Alternative Anlagen
8. April 2019

Investoren finanzieren Unternehmen

Erste Studie zum Kreditfondsmarkt in Deutschland. Rendite-Risiko-Relation, Diversifikation und Verwendung als Anleihenersatz Investitionsgründe für Investoren.

Solvency II und Basel III sind regulatorische Impulsgeber für ­Corporate Private Debt. Ersteres begünstigt im Grundsatz Fremdkapital, letzteres hemmt die Kreditvergabe von Banken. In der Folge ist der europä­ische Markt für Corporate-Private-Debt laut Preqin-Daten seit 2010 von fünf auf 33 Milliarden Dollar in 2017 – wenn auch unter Schwankungen – stark gestiegen. Dominiert wird der Markt durch ­Direct Lendings, gefolgt von Distressed Debt. Der Bundesverband Alternative Investments, BAI, machte sich nun darum verdient, in einer ­Studie zu Unternehmenskreditfinanzierungen die Sichtweisen von Unternehmen, Kreditfonds und Investoren einzeln darzustellen und so ein Gesamtbild des deutschen Kreditfonds-Markts zu zeichnen. „Den Dreiklang aus Kreditnehmern, Kreditgebern und Fonds zu verstehen, ist dabei wichtig. Wir sind mit den gewonnenen ­Informationen zufrieden und werden in den nächsten Monaten als Verband an einer Vertiefung arbeiten“ sagten Matthias Erb und Andreas Kalusche, ­beide Vorstandsmitglieder des BAI und Mitbetreuer der Studie.

Wie die BAI-Studie ermittelte, sind in Deutschland rund 35 ­Kreditfonds aktiv. Diese vergeben schwerpunktmäßig an deutsche Unternehmen Kredite, investieren aber ihr Kapital aus Diversifikationsgründen ­europaweit. Die Anzahl von 35 Fonds und ein Marktanteil von 35 ­Prozent im deutschen Mittelstand bei Firmenübernahmen sind ­beachtlich, wenn man bedenkt, dass es Kreditfonds hierzulande erst ab März 2016 erlaubt war, direkt Kredite an Unternehmen zu ­ver­geben. Die Kreditnehmer weisen laut Umfrage einen Umsatz zwischen 25 und 75 Millionen Euro auf. Das Kreditvolumen der einzelnen Unternehmenskredite liegt zwischen 2,5 und 150 Millionen Euro und wird hauptsächlich für Übernahme- oder Wachstumsfinanzierungen eingesetzt. Die Laufzeiten liegen vorwiegend zwischen fünf und sieben Jahren. Die überwiegende Mehrheit der Kredite ist endfällig und ­verfügt über mehr als zwei Gläubigerschutzklauseln, wobei der Verschuldungsgrad die wichtigste Einschränkung in den Kreditverträgen darstellt. Am häufigsten werden Senior- und Unitranchen ausgereicht, deren Anteile jeweils bei 37 Prozent liegen.

Gute Rendite-Risiko-Relation

Der Hauptgrund für Investments in Unternehmenskredite ist die ­gute Rendite-Risiko-­Relation. Die Unternehmenskreditfonds dienen dabei oft als Ersatz für ­Anleihen und werden, aufgrund der fehlenden Korrelation zu kapitalmarkt­basierten Investitionen, aus Diversifika­tionsgründen einem Investor-Portfolio beigefügt. Die meisten Investoren besitzen bereits ­langjährige Erfahrungen im Bereich Unternehmenskredite und bevorzugen in der Regel den Einzelfonds gegenüber einem Dachfonds. Daher ­investieren rund 80 Prozent der Investoren auch in mehr als fünf ­Kreditfonds gleichzeitig. Wie der Verband ­ermittelte, ist für den Investor die Cash Yield wichtig. Diese soll aufgrund der bevorzugten Wahl von Senior-­Tranchen und Unitranchen auch mehrheitlich mindestens in einer Bandbreite zwischen drei und zehn Prozent liegen. Die Investoren ­legen dabei wie bei Anleihen überwiegend Wert auf eine stetige und jährliche Ausschüttung. Fast 87 Prozent meiden dabei allerdings Kreditfonds, die selbst als Fonds Kredit aufnehmen, um über den FK-Hebel eine höhere Rendite zu erreichen. Neben der Rendite sind auch die Kosten des Kreditfonds ein wichtiger Punkt bei der ­Anbieterwahl. Rund 60 Prozent aller Investoren zahlen eine Management Fee zwischen 0,5 bis ein Prozent und 30 Prozent der Investoren sind sogar bereit eine Gebühr zwischen ein und 1,5 Prozent zu bezahlen. Die Bezahlung einer Performance Fee wird von den Investoren sehr unterschiedlich bewertet. Während rund 6,5 Prozent diese generell ablehnen, sind 29 Prozent aller ­Umfrageteilnehmer bereit, diese ­ohne Bedingungen zu bezahlen.

Regulatorisch empfinden rund 68 Prozent der Investoren das unter Solvency II geltende „Durchschauprinzip“ als herausfordernd. Auch bei der Anwendung der Anlageverordnung wird Kritik laut. Nur 48 Prozent der Teilnehmer sehen die Einordung von Kreditfonds nach der AnIageverordnung als „eindeutig“ an. Zudem sind zwölf Prozent der Ansicht, dass diese Einordung nur mittels externer Hilfe richtig vollzogen werden kann. Daher erachtet auch die Mehrzahl der ­Teilnehmer (76 Prozent) die unterschiedlichen Regelungen nach Solvency II und Anlageverordnung als nicht sinnvoll. Bezüglich der Struktur wird vor allem der Luxemburger Masterfonds geschätzt.

Im Schnitt beantworteten mehr als 30 Investoren die einzelnen ­Fragen des BAI. Die Hälfte der Befragten verwalten Vermögen ­jenseits von zehn Milliarden Euro. 45 Prozent wird nach Solvency II reguliert, rund 36 Prozent der Teilnehmer legen die Anlageverordnung zu­grunde. 41 Prozent aller Umfrageteilnehmer haben mehr als fünf ­Jahre Erfahrung mit dieser Anlageklasse. Rund 31 Prozent wollen ­unter fünf Prozent ihrer Gelder in Kreditfonds investieren und über 21 Prozent haben eine Zielgröße zwischen fünf und zehn Prozent.

Investoren und Banken: Koexistenz statt Konkurrenz

Dem deutschen Unternehmenskreditfondsmarkt steht nach BAI-­Ansicht auch in Zukunft ein weiteres Wachstum bevor. Dies werde nicht kontinuierlich, sondern wie bisher mit Schwankungen erfolgen und an Breite, über die bisherigen Bereiche Übernahme- und Wachstumsfinanzierungen hinaus, gewinnen. Eine Entwicklung wie in den USA sei aber aufgrund der deutschen Wirtschaftsstruktur und der ­immer noch hohen Bankendichte nicht zu erwarten. Dennoch sei das Potenzial enorm. Gerade bei längeren Laufzeiten, komplizierten ­Geschäftsentwicklungen und im Sub-Investment-Grade-Bereich des deutschen Mittelstandes werden die Kreditfonds langfristig die ­Banken auch in Deutschland schlagen können, und so einen festen Platz in der Finanzierung der deutschen Unternehmen erhalten. Dies ­werde eher im Zuge einer Koexistenz durch Ergänzung als über ­einen Konkurrenzkampf mit den Banken erfolgen.

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