Zinsschwankungen, zu antizipieren und auch in ungünstigen Szenarien einen möglichst hohen Deckungsgrad der Pensionsverpflichtungen zu halten oder diesen perspektivisch sogar auszubauen. Generell bewegen sich unsere Gespräche mit den Unternehmen immer im Spannungsfeld zwischen Risikominimierung und der Gestaltung von attraktiven Pensionsplänen. Denn eines zeigen unsere Studien und Umfragen immer wieder: betriebliche Altersversorgung ist ein überaus wichtiges Benefit und wird gerade von Seiten der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sehr geschätzt“.

Zu den interessanten Statistiken zählt auch die Duration der weltweiten Verpflichtungen. Diese variiert innerhalb der Dax-Unternehmen zwischen neun Jahren bei Siemens Healthineers und 23 Jahren bei der Porsche AG. Oft treiben die in der Vergangenheit gewährten Rentenzusagen die Duration in die Höhe, wohingegen die neueren Kapital- oder Ratenzusagen mit einem klar begrenzten Zahlungszeitraum naturgemäß zu einer geringeren Duration führen.

Verpflichtungen und Market Cap

Interessant ist auch der Vergleich der Pensionsrückstellung mit der Marktkapitalisierung der Dax-Konzerne zum Bilanzstichtag. Hier fällt die unterschiedliche Relevanz der Pensionsverpflichtungen für die Bilanz der einzelnen Unternehmen auf. Für den gesamten Dax betrug das Verhältnis im abgelaufenen Geschäftsjahr 4,4 Prozent und lag damit leicht unter dem Wert des Vorjahres. Bei Volkswagen liegt diese Kennzahl jedoch bei 51 Prozent und damit auch weit über dem „zweitplatzierten“ Unternehmen, nämlich Continental, das auf 17 Prozent kommt. Bei Eon liegt diese Kennzahl bei 13 Prozent.

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