Pension Management
24. April 2023

Branchenversorgungswerke im Zinsaufwind

Branchenversorgungswerke wie Metallrente und Klinikrente sind weiter im Aufwind – trotz den die Renditen drückenden Garantien. Auswege bietet der Metallrente-Pensionsfonds, den die Klinikrente auch nutzt. Konsortiallösungen scheinen gut zu funktionieren.

Deutschlands große Branchenversorgungswerke trotzten Zinskrise und Pandemie bislang erfolgreich. Allen voran die Metallrente GmbH, die seit 2001 existiert und bei der die Gewerkschaft IG Metall und der Arbeitgeberverband Gesamtmetall gleichberechtigte Alleingesellschafter sind. Die Geschäftsführer Hansjörg ­Müllerleile (früher: Bosch Pensionsfonds) und Kerstin Schminke (früher: IG Metall) vermeldeten nach einem starken Jahr 2021 (siehe Ausgabe 3/2022) für 2022 gutes Wachstum. Unter dem Dach von Tarifver­trägen organisieren gut 52.000 Firmenkunden (+ 2.020) mit über 907.000 Verträgen (+ 48.000) ihre bAV über die Metallrente GmbH. Der Bestand an bAV-Verträgen hat 2022 um 5,75 Prozent zugelegt. Damit wuchs die Metallrente erneut deutlich stärker als der ­Gesamtmarkt der versicherungsförmigen bAV. Laut GDV ­stagnierte die LV-Branche 2022 bei 16,4 Millionen bAV-Bestandsverträgen.

Die Metallrente kam dagegen auf insgesamt 69.200 Neuverträge, ein Plus von 22 Prozent. Damit knackte das Versorgungswerk die Millionen-Grenze und verfügt über rund 1,06 Millionen Verträge im Bestand (+ sechs Prozent). Denn zu den 907.000 reinen bAV-­Verträgen kommen noch 148.000 Policen zur privaten Absicherung der Arbeitskraft (+ 6,3 Prozent). „Die Metallrente organisiert mehr als jede zwanzigste Direktversicherung“, betont Hansjörg Müllerleile. Gleichwohl sieht man Nachholbedarf bei der Arbeitskraftab­sicherung: Die Zahl der Neuverträge hat sich auf 8.800 halbiert. „An der Absicherung der eigenen Arbeitskraft zu sparen, kann aber fatal sein, denn statistisch ist jeder vierte Beschäftigte im Laufe ­seines Lebens von Berufsunfähigkeit betroffen“, so Schminke.

Konsorten machen Vertrieb, Verwaltung und Kapitalanlage

Damit die Risiken eines so großen Kollektivs auf mehrere Schultern verteilt werden können, arbeitet das Versorgungswerk mit ­einem Konsortium an Versicherern zusammen. Die Bestände ­werden von den Konsorten Allianz, R+V, Swiss Life, Ergo und seit Sommer 2020 auch der Versicherungskammer Bayern (VKB) ­gemäß ihrer jeweiligen Beteiligung gemeinschaftlich getragen (VKB bislang nur für die Arbeitskraftabsicherung). Auch den überwiegenden Teil der Kapitalanlage übernehmen die Konsorten. Inner­halb der Kapitalanlage gibt es aber auch ein exklusiv für die Metallrente von AGI aufgelegtes und verwaltetes Fondsportfolio. „Über die strategische Kapitalanlage wird zweimal jährlich in ­unserem Kapitalanlageausschuss, dem auch Vertreter von IG ­Metall und Gesamtmetall angehören, entschieden“, erklärt Laura Leithold, Leiterin Konsortialmanagement bei der Metallrente. Alle Entscheidungen, die den Pensionsfonds und das Fondsportfolio betreffen, „liegen vollständig bei uns und unseren Sozialpartnern“.

BZML und Niedrigzins stoppen „Chance“

Beim sicherheitsorientierten Direktversicherungstarif („Profil“) geht die Kapitalanlage zu 100 Prozent in das Sicherungsvermögen der Versicherungspartner von Metallrente ein. Für 2023 ist eine ­Gesamtverzinsung von 3,1 Prozent deklariert – samt Beteiligung an den Bewertungsreserven und nicht garantierter ­Schlussüberschüsse am Ende der Laufzeit (2022: 2,8 Prozent). Beim kapitalmarktnahen Direktversicherungstarif („Chance“) fließt die Kapitalanlage ins ­Sicherungsvermögen und bis zu 50 Prozent in Aktien und Anleihen im Metallrente-Fondsportfolio. Das „Chance“-Neugeschäft war 2022 gestoppt, weil wegen der BZML-Fokussierung und dem niedrigen Rechnungszins „nicht mehr ausreichend hohe ­Beitragsanteile renditestark in Sachwerte innerhalb des Metallrente-Fondsport­folios investiert werden können“, hieß es auf Nachfrage. Das soll sich bald ändern. „Ab April 2023 wird das fondsgebundene Konzept ‚Chance‘ wiederaufgelegt und kann durch deutlich verringerte ­Kosten um bis zu 15 Prozent höhere Leistungen im Vergleich zum Vorgängerprodukt erzielen“, kündigte Müllerleile an.

