Versicherungen
25. April 2019

Assekurata: Solvenzquoten der Lebensversicherer steigen auf 491 Prozent

Steigerung gegenüber Ende 2017 um 40 Prozentpunkte. LTG-Maßnahmen und ZZR wirken sich positiv auf Solvenzquoten aus.

Laut einer Berechnung der Assekuranz-Ratingagentur Assekurata sind die Solvenzquoten deutscher Lebensversicherer nach Solvency II seit Ende 2017 gestiegen. Im Durchschnitt liegen diese nun bei 491 Prozent, nachdem sie zum letzten Berichtszeitpunkt noch bei 451 Prozent lagen. Als Grund führt Assekurata insbesondere die aus Übergangsmaßnahmen und Volatilitätsanpassungen bestehenden LTG-Maßnahmen für die Steigerung an, welche von vier von fünf Lebensversicherungen angewendet werden. Hierdurch fielen die Zahlen vielfach höher aus. Rechnet man die LTG-Maßnahmen heraus, bleiben die Solvenzquoten mit durchschnittlich 274 Prozent gegenüber dem Vorjahr (273 Prozent) konstant. Assekurata weist auf deutliche Unterschiede der Solvenzquote verschiedener Versicherer hin, welche sich im Spektrum von rund 140 Prozent bis über 1000 Prozent bewegen. Die höchste Solvenzquote hat Swiss Life mit 1.071 Prozent, dahinter liegen die Sparkassenversicherung Sachsen (1.034 Prozent) und die Mecklenburgische (997 Prozent).

Übergangsmaßnahmen und ZZR

Wichtigsten Beitrag für die Solvenzquoten leisten die Übergangsmaßnahmen, welche diese um 173 Basispunkte steigern. „Die Übergangsmaßnahmen zielen darauf ab, in einem sechzehnjährigen Überleitungszeitraum die Versicherungsbestände erst allmählich in die vollständigen Solvency-II- Anforderungen einzubringen beziehungsweise einen sukzessiven Übergang auf die Zinsstrukturkurve von Solvency II einzuleiten“, erläutert Lars Heermann, Bereichsleiter Analyse und Bewertung der Assekurata Assekuranz Rating-Agentur GmbH. „Obwohl die Anrechenbarkeit der Übergangsmaßnahmen jährlich um rund sechs Prozentpunkte abnimmt, kann damit ein Großteil der Versicherer die Quote stärken.“ Die auf Dauer angelegte Volatilitätsanpassung wirkt sich mit 44 Basispunkte geringfügiger auf die Solvenzquoten aus. Auch das zum Bilanzstichtag 31.12.2019 etwas höhere Kapitalmarktniveau und eigenmittelschonendere Produktpolitik der Lebensversicherer trage zur Erhöhung der Solvenzquote bei.

Wichtig sei auch die Verfahrensänderung bei der Berechnung der Zinszusatzreserve. „Dies erklärt auch, wieso viele Versicherer mit garantielastigem Altbestand in diesem Jahr einen deutlichen Anstieg der aufsichtlichen Quote verzeichnen konnten“, führt Assekurata-Bereichsleiter Lars Heermann aus. „Langfristig wird die marktweit zu beobachtende Neujustierung des Geschäftsmodells hin zu garantieärmeren Produkten die Werte weiter stabilisieren, wobei deutsche Lebensversicherer im internationalen Vergleich bereits heute hohe Solvenzquoten aufweisen.“

Schwierige Vergleichbarkeit der Solvenzquoten

Assekurata merkt jedoch an, dass die Solvenzquoten nur bedingt vergleichbar sind, da Versicherer auch teilweise oder vollständig auf ein internes Modell zurückgreifen können, sofern dieses von der BaFin zertifiziert wurde. Gleichwohl haben diese bereits eine große aufsichtsrechtliche Relevanz. „Vergleichbar mit Fiebermessen sind sie ein Indikator für den aktuellen Gesundheitszustand der Unternehmen, indem sie die Höhe der Kapitalausstattung im Solvency-II-Modell komprimiert widerspiegeln“, erläutert Lars Heermann. „Letztlich kann die Solvenzquote für die Gesamteinschätzung eines Versicherers aber nur ein Merkmal von vielen sein. Einen umfassenden finanziellen Check-up über ein breit angelegtes und zukunftsgerichtetes Rating ersetzen die Solvenzquoten nicht.“

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