Betongold verliert deutlich an Glanz
Assekuranz senkt Renditeerwartung drastisch. EY: Versicherungen sind Stabilisator für Immobilienmarkt.
Versicherer senken ihre Renditeerwartungen ab und krempeln die Ärmel hoch. Wie das EY Trendbarometer berichtet, erwarten die im Mai und Juni befragten 32 Teilnehmer aus der Assekuranz, dass die Renditen im Vergleich zum Vorjahr deutlich fallen: Direkt gehaltene Immobilien um etwa 70 Basispunkte auf 3,8 Prozent, indirekte Anlagen sogar um 130 Basispunkte auf dann nur noch 4,2 Prozent. Für die Macher der Studie, die diesen Rückgang als „Erdrutsch“ bezeichnen, begründet sich das Minus vor allem in erwarteten negativen Wertänderungsrenditen des Bestandsportfolios. Eine Erklärung für den stärkeren Rückgang bei den Fondsanlagen ist der Leverage. Erwies sich dieser in der Vergangenheit als Vorteil, so ist er nun ein Problem.
Quoten bei 14 Prozent
Mit Blick auf die gedämpften Erwartungen ist auch ein Rückgang der Immobilienquote zu erwarten. Dem diesjährigen Anstieg auf im Schnitt 13 Prozent dürften zumindest keine weiteren Steigerungen folgen. Vor zehn Jahren lag die Quote noch bei zehn Prozent. In der diesjährigen Umfrage gaben nur noch 14 Prozent der Teilnehmer an, eine höhere Immobilienquote anzustreben. Im Vorjahr waren es noch 50 Prozent.
Bei Transaktionen üben sich Versicherer nun in Zurückhaltung. Zukäufe erfolgen allenfalls „restriktiv“ und auf der Verkäuferseite würden „vorsichtige Bereinigungen“ vorgenommen. Der Schwerpunkt der Aktivitäten gilt aber nun dem Bestand, der energetisch ertüchtigt werden soll. „Das Gros der Versicherer hat die Notwendigkeit der nachhaltigen Transformation erkannt. Dafür wollen viele selbst Hand anlegen und ihre Immobilien entsprechend sanieren. Nur rund jeder fünfte Befragte fasst Portfoliobereinigungen ins Auge“, sagt Jan Ohligs von EY. Grundsätzlich zeigt das Barometer ein sehr klares Meinungsbild zu Klimarisiken an. Diese und transitorische Risiken berücksichtigen 95 Prozent der Befragten besonders bei ihrer Portfoliostrategie.
Auf dem Immobilienmarkt sind Versicherungen trotz einer gewissen Zurückhaltung aber relativ aktiv. „Andere Anlegergruppen wollen sehr opportunistisch den Tiefpunkt abwarten und halten sich extrem zurück“, kommentiert Christoph Haub von EY, der gemeinsam mit seinem Kollegen Jan Ohligs das Immobilienbarometer präsentierte. „Versicherer kaufen – trotz vielleicht noch weiter fallender Preise – auch jetzt, weil sie einen langfristigen Anlagehorizont haben. Man kann also sagen, dass Versicherungen für den Immobilienmarkt ein Stabilisator sind.“
Letzteres gilt insbesondere für Core und Value-add. Diese Segmente werden nun im Vergleich zu Core plus beziehungsweise Opportunistic bevorzugt.
Autoren: Patrick EiseleSchlagworte: Immobilien | Nachhaltigkeit/ESG-konformes Investieren
In Verbindung stehende Artikel:
Schreiben Sie einen Kommentar