In die Lücke durch den Chance-Stopp sprang auch 2022 der Metall-Pensionsfonds, der seit dem Start 2003 durchschnittlich 4,6 ­Prozent Rendite pro Jahr erzielt hat (bis 2021: 5,9 Prozent) und 2022 um 23.900 Verträge wuchs (2021: + 12.600). Der Pensionsfonds ver­bindet eine 100-Prozent-Beitragsgarantie mit Aktien- und Fondsinvestments von bis zu 80 Prozent im Metallrente-Fondsportfolio. „Immer mehr Firmen ermöglichen ihren Beschäftigten die bAV auch im Metallrente-Pensionsfonds“, beobachtet Müllerleile und nennt für das Vorjahr 60 Prozent Zuwachs auf inzwischen 4.300 Kundenunternehmen. In der Kapitalanlage fährt der Metall-Pen­sionsfonds drei Strategien: Dynamik (bis 57), Balance (bis 60) und Sicherheit (bis Renteneintritt). Die Anlage erfolgt im „Metallrente-Fondsportfolio“, in Rentenpapieren und im Sicherungsprodukt der Allianz Leben. Wegen der BZML stehen zu Rentenbeginn mindestens die eingezahlten Beiträge zur Verfügung. Die Höhe der Überschussrente wird zu Rentenbeginn ermittelt und dann garantiert.

Apropos BZML: Die 100-Prozent-Bruttobeitragsgarantie lässt sich für Anbieter bei 0,25 Prozent Rechnungszins selbst bei Laufzeiten von 30 Jahren nicht mehr wirtschaftlich abbilden (siehe Ausgabe 5/2021). Die Metallrente hatte auch in der Direktversicherung bis zuletzt zur BZML gestanden. Marktführer Allianz senkte jedoch schon 2021 bei mehreren kapitalmarktnahen Tarifen die Rentenfaktoren, darunter auch für die BZML im Tarif „Chance“ der ­Metallrente (siehe Ausgabe 3/2021). Inzwischen richtet die Allianz den Fokus noch stärker auf die BoLZ, die verschiedene Garantie­niveaus ermöglicht. Allerdings wird die BZML noch in ­bestehenden Kundenbeziehungen angeboten, so die Allianz auf Nachfrage vor einem Jahr. Derweil setzt die Metallrente weiter auf die BZML im Metall-Pensionsfonds, auch mit Blick auf die noch nicht vollständig geklärte Rechtslage. Tarifverträge der Branche machen keine Aussage zu erlaubten Zusagearten. Als diese 2001 und 2006 ­geschlossen wurden, war ein anhaltendes Niedrigzinsumfeld gleichwohl nicht abzusehen. „BoLZ-Angebote mit abgesenkten Garantieniveaus, wie sie derzeit am Markt verbreitet sind, stellen aus unserer Sicht für Arbeitgeber wie für Beschäftigte nicht die werthaltigste Zusage dar“, meinte Müllerleile Anfang 2022. In diesem Zusammenhang biete das neue „Chance“-Angebot ab April „eine neue Benchmark in diesem Segment, weil es bessere Leistungen und damit aber auch effektiv höhere Sicherheiten für Beschäftigte und Arbeitgeber in einem Umfeld ohne gesetzliche oder gerichtliche Klarheit bringt“, ist Müllerleile überzeugt.

Klinikrente setzt schon auf BoLZ

Auch die Klinikrente verzeichnete 2022 wieder starken Zuwachs. Mit rund 12.600 Menschen kamen aber etwa 18 Prozent weniger hinzu als 2021. Insgesamt 404 weitere Unternehmen schlossen sich der Klinikrente an, sodass inzwischen 5.600 Krankenhäuser, Reha- und Pflegeeinrichtungen Mitglied sind. Ende 2022 waren über 125.000 Versicherte im Bestand, davon 91.000 in der bAV, so ­Geschäftsführer Hubertus Mund. Rund 36.000 Verträge privater Arbeitskraftabsicherung kämen hinzu. Auch bei der Klinikrente agiert ein ähnliches Konsortium im Hintergrund bei Kapitalanlage und Vertrieb, so Mund. Risikoträger sind Allianz, Condor, Deutsche Ärzteversicherung, R+V und Swiss Life. Zugleich bedient das Branchenversorgungswerk inzwischen über 30 Tarifverträge, die direkt von den Sozialpartnern in den Kundenunternehmen abgeschlossen wurden. Auch die Klinikrente deklariert in den ­Durchführungswegen der klassischer Direktversicherung und ­U-Kasse 2023 eine vergleichsweise hohe Gesamtverzinsung von bis zu 3,2 Prozent. Bereits seit einigen Jahren setzt das Versorgungswerk auch auf kapitalmarktorientierte Lösungen. „Diese Produkte ­werden auch bei steigenden Zinsen ein fester Bestandteil der Angebote sein“, so Mund und verweist auf ein Novum: „Seit diesem Jahr bieten wir auch für die U-Kasse einen kapitalmarktnahen Tarif, bei dem ein Teil der Beiträge in das Metallrente-Fondsportfolio fließt.“
Bereits seit 2022 bietet das Versorgungswerk im Rahmen einer BoLZ im Vorsorgekonzept „Chance“ Garantieniveaus von wahl­weise 90, 80 oder 60 Prozent. „Die BZML gibt es bei der ­Klinikrente nur noch im Metallrente-Pensionsfonds“, bestätigt die Geschäftsführung auf Nachfrage. Hintergrund: Unter dem Namen „Klinikrente im Metall-Pensionsfonds“ können seit 2021 auch ­Beschäftigte im Gesundheitswesen mit dem Metall-Pensionsfonds vorsorgen.

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