Versicherungen
20. Februar 2023

Aufseher warnen vor Risiken im Finanzsystem

Versicherungen mit Inflations-, Liquiditäts- und Kreditrisiken konfrontiert. Zentralbank im Fokus.

Der Krieg gegen die Ukraine, die Energiekrise und die Inflation stressen das Finanzsystem und sorgen für Risiken. Trotz allem hat sich das Finanzsystem bislang als robust erwiesen. Auch die Versicherungswirtschaft habe sich als stabil erwiesen, bleibe jedoch mit erhöhten Risiken konfrontiert. Dies vermeldet der Versicherungsverband GDV als Ergebnis der Überprüfungen durch FSB und IAIS (Financial Stability Board und International Association of Insurance Supervisors).

Ein wesentliches Risiko für die Finanzstabilität sei insbesondere ein erneuter signifikanter und abrupter Zinsanstieg. Entscheidend für die weitere Entwicklung werde unter anderem sein, ob die Zentralbank ihre Glaubwürdigkeit behält und wie die nächsten geldpolitischen Schritte vom Markt aufgenommen werden. Eine wichtige Rolle wird dabei auch spielen, wie das anstehende „Quantitative Tightening“ – die Reduzierung der Zentralbank-Bilanzen nach den Asset-Käufen der letzten Jahre – von den Märkten aufgenommen wird. Besonders im Fokus für die Entwicklung der Staatsanleihen-Rendite ist das auslaufende „Asset Purchase Programme“ (APP) der Notenbank.

Der Versicherungssektor stehe im Hinblick auf die akuten Stabilitätsrisiken nicht im Zentrum der Aufmerksamkeit der makroprudenziellen Aufseher, schreibt der GDV. Sowohl die Europäische Versicherungsaufsichtsbehörde Eiopa als auch die Internationale Vereinigung der Versicherungsaufsichtsbehörden IAIS haben im Dezember in ihrem Financial Stability Report beziehungsweise Global Insurance Market Report im Rahmen ihrer makroprudenziellen Überwachung die Stabilitätslage der europäischen beziehungsweise globalen Versicherungswirtschaft positiv bewertet. Die Eiopa konstatiert, dass der regulatorische Rahmen sich als robust erwiesen hat und die Versicherer die zahlreichen Schocks der letzten Jahre gut gemeistert haben. Die Kapitalausstattung bleibe komfortabel. Angeführt wird dabei unter anderem der Anstieg der Solvenzquoten der Lebensversicherer zurückgehend auf das im Jahr 2022 gestiegene Zinsniveau (auf 237 Prozent in Q2 2022 gegenüber 216 Prozent in Q2 2021).

Von den makroprudenziellen Aufsehern werden für den Versicherungssektor in den jüngsten Berichten insbesondere die folgenden potenziellen Risikofaktoren herausgestellt:

  • negative Auswirkungen der hohen Inflation auf die Schaden- / Unfallversicherer, insbesondere durch den starken Anstieg der Schadenzahlungen in einigen Bereichen
  • Liquiditätsrisiken für die Lebensversicherer bei weiter abrupt steigenden Zinsen, wenn dies stark vermehrte Vertragskündigungen nach sich ziehen würde
  • erhöhte Markt- und Kreditrisiken aus Assets mit geringerer Kreditqualität oder illiquiden Assets (etwa im Fall einer weiteren Ausweitung der Spreads bei Staats- und Unternehmensanleihen)

Eiopa sieht kein Derivate-Risiko

Darüber hinaus galt in den letzten Monaten aufgrund der Entwicklungen in Großbritannien auch den Derivategeschäften der Versicherer verstärkte Aufmerksamkeit. Die Eiopa komme jedoch zu der Einschätzung, dass Versicherer und bAV-Einrichtungen der EU zum einen weniger verwundbar gegenüber Risiken aus Nachschusspflichten sind. Zum anderen würden bei einem Bedarf an Asset-Liquidierung aufgrund der gut diversifizierten Portfolios geringere Auswirkungen auf die Liquidität in spezifischen Marktsegmenten resultieren.

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