BNP Paribas AM zieht eine Milliarde Euro aus Kohle ab
Sinkende Wettbewerbsfähigkeit der Kohleindustrie. Mehr als 300.000 junge Menschen demonstrieren allein in Deutschland für entschiedene Klimapolitik.
BNP Paribas Asset Management stellt die Finanzierung von Unternehmen ein, welche mehr als zehn Prozent ihres Gewinns mit Heizkohle erwirtschaften und/oder deren Anteil mehr als ein Prozent der globalen Produktion ausmacht. Die Maßnahme soll ab Anfang 2020 für alle aktiv verwalteten offenen Fonds. Sie soll darüber hinaus zur Standardoption für alle Seperate Accounts werden. BNP Paribas Asset Management verwaltet knapp 399 Milliarden Euro. „Aus Sicht der Investoren sind die Aussichten für die Kohleindustrie zunehmend unsicherer, da weniger kohlenstoffintensive Brennstoffquellen, insbesondere erneuerbare Energien, immer wettbewerbsfähiger werden“, begründet Mark Lewis, Global Head of Sustainability Research bei BNP Paribas Asset Management, diese Maßnahme. Ausnahmen soll es für Unternehmen geben, welche glaubwürdige Unternehmensstrategien zur Reduktion ihre kohlebasierten Aktivitäten auf ein Niveau nachweisen können, welches mit dem Pariser Klimaabkommen vereinbar ist. Diese seien an konkrete Pläne zur Veräußerung von Kohleanlagen oder den Erwerb von kohlenstoffarmer Energieerzeugungskapazitäten gekoppelt.
Politischer Druck wächst
Die Ankündigung von BNP Paribas ist gut getimed. Mehr als 300.000 Schülerinnen und Schüler in 230 Städten haben im Rahmen von Schulstreiks allein in Deutschland für eine entschiedene Klimapolitik demonstriert. Weltweit gab es in 123 Ländern und über 2000 Städten Proteste im Rahmen der Bewegung „Fridays for Future“. Sie fordern politische Maßnahmen, um die Erderwärmung bis zum Ende des Jahrhunderts deutlich unter zwei Grad zu halten. Beim derzeitigen Entwicklungsstand steuert die Welt auf einen Anstieg von vier Grad zu. Die globalen Emissionen sind zuletzt wieder leicht gestiegen. Entgegen des positiven Images halten sich auch in Deutschland die Emissionen seit 2009 in etwa konstant – vor allem aufgrund steigender Emissionen im Verkehrssektor.
Durch den Rückzug aus kohleintensiven Unternehmen zieht BNP Paribas rund eine Milliarde Euro ab – ein Bruchteil der globalen Investitionen in fossile Energien. Laut der Organisation Fossil Free Funds hat allein Vanguard 303 Milliarden Dollar in Aktien fossiler Energien investiert, iShares rund 113 Milliarden Dollar. Der norwegische Ölfonds hat letzte Woche bekanntgegeben, sich aus der Finanzierung von Ölförderungsunternehmen zu verabschieden.
Autoren: Tim BüttnerSchlagworte: Klimawandel | Nachhaltigkeit/ESG-konformes Investieren
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